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Zusammen mit der Gewerkschaft Syndicom demonstrierten betroffene Journalisten vor der Dornbusch Medien AG gegen ausbleibende Löhne. Der Redaktionsleiter des christlichen Verlags äussert sich sich zu der Aktion.
«Seit über 1 Jahr 1200 CHF offen!», «Du sollst deinen Nächsten bezahlen wie dich selbst!» und «11. Gebot: Zahle deine Schulden!». Diese Sätze haben freischaffende Journalisten auf Schilder geschrieben. Damit demonstrieren sie am Freitagmorgen mit der Unterstützung der Gewerkschaft Syndicom vor der Dornbusch Medien AG in Dättwil gegen ausbleibende Löhne.
Bereits im Mai berichtete diese Zeitung über die Kritik gegen das Badener Medienhaus. Laut ehemaligen Redaktoren bezahlte der christliche Verlag seine freien Mitarbeitenden erst, als diese mit rechtlichen Mitteln drohten oder das Betreibungsamt einschalteten. Die sechs anwesenden Demonstranten sind persönlich betroffen: Einige von ihnen erhielten ihren Lohn nach langem Hin und Her. Andere warten noch immer.
«So behandelt zu werden, ist respektlos», sagt eine Journalistin. «Vor allem von einem Verlag mit christlichem Hintergrund dürfte man mehr Humanität erwarten.» Mit dem öffentlichen Protest wollen die Teilnehmenden auf die Missstände aufmerksam machen und «andere Journalisten warnen», wie Pieter Poldevaart, ehemaliger Redaktor und Gründungsmitglied des Pressebüros Kohlenberg, sagt. «Der Leser kriegt schliesslich oftmals nicht mit, was hinter den Kulissen passiert.» Der Protest startet an der Hauptstrasse, wo die Demonstranten ein grosses Banner sowie ihre Schilder hochhalten. Nach einer Viertelstunde ziehen die Freischaffenden vor das Medienhaus. Immer wieder bleiben Passanten stehen, einige fragen sogar, worum es geht. Marco Geissbühler von der Gewerkschaft Syndicom verteilt Flyer und erklärt, was es mit der Aktion auf sich hat.
«Die Journalisten gelangten bereits im letzten Herbst an uns und baten um Hilfe», erzählt der Regionalsekretär. Die Syndicom vertritt unter anderem die Interessen von Arbeitnehmenden im Bereich Medien. «Als Gewerkschaft können wir bei solchen Umständen nicht wegschauen», sagt Geissbühler. Als Abschluss der Demonstration übergaben die Teilnehmenden der Dornbusch Medien AG noch eine Broschüre mit «10 Tipps für den fairen Umgang zwischen Redaktionen und Freien».
Bei der Firma hat man für die Demonstration kein Verständnis: Die Aktion sei peinlich, findet Anton Ladner, Leiter der Redaktionen. «Solche Massnahmen gefährden unsere Stellen. So generiert die Gewerkschaft nur noch mehr Liquiditätsprobleme.» Denn mit der Übernahme der Firma, damals noch CAT-Medien, im Jahr 2015, habe man auch deren Schulden übernommen. Seither befindet sich das Medienhaus in Sanierung. Dass noch Löhne ausstehen, streitet Ladner nicht ab: Insgesamt 4800 Franken für vier der Demonstranten stünden noch aus. «Wir werden sie bezahlen», versichert Ladner. Zuerst müsse aber stets das Dringlichste erledigt werden, die Zahlungen an die Post, die Druckerei und die Löhne der Festangestellten. So hätten sich die Verzögerungen ergeben. «Wir haben die Firma vor dem Konkurs gerettet und seither viele Opfer gebracht», sagt Ladner. «Dass wir jetzt als die Dummen dargestellt werden, finde ich schade.»