Paul Conrad stellt in seiner Freizeit aus Schrotteilen Tiere her.
Nicht flauschig weich fühlt sich der Esel beim Streicheln an, sondern hart und kalt. Kein Wunder – das Tier besteht aus Altmetall: Mistgabeln und Schaufeln formen den Kopf, Fassbänder, Autofelgen und Mähscheiben den Körper. «Der Esel und das Pferd gehören zu meinen Lieblingen», sagt Paul Conrad vor dem ehemaligen Milchhäuschen, wo die beiden Tiere stehen. Hier, in einem rustikalen Holzhäuschen in Sulz bei Künten, stellt er seine Kunstwerke aus.
Paul Conrad bittet hinein in den ersten Stock und setzt sich auf das Sofa. Er ist von Spinnen, Eulen und weiteren Tieren umgeben – keines, das nicht aus Altmetall ist. «Das ist meine Bedingung», sagt er und lacht. Denn was er vor zwölf Jahren aus Jux angefangen hat, dem will Conrad auch heute noch treu bleiben. Damals restaurierte er in seiner Freizeit alte Autos. «Plötzlich kam ich auf die Idee, Schrottteile zu Tieren zusammenzuschweissen», sagt der 42-Jährige. Die Leidenschaft nahm ihren Lauf. Zuerst stellte er eines her, dann zwei, dann drei: «Mit der Zeit wurden es so viele, der Platz in der Garage reichte nicht mehr aus.» Als sich 2007 die Gelegenheit ergab, das Milchhäuschen zu mieten, griff er zu.
«Weil es mir Spass macht»
Zwar schweisst Paul Conrad die Tiere noch immer in der Garage in Remetschwil zusammen, wo er mit seiner Frau lebt. Doch hat er diese fertig gebaut, so verlegt er sie nach Sulz. Jeweils am letzten Samstag im Monat lädt er zum Tag der offenen Tür ein. Zweimal pro Jahr, im Sommer und Winter, organisiert Conrad eine Ausstellung – immer mit einem anderen Motto. Einmal waren es die Sterntaler, einmal die Bremer Stadtmusikanten.
Viele fragen Paul Conrad, warum er in seiner Freizeit tierische Kunstwerke baue, wo diese doch schwierig zu verkaufen seien. «Ich antworte jeweils: ‹Weil es mir Spass macht›», sagt er mit einem Lachen. Ihm sei einzig wichtig, dass sein Hobby ein Nullsummenspiel bleibt. «Klar bin ich froh, wenn ich etwas verkaufen kann», sagt er. Vielmehr sei ihm wert, wenn er sehe, dass die Leute Freude an den Kunstwerken haben – oder beim Spazieren vor dem Holzhäuschen stehen bleiben und hineingucken.
Die Preise variieren zwischen 25 und 9000 Franken. Die bis zu vierstelligen Beträge kommen zustande, weil Paul Conrad darauf achtet, dass die Grösse und die Proportionen stimmen. So ist der Bär, der neben Esel und Pferd ebenfalls vor dem Häuschen steht, fast drei Meter hoch.
Leute bringen Altmetall her
An seinen Figuren arbeitet Conrad an Wochenenden oder abends nach der Arbeit. «Das tut mir gut und hilft mir, abzuschalten», sagt er und fügt an: «Hier kann ich auch mal einen Zentimeter daneben liegen und meine Ideen umsetzen.» Ganz im Gegenteil zum Alltag, wo er als Architektur- und Prototypenmodellbauer auf jeden Millimeter achten und Kundenaufträge ausführen muss. Die Schrottteile für die Tiere findet er bei Alteisenhändlern. «Viele wissen von meinem Hobby und stellen mir Alteisen hin», sagt er. Zudem rufen Privatpersonen und Bauern Paul Conrad an, wenn sie Material abzugeben haben. Apropos abgeben: «Wenn ich etwas verkaufe, dann tut es mir fast ein wenig weh», sagt er und lacht: «Mir gefällt einfach jedes Tier.»