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Die Dreharbeiten zur neuen «Bestatter»-Serie ziehen die Gemeinde Freienwil in ihren Bann. Im Gasthof «Weisser Wind» wurde eine Schlägerei gefilmt – mittendrin stand Mike Müller.
Im Gasthof Weisser Wind herrscht Ausnahmezustand. Wo die Freienwiler sonst ihr Feierabend-Bier trinken, fliegen jetzt Gläser durch die Luft.
Zwei Männer prügeln sich und werfen dabei allerlei Möbel um – die anderen Gäste sind schockiert, wagen sich nicht einzumischen. Nach einigen beklemmenden Sekunden ruft eine Frau aus dem Hintergrund das erlösende «Cut!». Es ist die Regisseurin Katalin Gödrös, die zufrieden sagt: «Das war jetzt schön!»
Sie freut sich nicht etwa über das verschüttete Bier oder die Kinnhaken, welche die beiden Streithähne einstecken mussten. Sondern, dass die Aufnahme nach dem fünften Anlauf nun endlich im Kasten ist. Das ist – wie auch die Freienwiler Statisten erstmals erfahren – völlig normal in diesem Business.
Andere Szenen werden siebenmal wiederholt, bevor alle zufrieden sind. Und das sind eine Menge Leute mit hohen Ansprüchen: Regisseurinnen, Kameramann, Tonverantwortlicher, Maskenbildnerin und Lichtverantwortlicher.
Damit alles nach ihren Vorstellungen verläuft, muss auch rund um das Lokal alles abgestimmt sein: Auf der Strasse mitten im Zentrum von Freienwil müssen selbst Spaziergänger warten, bevor sie weiterlaufen dürfen. Sobald das rote Licht der Kamera aufleuchtet, steht das Dorf einen kurzen Moment lang still, hat man das Gefühl.
Der Hauptdarsteller der Serie, Mike Müller, ist natürlich auch auf Platz. Mit seiner stoischen Ruhe geht er dieselbe Szene im Restaurant wieder und wieder durch. «Immerhin bekommen Sie ständig Pommes serviert», schmunzelt eine Freienwiler Statistin. «Dafür sind sie nach dem dritten Schnitt bereits kalt», witzelt Müller zurück.
Dass die kleine Gemeinde für die Dreharbeiten ausgewählt wurde, ist mitunter darauf zurückzuführen, dass in Freienwil mit dem Weissen Wind ein geeignetes Wirtshaus zur Verfügung steht. Die Genossenschaft stellt der Produktionsfirma die Beiz inklusive Saal zur Verfügung.
«Andernorts ist es schwierig für Filmcrews – schliesslich bedeuten die Dreharbeiten immer einen finanziellen Ausfall für die Besitzer», so Genossenschaftspräsident Urs Rey.
Der Weisse Wind eignet sich nicht nur optisch für die Dreharbeiten; er hat auch nur freitags und sonntags geöffnet – so bleibt der Ertragsausfall überschaubar.
«Im Gegenzug sind die Aufnahmen nicht nur Werbung für die Gemeinde, sondern auch für unser Anliegen – den Erhalt und die Sanierung des Gebäudes», sagt Rey.
Weitere Dreharbeiten finden am 28. Juni (Friedhof) und am 8. Juli (Dorfzentrum) statt – wer interessiert ist und mucksmäuschenstill sein kann, darf einen Blick hinter die Kulissen wagen. Den Tonverantwortlichen will man nämlich auf keinen Fall verärgern.