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Die Stadtkonzerte gehören zu den besonderen Highlights des «One of a Million»-Musikfestivals. Denn: ein bisschen Dada muss sein.
In der Villa Paul am Theaterplatz herrscht geschäftiges Treiben. Im oberen Stock ist die sanfte Stimme des britischen Singer/Songwriters Matthew Falloon zu hören, begleitet von feinen Gitarrenklängen. Es sind die kleinen Perlen der Badener Kulturlandschaft, die an diesem Nachmittag als Veranstaltungslokale dienen und zum eigenwilligen Charme des «One of a Million»Musikfestivals beitragen.
Bei frühlingshaftem Wetter führt die Reise weiter in die «Unvermeidbar» – die Tische sind längst alle besetzt, einige Gäste haben es sich auf dem Boden bequem gemacht. Die Sonne taucht das Lokal in weiches Licht, als Pamela Mendez die kleine Bühne betritt. Im ersten Moment mag die schrummende E-Gitarre so gar nicht zur leicht heiseren Stimme der Singer/Songwriterin mit mexikanischen Wurzeln passen, doch die ungewohnte Mischung geht auf. Mal wild und energisch, dann wieder sanft gleitend, entfaltet die Musik ihre fast schon psychedelische Wirkung. Plötzlich reisst ein lauter Knall das Publikum aus den Tagträumen – die Soundanlage hat den Geist aufgegeben. Doch die Situation wird unkompliziert gelöst; die sympathische Sängerin entscheidet sich spontan, das Konzert unplugged weiterzuführen.
Nicht weit davon entfernt – im Gewölbekeller der Cava-Bar, entführen die beiden Sänger und Gitarristen von «Astronauts» die Zuschauer in fremde Sphären – es ist Musik, die zum Träumen einlädt. Mit ihrer «unsichtbaren Band», wie Dan Carney die Klänge aus der Konserve liebevoll nennt, erschaffen die Briten mit einfachsten Mitteln eine enorm dichte Atmosphäre. Und trotz der stickigen Luft herrscht eine familiäre Atmosphäre im Raum, der nur von Kerzen und einer Lichterkette erhellt wird. Längst gibt es im kleinen Lokal wortwörtlich kein Durchkommen mehr, einige Zuschauer müssen derweil mit der Treppe vorliebnehmen.
Von der Halde führt der Weg wieder hinauf, durch die Altstadt bis ins Chriesi-Areal. Im «Trotamundos» hat es sich der eigenwillige Sänger Louis Jucker bequem gemacht. Seine Musik ist nur schwer zu beschreiben, geschweige denn zu verstehen. Grimassen schneidend, trommelt er auf seine Gitarre, während seine elektronisch verzerrte Stimme Kapriolen schlägt – dann wieder wispert er fast unverständlich ins Mikrofon. Bei so viel «Dada» kann man den Schweizer wohl zur Avantgarde der hiesigen Musikszene zählen. Die Töne müssen nicht immer getroffen werden und auch mit seinen Liedtiteln bricht Jucker mit musikalischen Konventionen. So gehören «I hate to hurt the hearts I eat» oder «My best Friend is a Tiger» zu seinem Repertoire – ganz nach dem Motto: Musik darf auch mal verstörend sein.
Währenddessen geht es im Kulturcafé gleich nebenan mit «Lilly among Clouds» zivilisierter zu und her. Die Gitarre und das Piano harmonieren perfekt mit der Stimme von Sängerin Lilly Brüchner und ziehen den Zuhörer vom ersten Moment an in Bann. Nur schwer will man sich von ihr trennen. Was vom Tag bleibt, sind vielfältige Eindrücke und die Lust auf mehr.