Verkehrsprojekt
Der Aargauer Regierungsrat will eine Limmattalbahn bis nach Baden – so soll die Strecke aussehen

Die Limmattalbahn soll künftig nicht in Killwangen enden, sondern über Neuenhof und Wettingen nach Baden fahren. Der Kanton Aargau hat dafür ein Richtplanverfahren gestartet.

Martin Rupf
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So soll die Limmattalbahn in Killwangen-Spreitenbach dereinst gestaltet werden. (Visualisierung)

So soll die Limmattalbahn in Killwangen-Spreitenbach dereinst gestaltet werden. (Visualisierung)

Architron GmbH, Zürich, zvg

Es handelt sich um ein Jahrhundert-Projekt: Die Rede ist von der Limmattalbahn, die Pendler vom Bahnhof Altstetten ZH nach Killwangen-Spreitenbach befördern soll. Auf einer Strecke von über 13 Kilometern werden dabei 27 Haltestellen bedient. Doch dabei soll es nicht bleiben: Geht es nach den Plänen der Aargauer Regierung, soll die Bahn dereinst nicht in Killwangen-Spreitenbach enden. Existierte diese Idee bis anhin lediglich als «Vororientierung» im Aargauer Richtplan, wird nun ein konkreter Korridor für eine Linienführung eingezeichnet.

«Das Trassee soll vom Bahnhof Killwangen-Spreitenbach über Neuenhof und eine neue Limmatquerung zum Wohnschwerpunkt Tägerhard-Ost im Osten von Wettingen führen», schreibt der Kanton. Von dort gehe es weiter durch das Zentrum von Wettingen, über die Hochbrücke und den Schlossbergtunnel zum Bahnhof Baden. Und: «Damit in Wettingen künftig S-Bahn, Limmattalbahn und Bus optimal miteinander verknüpft werken können, soll die S-Bahn-Haltestelle Tägerhard im Richtplan zum Zwischenergebnis aufgestuft werden.»

Bewusst jetzt kommuniziert

Brisant: Die Mitteilung erfolgt just wenige Wochen vor der Zürcher Volksabstimmung am 23. September über den Kredit des Abschnitts Schlieren–Killwangen. Sollten die Stimmbürger den Kredit ablehnen, wären die Aargauer Pläne obsolet, da der Bahnhof Schlieren Endstation bedeuten würde. Zufall, Provokation oder Gleichgültigkeit? «Der Kanton Aargau kommuniziert den Richtplan-Eintrag ganz bewusst und in Absprache mit der Zürcher Regierung zum jetzigen Zeitpunkt», sagt Simone Rangosch, Leiterin Abteilung Verkehr beim Aargauer Departement Bau, Verkehr und Umwelt. Ziel sei es, ein klares Signal an all jene zu senden, die der Meinung seien, bei der Limmattalbahn handle es sich nur um ein Zürcher Projekt, mit einer Länge im Kanton Aargau von gerade einmal drei Kilometern. «Doch die Limmattalbahn ist viel mehr als das. Es ist ein zukunftsweisendes Projekt für das ganze Limmattal und auch für den Kanton Aargau von grosser Bedeutung», so Rangosch.

Ursprünglich standen vier Korridor-Varianten im Raum. Aus drei Gründen habe sich das Baudepartement für den nun vorliegenden Korridor entschieden. «Erstens führt dieser Korridor durch das Gebiet, das heute schon das grösste Potenzial in Bezug auf Einwohner und Arbeitsplätze aufweist», sagt Rangosch. Zweitens orte der Kanton in diesen Gebieten in Zukunft die grössten Entwicklungspotenziale. «Und drittens stellt das heute noch wenig entwickelte aber erschlossene Gebiet Tägerhard-Ost einen kantonalen Wohnschwerpunkt dar, den wir in die künftige Linienführung integrieren wollten.»

Der Richtplan sieht die Weiterführung der Limmattalbahn bis nach Baden vor

Der Richtplan sieht die Weiterführung der Limmattalbahn bis nach Baden vor

ZVG

Doch wie genau soll die Limmattalbahn künftig über die Hochbrücke und anschliessend durch den Schlossbergtunnel Richtung Bahnhof Baden geführt werden? Beides Abschnitte, die heute schon sehr dicht befahren sind. «Das Vorhaben ist abgestimmt auf das Regionale Gesamtverkehrskonzept Ostaargau (Oase), das parallel dazu in Planung ist», erläutert Rangosch. «In diesem Konzept ist angedacht, dass die Hochbrücke in Zukunft vom motorisierten Individualverkehr befreit wird und nur noch dem öV sowie Fuss- und Veloverkehr dient – für die Autos würde eine neue Brücke gebaut.» Dies wiederum würde es ermöglichen, die Limmattalbahn über die Hochbrücke zu führen. Und zum Schlossbergtunnel sagt Rangosch: «Rein technisch wäre es möglich, die Bahn durch den Tunnel zu führen.» Aber natürlich müsse man in den nun folgenden Planungsschritten prüfen, wie die Lösung für Limmattalbahn und Strassenverkehr aussehe. «Denkbar ist ein Mischverkehr, wie wir das aus Zürich mit den Trams kennen, die sich die Strasse mit den Autos teilen», sagt Rangosch.

War in der Vergangenheit die Rede von einer möglichen Verlängerung der Limmattalbahn von Killwangen-Spreitenbach nach Baden, kam immer sofort auch die Diskussion über eine noch weiterführende Verlängerung etwa Richtung Baden-Dättwil, Fislisbach und schliesslich Mellingen-Heitersberg auf. Dies deshalb, weil die stillgelegte Nationalbahnlinie für eine solche Weiterführung prädestiniert wäre. «Natürlich haben wir auch das genau angeschaut und geprüft», so Rangosch. Der Kanton erachte eine mögliche Weiterführung der Limmattalbahn eher in Richtung Siggenthal als prüfenswert und sinnvoll. «Von einer Weiterführung auf der alten Nationalbahnlinie Richtung Mellingen sieht der Kanton hingegen eher ab, weil eine solche Linie an den Hauptbedürfnissen vorbeilaufen würde.» Konkret: Bus-Pendler vom Rohrdorferberg müssten dann in Dättwil umsteigen. Rangosch: «Das wäre für die Pendler zu wenig attraktiv, als dass sie das Angebot nutzen würden», ist Rangosch überzeugt.

Ganze Strecke bis 2022 in Betrieb

Die betroffenen Gemeinden und Regionalplanungsverbände sind nun eingeladen, den vorgesehenen Richtplaneintrag bis zum 16. November zu beurteilen. Die öffentliche Anhörung des geplanten Richtplaneintrags wird dann 2019 folgen, der Richtplanbeschluss durch den Grossen Rat voraussichtlich 2020. Immer unter der Voraussetzung, dass das Zürcher Stimmvolk den Kreditbeschluss für den Bau des Abschnitts Schlieren–Killwangen bestätigt.
Das gesamte Projekt kommt auf rund 755 Mio. Franken zu stehen. Der Löwenanteil trägt dabei der Kanton Zürich mit 510 Mio. Franken. Der Aargau steuert 180 Mio. Franken bei. Die erste Etappe wird derzeit erstellt. Die Strecke vom Farbhof in Zürich Altstetten bis Schlieren soll – als Verlängerung der bestehenden Tramlinie 2 – im September 2019 eröffnet werden. Der Baustart für die zweite Etappe ist Mitte 2019 vorgesehen. Ende 2022 ist die Inbetriebnahme der gesamten Strecke geplant.