Region
Debatte um Linienführung: Soll Limmattalbahn über Würenlos statt Neuenhof fahren?

Geht es nach den Plänen der Aargauer Regierung, führt die Limmattalbahn in Zukunft von Killwangen über Neuenhof zum Bahnhof Baden. Doch das passt nicht allen: Soll die Limmattalbahn statt durch Neuenhof über Würenlos nach Baden fahren?

Martin Rupf
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Geht es nach den Plänen der Aargauer Regierung, soll in Killwangen-Spreitenbach nicht Endstation sein.

Geht es nach den Plänen der Aargauer Regierung, soll in Killwangen-Spreitenbach nicht Endstation sein.

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Dass der Kanton Aargau beabsichtigt, die Limmattalbahn dereinst vom Bahnhof Killwangen über Neuenhof und Wettingen zum Bahnhof Baden weiterzuführen, stösst dem Neuenhofer Ortsbürger Toni Benz sauer auf. Erstens brauche es in Neuenhof die Bahn nicht, da die Gemeinde mit Bus und S-Bahn schon sehr gut erschlossen sei. Zweitens teile die Bahn das Dorf in zwei Hälften. Drittens werde die Lebensqualität entlang der Bahnlinie sinken. Viertens fehle der nötige Platz für das Trassee. Und fünftens könne sich die Gemeinde die Bahn schlicht nicht leisten. Aus all diesen genannten Gründen kann Benz nicht verstehen, dass die Linie durch Neuenhof führen soll. «Ursprünglich waren im kantonalen Richtplan vier Korridore für die Limmattalbahn vorgesehen; einer davon hätte über Würenlos geführt.» In Anbetracht der schlechten Anbindung des Würenloser Gewerbes und der Sportanlagen würde es für Benz mehr Sinn machen, die Bahn über Würenlos zu führen. «Dieser Meinung ist übrigens auch die Gemeinde Killwangen», so Benz.

Möckel: «Das ist nett gemeint»

Tatsächlich? Eine Nachfrage bei den betreffenden Gemeinden zeichnet ein etwas anders Bild. «Das mag ja durchaus nett gemeint sein, doch ich muss Herrn Benz leider widersprechen», sagt der Würenloser Gemeindeammann Anton Möckel (parteilos). Eine Weiterführung der Limmattalbahn über Würenlos statt Neuenhof mache für ihn aus mehreren Gründen keinen Sinn. «Erstens, weil ich nicht sehe, wie die Bahn von Killwangen nach Würenlos geführt werden soll. Entweder die Bahn quert die Limmat schon vor dem Bahnhof Killwangen-Spreitenbach, was wenig Sinn macht. Oder aber die Bahn überquert die Limmat danach, müsste dann aber auf der anderen Seite quasi wieder zurück nach Würenlos fahren.»

Vor allem aber brauche es die Limmattalbahn in Würenlos nicht, weil die Gemeinde mit den RVBW-Linien 1 und 11 und den beiden Bahnhöfen in Würenlos und Killwangen-Spreitenbach sehr gut erschlossen sei. «Und nicht zuletzt darf man nicht ausser Acht lassen, dass die Gemeinde mit jeder zusätzlichen öV-Anbindung mehr an das öV-Netz zahlen muss.» Schon heute weise Würenlos dank der guten Anbindungen einen sehr hohen Pro-Kopf-öV-Beitrag aus. «Vor diesem Hintergrund würden Kosten und Nutzen einer Limmattalbahn durch Würenlos in einem schlechten Verhältnis stehen», sagt Gemeindeammann Möckel.

So sähe die geplante Strecke im Schnelldurchlauf aus – inklusive Haltestellen.

Killwangen hofft auf Lift

Der Killwanger Vize-Ammann Walter Hubmann (parteilos), er ist auch zuständig für den öffentlichen Verkehr, ist ebenfalls der Meinung, dass Killwangen Richtung Würenlos mit dem Ortsbus schon ziemlich gut verbunden sei. «Wenn ich mir am Reissbrett als Killwanger eine Linie wünschen könnte, dann würde diese am ehesten direkt Richtung Wettingen und Wettinger Tägi führen.» Man könne sich tatsächlich fragen, wie viel Sinn es mache, die Limmattalbahn über das Neuenhofer Feld Richtung Neuenhof zu führen. Nur: «Alternativen gibt es eigentlich gar keine. Denn wie soll die Bahn ab dem Bahnhof Killwangen-Spreitenbach überhaupt nach Würenlos fahren? Ich sehe da keine Möglichkeit respektive das wäre schlicht nicht finanzierbar.»

Der Vizeammann bezeichnet sich in Bezug auf die geplante Bahn als «kritischen Befürworter». Der Nutzen für Killwangen sei nicht wahnsinnig gross – mit oder ohne Weiterführung nach Baden. «Oder sagen wir es so: Besser wird die Verkehrssituation dadurch nicht, aber dank der Bahn verschlechtert sie sich auch nicht weiter.» Der Grund für Hubmanns verhaltene Freude ist mit der Lage der geplanten Bahn-Station zu begründen. «Man hat einfach die billigste Lösung gesucht und deshalb die Limmattalbahn vor den Bahnhof Killwangen-Spreitenbach als vorläufige Endstation gestellt», so Hubmann. Keiner der Vorschläge im Zusammenhang mit dem Busbahnhof und dem Güterschuppen sei berücksichtigt worden. «Es wäre eine schöne Geste gewesen, wenn die Betreiber wenigstens einen anständigen Teil an den geplanten Lift vom Bahnhof ins Dorf hinauf geleistet hätten. Doch leider ist dies nicht der Fall.»

Und doch stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Gemeinde Killwangen dereinst einen Lift erhält, der den Bahnhof mit dem Dorf verbindet. Eigentlich hätte dem Stimmvolk diesen Sommer an der Gemeindeversammlung ein Kredit vorgelegt werden sollen. Doch weil der Bund Anfang Jahr seinen Beitrag im Rahmen des Agglomerationsprogramms Aargau-Ost sistiert hat, habe sich die Gemeinde entschieden, mit dem Baukredit zuzuwarten, so Hubmann. Ende letzter Woche wurde nun jedoch bekannt, dass der Bund doch 1,38 Millionen Franken an den Lift zahlen will. «Somit sind die Chancen auf die Realisierung des Lifts wieder gestiegen», so Hubmann.