Die Marktfahrer sind unzufrieden. Sie kritisieren Online-Buchungssystem der Stadt Baden. Einigen langjährigen Aussteller gelang es damit nicht, sich rechtzeitig einen Platz zu ergattern. Der «Flohmi» findet ohne sie statt.
Am Samstag findet auf dem Theaterplatz der erste Flohmarkt von neun in diesem Jahr statt. «Ob Regen, Wind, Sonnenschein oder Hitze, mit wenig oder viel Geld in der Kasse – mir, meinen Standnachbarn und der Kundschaft hat es immer Spass gemacht», schreibt Irene Brunner in einem Abschiedsbrief. Während vieler Jahre hat die Marktfahrerin aus Künten, die 20 Jahre in Baden wohnte, am Flohmarkt einen Stand geführt. Sie wird nicht mehr in Baden am Flohmarkt vertreten sein.
Mit dem neuen Buchungssystem müssen Standplätze seit Anfang Jahr online gebucht werden. «Ich bin mit dem Internet nicht vertraut und hatte als berufstätige Frau keine Chance, am 25. Januar am Schalter in Baden einen Platz zu reservieren», erklärt sie. Brunner ist nicht die einzige Ausstellerin, die das Vorgehen der Stadt kritisiert. Dort hat man zwar im Dezember angekündigt, dass ab 25. Januar 2016 auf ein Online-Buchungssystem umgestellt und der Standpreis pro Laufmeter von sieben auf zwölf Franken erhöht werde.
Martin Brönnimann, Polizeichef und oberster Marktverantwortlicher, hat Verständnis für die Enttäuschung. Allerdings ermögliche das Buchungssystem keine Sonderregelungen. Diesbezüglich habe man die Stammaussteller orientiert. Er sieht im System sogar Vorteile: «Jetzt haben alle Aussteller gleich lange Spiesse.» Wer nicht übers Internet kommuniziert, kann bei uns am Schalter oder bei Baden Info einen Standplatz buchen», erklärt Brönnimann. Garantien für einen Stammplatz gebe es leider nicht mehr.
Er habe am 25. Januar die Website angeklickt, doch es funktionierte nicht, erklärt Rudi Kohlbrenner, der seit über 15 Jahren nach Baden an den Flohmarkt fährt. Tags darauf sei sein Stammplatz bereits weg gewesen.
Man hätte den langjährigen Ausstellern ihren Stammplatz reservieren können, kritisiert Kohlbrenner. «Hier kannten sich die Leute seit Jahren, und wenn man einmal austreten musste, so schaute die Nachbarin auf den Stand», sagt er. Überhaupt: «Wir waren so etwas wie eine grosse Familie und hatten auch privat Kontakt untereinander.» Er hat nun genug: «Bei mir ist die Lust auf den Flohmarkt in Baden weg», erklärt Kohlbrenner.
Seit über zehn Jahren trifft man auch die Badenerin Caterina Congi am Flohmarkt. Mit der Reservation per Internet hat sie zwar keine Probleme. Vielmehr mit der Art und Weise, wie langjährige Marktaussteller aus der Region diesem System gleich ausgeliefert seien wie Standbetreiber aus der Ostschweiz oder sonst woher. «Früher genossen diejenigen aus der Umgebung, die regelmässig am Flohmarkt einen Stand hatten, gewisse Privilegien: «Sie hatten ihren Stammplatz.» Die Reservation habe während vieler Jahre funktioniert.
Nun gehe die Regionalität des Flohmarktes verloren», befürchtet Congi. Es müsste doch eine Lösung geben, wie man den Stammkunden entgegenkommen könnte. Congi kritisiert auch die Preispolitik der Stadt. «Mit dem Aufschlag um fünf auf zwölf Franken pro Laufmeter herrschen hier schon fast Zürcher Verhältnisse», sagt sie. Am Samstag wird der Theaterplatz gut besetzt sein. Martin Brönnimann: «Der Buchungsstand ist ausgezeichnet.»