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Mehrere Einwohnerräte riefen am Montag zur Foto-Solidaritätskundgebung «Geri bleibt!» vor dem Badener Stadthaus auf. Die Stadtpolizei hat die Demo nicht genehmigt, toleriert sie aber.
Geht es nach den Lesern war bis zum Wochenende noch klar: Ein Rücktritt ist unausweichlich. Gemäss der nicht-repräsentativen Online-Umfrage von aargauerzeitung.ch stehen nur 28 Prozent hinter dem Stadtammann.
Auch FDP-Ständerätin und Badenerin Christine Egerszegi betonte im «Sonntalk» gestern Abend, dass Geri Müller nicht mehr gehe als Stadtammann.
Fotoaktion «Geri bleibt!»
Kehrt die Stimmung in Baden zugunsten von Geri Müller? Zumindest seine Freunde machen sich, nach teils skeptischer Zurückhaltung letzter Woche, jetzt stark für den Grünen-Politiker. Eine Gruppe um die Einwohnerräte Andrea Arezina (SP), Benjamin Steiner (team), Susanne Slavicek (team), Steffi Kessler (SP) und weiteren ruft für Montagabend via Facebook vor dem Stadthaus in Baden zu einer Foto-Solidaritätskundgebung «Geri bleibt!» auf.
Geri Müller leiste hervorragende Arbeit als Stadtammann von Baden, schreiben sie. «Genau darum haben wir ihn alle gewählt. Daran hat sich überhaupt nichts geändert. Geri Müller hat unser vollstes Vertrauen – er ist unser Stadtammann und er soll es auch bleiben», schreiben die Initianten der Aktion «Geri bleibt»
Auch der Präsident der Grünen Aargau, Jonas Fricker, seine Teilnahme zugesagt. Am Montagnachmittag hat der Event über 100 Zusagen auf Facebook. Die Idee sei spontan entstanden, sagt Markus Widmer (SP) vom Komitee zur az. Man hoffe, dass möglichst viele kommen – auch Bürgerliche. Geri Müller sei informiert. Widmer geht nicht davon aus, dass er auch kommt.
«Geri bleibt»-Kundgebung wird von Stadtpolizei Baden toleriert
Die Fotoaktion vor dem Badener Stadthaus wurde nicht genehmigt, wird aber toleriert. «Wir haben dies einem Vertreter des OK so mitgeteilt», so Max Romann, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei Baden.
Die Benützung des öffentlichen Grundes für Anlässe, wie sie auch die Kundgebung darstellt, ist in Baden bewilligungspflichtig. Grundsätzlich, so heisst es, gelte die Kundgebungsfreiheit. Bearbeitet werden die Gesuche in der Regel durch die Gewerbepolizei.
Die Fristen für Eingabe und Bearbeitung können dabei auch sehr kurz sein. Gemäss Max Romann, Vize-Chef der Stadtpolizei Baden, erfolgte die Anfrage für die Fotoaktion mündlich und auf gleichem Weg erfolgte auch die Mitteilung, dass man die Aktion toleriere – mit der Auflage an die Organisatoren, dass sie das Gesuch schriftlich nachreichen werden.
Im Gespräch fanden Stadtpolizei und Organisatoren einen Konsens: «Wir wollen beide, dass der Anlass nicht ausartet.» Auflagen wurden keine konkret formuliert, doch die Polizei hat entsprechende Vorkehrungen getroffen, die allerdings im Vorfeld nicht mitgeteilt wurden.
Blocher, PR-Berater, Todesdrohungen
Die Sonntagszeitungen haben teilweise akribisch den Verlauf und die bisherigen Wendungen in der Affäre um den Badener Stadtammann und grünen Nationalrat Geri Müller nachgezeichnet. So förderte die «Schweiz am Sonntag» zutage, dass nach den «Nackt-Selfies» einer Sekretärin aus dem Bundeshaus Christoph Blocher angesprochen wurde, Geri Müller sei auch einer, der «so etwas» mache. Mehr wisse er nicht, es habe ihn auch nicht interessiert, so Blocher.
Dafür meldet die Zeitung, dass der Anwalt und Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Baden, Josef Bollag, eine Todesdrohung erhalten hat. Eine solche erhielt auch der PR-Berater Sacha Wigdorovits. Beide waren mit Müllers Chat-Partnerin in Kontakt. Müller ist inzwischen krankgeschrieben. Die «SonntagsZeitung» bezeichnet ihn als Opfer einer Politintrige.
Im «SonntagsBlick» sagte Müllers Chat-Partnerin, sie habe nicht gewusst, welche Lawine ihr Gang an die Öffentlichkeit auslösen würde. Und weiter: «Ich würde es deshalb nicht mehr tun.»