Baden
Der Bunker des Kantonsspitals muss für den Neubau weichen

Im Zuge des Spitalneubaus wird die geschützte Operationsstätte zurückgebaut. Das Kantonsspital ist dennoch auf Krisen und Katastrophen vorbereitet.

frederic härri
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Am 31. August ist der Bunker Geschichte: Dieser Tage haben die Abbauarbeiten an der geschützten Operationsstätte begonnen. Fotos: ZVG

Am 31. August ist der Bunker Geschichte: Dieser Tage haben die Abbauarbeiten an der geschützten Operationsstätte begonnen. Fotos: ZVG

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Will man Platz für Neues schaffen, muss zuerst Altes weichen. Das gilt auch für das Kantonsspital Baden (KSB). Am 31. August fällt der Spatenstich für den Neubau des Spitals. Bis der Aushub für das 450-Millionen-Projekt in Angriff genommen werden kann, wird zuerst ein Relikt vergangener Tage zurückgebaut: Unter dem Areal, das für das neue Spital überbaut werden soll, liegt eine geschützte Operationsstätte (GOPS).

1978 wurde sie in Anbetracht der Bedrohungsszenarien während des Kalten Krieges eingerichtet. «Zu dieser Zeit spielte die Gefahr eines atomaren Angriffs eine grosse Rolle», erklärt KSB-Sprecher Omar Gisler. Eingebaut in ein dickes Kiesbett, halten die Mauern der GOPS Bombeneinschlägen bis zu einer gewissen Grenze unbeschadet stand.

Im Bunker ist man für den Ernstfall gerüstet: Er ist mit allem ausgestattet, was es zum Überleben braucht, wenn man von der Aussenwelt abgeschnitten ist. So gibt es eine eigene Notstromversorgung mit einem Dieselmotor, eine autonome Luftaufbereitung mit Filtern gegen schädliche Gase sowie eine Luftverteilung in die einzelnen Räume. Zum Inventar gehören unter anderem auch eine Küche, ein Wassertank, der 350 000 Liter fasst, eine Apotheke und eine Röntgenanlage. Bis zu 800 Personen haben in der GOPS Platz.

Keine neue GOPS in Planung

In einem Krisen- oder Kriegsfall müsste die GOPS innerhalb von 48 Stunden gereinigt zur Verfügung stehen. Aber: «Für einen solchen Fall wurde unsere GOPS glücklicherweise niemals aktiviert», sagt Gisler. Mehrmals hätten aber Übungen stattgefunden, ansonsten diente die Anlage anderen Zwecken: Während der Flüchtlingskrise in den 1990er-Jahren sowie in den letzten Jahren wurden in den unterirdischen Schutzräumen vorübergehend Asylsuchende einquartiert.

Ist nach dem Rückbau eine neue GOPS vorgesehen? «Nein», antwortet Gisler. «Zum einen liegen die Zeiten des Kalten Krieges zum Glück längst hinter uns.» Zudem sei der Unterhalt und Betrieb sehr aufwendig, weshalb man auf die GOPS künftig verzichten werde. Nichtsdestotrotz sei man aber weiterhin für Gefahrenpotenziale und Katastrophenszenarien gerüstet, betont Gisler. «Cyber-Angriffe sind ein Thema, wofür die IT-Sicherheit zunehmend wichtig werden wird. Daneben gibt es aber auch andere Katastrophenereignisse, für deren Bewältigung kantonale und nationale Einsatzkonzepte entwickelt wurden.»

Bei Unglücksfällen mit vielen Todesopfern oder Schwerverletzten würden Ressourcen mittlerweile schweizweit mobilisiert und die Opfer auf verschiedene Spitäler verteilt. «Damit ein einzelnes Spital in solchen Fällen nicht an den Anschlag gerät, werden die Spitäler rasch in Einsatzbereitschaft gesetzt und von Rettungshelikoptern und der Ambulanz angesteuert», sagt Gisler. Mindestens vier Schwerstverletzte könnten dabei im KSB aufs Mal behandelt werden, pro Person stünden für die Betreuung bis zu acht Fachkräfte bereit. Auch ohne GOPS, so Gisler, sei das KSB also weiterhin auf Krisensituationen vorbereitet.