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Der abtretende Gemeindeammann Hans Ulrich Reber über die unendliche Geschichte des Alterszentrums, seinen Parteiwechsel samt Versöhnung und seine Liebe zu Orchideen.
Hans Ulrich Reber (SVP) stellt sich gut gelaunt vor die Kameralinse, die Sonne scheint, er trotzt der winterlichen Kälte und lächelt. Der Gemeindeammann geniesst die letzten Tage seiner 12-jährigen Amtszeit. «Auf den früheren Fotos bin ich immer mit gäggelifarbenen Pullovern zu sehen», erzählt er. «Im Dorf war ich bekannt dafür». Er habe die pink-, rot- oder grünfarbenen Pullis wegen seiner Partnerin Stella getragen. «Ihr gefiel das so gut.» Heute trägt er Anzug und Krawatte.
Hans Ulrich Reber: (Lacht) Ich muss das ganze Büro räumen und im Moment sieht es dort etwas chaotisch aus.
Hans Ulrich Reber (72) wurde 2005 nicht nur in den Gemeinderat gewählt, sondern direkt zum Gemeindeammann von Würenlos. Der damals 60-Jährige war zu jenem Zeitpunkt noch Präsident der FDP Würenlos. 2013 trat er zur Partei aus und wechselte später zur SVP.
Während seines Berufslebens war Reber in Ausführungsunternehmen tätig. So in Firmen des Bautenschutzes und der Bausanierung als Geschäftsführer. In den letzten Berufsjahren mit bereits reduziertem Pensum als Leiter der Qualitätssicherung.
Ja und Nein. Denn es war eine sehr berührende Gemeindeversammlung, weil ich lieben Besuch hatte auch von ausserhalb der Gemeinde, und nach zwölf Jahren im Amt ist immer auch etwas Wehmut im Spiel.
(Überlegt lange) Dass wir mit dem Alterszentrum noch nicht weiter sind, ist für mich persönlich ein negativer Punkt. Aber die Geschichte ist so komplex, dass wir umgekehrt froh sein können, dass wir heute eine Alterszentrum Würenlos AG haben, die nun wirken kann.
Nein, gar nicht. Es war eine verworrene Situation und eine langwierige Geschichte.
Das nicht, aber die Versammlung war sehr heftig. Es wurde hart gefochten und ich bekam aufs Dach, weil unser Antrag, das Alterszentrum auf dem Wiemel zu bauen, nicht durchkam. Danach musste ich erst einmal vier Tage abtauchen und ging auf den Zeltplatz. Ich wollte niemanden sehen, ich wollte alleine sein.
Weil mich der Entscheid auch emotional getroffen hat. Zudem wusste ich, dass die Realisierung auf der Zentrumswiese fürchterlich schwierig werden würde und es sehr lange dauern wird. Schliesslich soll dort nicht einfach ein Einfamilienhäuschen gebaut werden.
Wir konnten glücklicherweise gut miteinander weiterarbeiten. Ich muss aber gestehen, wir hatten nie eine riesige Affinität zueinander.
Dass ich mich damals entschieden hatte, aus der Partei auszutreten, war für beide Seiten befreiend. Mein Verhältnis zur FDP ist heute sehr gut. Ich hatte mit dem Vorstand und den Mitgliedern auch nie ein persönliches Problem.
Mit Karin Funk. Wir hatten alle mit ihr die härtesten Diskussionen, weil sie als Ressortleiterin Finanzen immer den Finger auf die Ausgaben gehalten hat.
... aber inzwischen konnten wir die Schulden reduzieren und wir haben die Finanzen im Griff.
Ich würde sagen, der Punktestand blieb unentschieden, schliesslich hat der Gemeinderat Entscheide immer als Gremium gefällt.
Dafür, dass ich für die Gemeinde wirken durfte, und für den Austausch mit anderen Gemeindeammännern, wobei ich feststellte, dass sie mit den gleichen sachlichen und zwischenmenschlichen Problemen kämpfen.
Als gewählter Ammann kann man sich seine Ratskollegen nicht aussuchen, sondern das Volk wählt. Selber muss man dann einen Weg und ein Einvernehmen finden. Aber eigentlich ist immer alles gut gegangen. Insbesondere in den letzten zwei bis drei Jahren hatten wir einen bombigen Gemeinderat.
Das ist ganz klar: Ich habe den Kontakt zu den Würenlosern ungemein genossen und fühlte mich sehr stark getragen. Ich war bereits vor meiner Wahl zum Gemeindeammann 2005 in der Bevölkerung stark verankert, unter anderem durch den Turnverein und meine Arbeit in der Partei.
Ja, ich dachte damals ehrlich gesagt zuerst, jetzt spinnen sie, aber dann sah ich es als Herausforderung – genau wie zuvor, als ich in leitenden Positionen bei verschiedenen Firmen tätig war. Ich betrachte eine Gemeinde seit je als Unternehmen und nicht einfach als Verwaltung. Wir haben 6500 Kunden, die wir zufriedenstellen müssen.
Das stimmt. Ich hatte aber gute Unterstützung seitens Verwaltung und insbesondere von Gemeindeschreiber Daniel Huggler. Dennoch musste ich sehr, sehr viel lesen am Anfang.
Zuerst freue ich mich riesig auf die zweimonatige Reise mit meiner Lebenspartnerin Stella. Wir werden Anfang Jahr während zweier Monate durch Costa Rica und Kolumbien reisen.
Dann möchte ich wieder Orchideen ziehen, das ist eine langjährige Leidenschaft von mir, für die ich kaum noch Zeit hatte. Zudem habe ich bereits einige Anfragen für kleinere Mandate und ehrenamtliche Aufgaben, da darf ich aber noch nichts verraten.
Nein. Ich muss sicher 104 Jahre alt werden, um noch alles machen zu können, was ich plane.
Ja, allen Widerständen zum Trotz sollte es bis dann gebaut und in Betrieb sein.