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Kaum eröffnet, schon kritisiert: Pro Velo Baden und Fussverkehr Aargau fordern eine Umverteilung des knappen Raums am Schulhausplatz.
Pünktlich zur Eröffnung des neu gestalteten Schulhausplatzes am Wochenende gab es deutliche Kritik von Badener Velofahrerinnen und Velofahrern. Beatrice Schilling etwa, ehemalige Präsidentin der Grünen Baden, schrieb auf Twitter: «Veloweg vor dem Portal Schlossbergtunnel ist unerträglich eng. Sind das wirklich die Normbreiten? Hat es da Platz für Velo mit Anhänger?»
Es sei eine Mischung aus Ärger und Frust, sagt Schilling auf Nachfrage. Auf Twitter schreibt sie weiter: «Wegen zusätzlicher Autospur für alle zu eng: Autos müss(t)en versetzt fahren, Velostreifen und Trottoirs superknapp. Und für diesen Murks haben wir den einzigen Baum weit und breit geopfert!» Aber kommt diese Kritik nicht etwas spät, jetzt wo der Platz offiziell eröffnet und in Betrieb ist?
«Der Bau ist jetzt abgeschlossen», sagt Schilling, die von Anfang an gegen das Neubauprojekt war. «Die Interessenverbände für Fuss- und Veloverkehr werden genau beobachten, wie sich der Platz bewährt.» Es sei eine «Monsterkreuzung» entstanden, die zwar kleine Verbesserungen, aber im Grossen und Ganzen keinen Mehrwert bringe. Die Cordulapassage werde der Stadt viele Folgekosten bringen. Ihre Hauptkritik seien aber die zwei Fahrspuren für Autos durch den Schlossbergtunnel und die enge Velospur: «Der Velofahrer wird hier zur Knautschzone.»
Die Fahrspuren vor dem Schlossbergtunnel führten schon im Juni zu Kritik und zur Sorge, dass es hier zu Streifkollisionen kommen könnte. Das kantonale Departement Bau, Verkehr und Umwelt liess nun vor zehn Tagen Tafeln aufstellen, man solle versetzt durch den Tunnel fahren. Das BVU hielt fest, die Sicherheit sei bei richtigem Verhalten gewährleistet und die Spurbreiten würden den Normen entsprechen.
Schmerzlich vermisst wird von vielen Velofahrern der frühere Velotunnel, der einst für die Heerscharen von BBC-Mitarbeitern angelegt wurde, um vom Haselfeld über die Hochbrücke nach Wettingen zu kommen. In der neuen Cordulapassage haben die Velos sehr viel Platz bekommen – den sie sich aber mit Fussgängern und Café-Gästen teilen müssen.
Auch von den Fussgängern kommt Kritik: Christian Keller (Grüne), Vorstand von Fussverkehr Kanton Aargau und Einwohnerratspräsident von Obersiggenthal, hat mit Hubert Kirrmann, dem Präsidenten von Pro Velo Region Baden, ein Statement zum neuen Schulhausplatz verfasst. Darin finden sie lobende Worte, etwa für die offene und freundliche Gestaltung der Cordulapassage.
Aber sie erheben auch deutliche Kritik: Für Fussgänger sei es vor dem Falken besonders heikel, wo die Velofahrer mitten durch die Wartenden an der Bushaltestelle geführt werden, sagt Keller. Und auch er findet, die Velo-Situation habe sich verschlechtert.
Besonders gefährlich sei es, wenn man vom Schlossbergtunnel her Richtung Hochbrücke abbiegen wolle. Wo früher der Velotunnel unter der Kreuzung durchführte, müssen Velofahrer jetzt oberirdisch die beiden Autospuren queren.
Und Keller, der hier selbst regelmässig mit dem Velo vorbeifährt, sagt zur Velospur Richtung Tunnel: «Der Streifen müsste eigentlich um die Hälfte breiter sein, um hier mit einem Anhänger sicher durchzukommen».
Die Norm für Velostreifen innerorts betrage 150 Zentimeter. Die AZ hat nachgemessen: Die engste Stelle des Velostreifens ist 105 Zentimeter breit. «Der Kanton hat lieber auf Biegen und Brechen in beide Richtungen zwei Fahrspuren für Autos geschaffen.» Das gehe nun auf Kosten der Velofahrer.
Keller macht sich keine Illusionen, dass jetzt noch einmal etwas an der Verkehrsführung geändert wird. Die «Durchmischung» von Velos und Fussgängern in der Cordulapassage hält er für problematisch. Die lange Wartezeit für die Ausfahrt aus der Weiten Gasse verleite Velofahrer dazu, schnell durch die Passage zu fahren, um Zeit zu sparen. «Bis jetzt geht es eigentlich recht gut», sagt er zwar. Aber wenn durch zusätzliche Aussenbestuhlung der Platz knapper werde, könne es auch hier zu eng werden.
Einzelne Strecken über den Schulhausplatz seien für das Velo nur auf umständlichen Umwegen zu bewältigen. Pro Velo Region Baden und Fussverkehr Aargau fordern deshalb eine Neuverteilung des knappen Platzes – und damit mehr Raum für das Velo.