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Der Verein Bagni Popolari hatte dem stillgelegten Badgasthof seit 2018 wieder Leben eingehaucht. Nun kam es zur Finissage.
Wer die paar Stufen zum Bad zum «Raben» hinabsteigt, taucht in eine völlig neue Welt ein. Ein Hauch des alten Charmes strömt durch die verwinkelten Gänge des alten Badener Badegasthofs, der im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Der Übergang ins Hier und Jetzt ist speziell. Im grossen Gemeinschaftsbad erzeugt eine Klangorgel von Künstler Kaspar König – je nach Bewegung der Badegäste und dem dadurch entstehenden Wasserdruck – unterschiedliche Töne. Die wesentlich kleineren Einzel- und Familienbäder werden durch Lichtspiele und zeitgenössische Kunst in Szene gesetzt.
«Wir wollten die ganze gesellschaftliche Entwicklung von den früheren Grossbädern, in denen sich bis zu 100 Leute gleichzeitig aufhielten, bis zu den späteren Einzelbädern wieder ins Leben rufen», erzählt Bagni-Popolari-Gründungsmitglied Marc Angst.
36 Kunstschaffende und 23 Live-Performer haben seit der Eröffnung im Oktober 2018 den «Raben» bespielt. Dass das stillgelegene Bad wieder belebt wurde, ist vor allem dessen Besitzer Werner Eglin zu verdanken, der völlig offen für neue Vorschläge des über lange Zeit totgesagten Betriebs ist.
In Nacht-und-Nebel-Aktionen hat der Verein Bagni Popolari seine ersten «Guerilla»-Bädli auf dem Kurplatz und am Limmatweg auf- und abgebaut. Je nach Baustellensituation musste das schnell passieren. Erbsenzähler hatten ihre Kritik an den spontan aus Recyclingmaterial hergestellten Becken. Doch die Fangemeinde des Projekts «Bagno Popolare» überwog.
Im November 2019 eröffnete das Historische Museum Baden seine Ausstellung «Badekult. Von der Kultur zum Lifestyle» über die reiche Bädertradition in Baden. Der «Raben» wurde in das Projekt integriert. Dort konnte das Publikum mit allen Sinnen die Wirkung der heissen Quellen erleben, die einst Menschen aus aller Welt anzogen.
Die Kuratorinnen Maria Bänziger und Kathrin Doppler, die für die Inszenierung im Innenbereich zuständig waren, blicken auf eine bewegte Zeit zurück. «Als wir 2019 Eröffnung feierten, war Corona noch kein Thema. Aber bereits im Februar 2020 waren wir gezwungen zu schliessen. Erst kürzlich konnten wir wiedereröffnen.» Finanzielle Unterstützung erhielten Bagni Popolari von der Kulturförderung der Stadt Baden.
Nun geht das Projekt in eine neue Phase über. Der zur Revitalisierung der Thermalbad-Landschaft gegründete Bäderverein Baden wählte Mirko Winkel und Isabelle Meiffert als Kuratoren-Team für sein Projekt «Bäderkultur». Mit ihnen prüfen Bagni Popolari derzeit Ideen zur künftigen Zusammenarbeit – auch im «Raben». «Zusammen mit dem neuen Kuratoren-Team planen wir Lesungen, Workshops und vieles mehr. Wenn es die Situation verlangt auch virtuell von den Badewannen im Raben zu den Badewannen der Teilnehmer zuhause», sagt Kathrin Doppler.
Wann und wie es genau weitergeht, ist wegen der Pandemie noch ungewiss. Bagni Popolari möchten im Winter gerne wieder das Aussenbecken zwischen den Bäderhotels aufbauen, das schon Hunderte Gäste anzog. Aber die Voraussetzungen sind wegen der lärm- und dreckverursachenden Riesenbaustelle von Ärzte- und Wohnhaus sowie dem Thermalbad Fortyseven ungünstig.
Die Initiative von Bagni Popolari hat hohe Wellen geschlagen. Von den Gemeinen Baden und Ennetbaden wurden mittlerweile zwei dauerhafte öffentliche Becken bewilligt. Ein Riesenerfolg. Wie es im «Raben» langfristig weitergeht, darüber denkt das Kernteam von Bagni Popolari derzeit intensiv nach.