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Die zweite Saison nach der abgewendeten Schliessung des Skulpturenparks ist eröffnet. Stiftungsratspräsidentin Isabelle Cart verrät, wie die Pläne für die Zeit nach dem Neuanfang aussehen.
Frühlingserwachen oberhalb von Dietikon und Spreitenbach: Der Bruno-Weber-Park erstrahlt in der Sonne, auch wenn die jüngste Vergangenheit noch Schatten wirft. Das mag die Stimmung an diesem Eröffnungswochenende nicht trüben; es gilt eine faszinierende Welt zu erleben: Bruno Webers Antwort auf die Industrialisierung des Limmattals, die ihren Anfang 1962 mit dem Bau seines Ateliers fand, ist eine Symbiose von Kunst und Natur, die Besucher hautnah erleben dürfen.
Das zweite Betriebsjahr nach dem Neuanfang ist für Isabelle Cart, seit Ende 2014 Präsidentin des Stiftungsrates, der eigentliche Start in die Zukunft: «Ich bezeichne das vergangene Jahr als Jahr null». Viele Altlasten gab es zu bewältigen.
Noch vor drei Jahren sollten Drachen oder Fingerlöwen ausgedient haben. Gegen die drohende Schliessung machte ein Verein mit über 16 000 Unterschriften mobil. Das zeigte Wirkung: Die mächtige Wiener Eule und ihre Gefolgschaft dürfen weiter über dem Limmattal thronen.
Ein neuer Stiftungsrat nahm den Park unter die Lupe und legte das Konzept «3.7.21» vor, das in ebensolchen Jahresetappen das Lebenswerk des 2011 verstorbenen Webers in die Zukunft führen soll. Cart und ihr kleines Team sorgen dafür, dass dies im Sinne des Künstlers geschieht.
Die Kunsthistorikerin selbst betrat die Welt des Künstlers bereits 1990 als Assistentin von Harald Szeemann. Sie weiss, dass der Park nie vollendet sein wird, sondern dass der Prozess die Kunst und Erlebnis zugleich sei.
«Aber wir haben den Weg nun geebnet und können jetzt erst richtig mit unseren Plänen beginnen», so Cart. Neben Sanierung und Umbauten wird beispielsweise das Sockelgeschoss beim Wassergarten zu Betriebszwecken umgebaut; in zehn Jahren soll es ein «Haus der Wandlung» sein, inklusive überdimensionaler Raupe auf dem Dach.
Auch ein sogenanntes «Kopfhaus» soll am Eingang errichtet werden. Sämtliche Skizzen dazu stammen von Bruno Weber selbst. Seine Ideen bilden ein richtungsweisendes Erbe. Das vorläufige Finale des Konzepts sieht vor, dass der Park behindertengerecht gestaltet wird, erklärt Eric Maier, Mitglied des Stiftungsrats.
Aber noch sind wir im Hier und Jetzt. Besonders wichtig sind derzeit Kommunikation und PR, wie Cart betont. Das Zutrittssystem wurde professionalisiert und das Informationsportal wird ständig aktualisiert. Tatsächlich ist das Potenzial des Parks noch lange nicht ausgeschöpft.
Ein Besucher am Eröffnungstag verglich den Park mit dem «Giardino dei Tarocchi», dem Kunstpark von Niki de Saint Phalle in der Toskana, dessen Ressourcen auch der Bruno-Weber-Park verdienen würde.
Er wandelt wie viele andere an diesem Eröffnungstag staunend durch den trotz Veränderungen in sich ruhenden Park. Mehrere hundert Besucher erwartet Cart an diesen ersten Tagen. Denn Bruno Webers Lebenswerk bietet vieles zu entdecken. Fast so, als würde der Künstler mahnend festhalten: Seht her – so hätte es in dieser Welt sein können.