Die CVP will für alle Wettinger Schüler ein Gratis-Jahresabo – die Rechnung sei nicht so einfach, kontert Tägi-CEO Marco Baumann.
Die CVP-Fraktion des Wettinger Einwohnerrats will für alle Schülerinnen und Schüler Wettingens die uneingeschränkte und kostenlose Nutzung des Tägi- Bads ermöglichen. Damit dies unkompliziert geschehen kann, schlägt sie vor, dass Primar-, Mittel- und Oberstufenschüler gratis eine Jahreskarte erhalten. Der Vorstoss wurde noch nicht offiziell eingereicht und ist somit noch nicht Teil des politischen Prozesses. Der Postulatstext der CVP liegt der AZ aber vor.
Derzeit wird der obligatorische Schwimmunterricht durch die Schule respektive die Gemeinde bezahlt. Pro Schüler wird der normale Einzeleintritt von 4 Franken verrechnet. Im Wettinger Budget 2021 sind dafür rund 180000 Franken vorgesehen. Die CVP rechnet vor, dass dies bei rund 2000 Schülern einen Betrag von 90 Franken pro Schüler ergibt.
Für das gleiche Geld (88 Fr.) verkauft das Tägi gemäss Preisliste Jahresabos für einheimische Kinder von 6 bis 16 Jahren. «Statt dass die budgetierten 90 Franken pro Schüler einfach in Einzeleintritten verpuffen, soll jeder Schüler kostenlos ein Jahresabo im Wert von 88 Franken erhalten», sagt Postulatsverfasser Thomas Benz. In ihrem Antrag schreibt die CVP: «Der Gemeinderat prüft gemeinsam mit der Tägi AG eine kostenlose Jahreskarte für Wettinger Schüler. Dies soll innerhalb des aktuell budgetierten Betrages (rund 180'000 Franken) umgesetzt werden. Eine Umsetzung soll so rasch wie möglich erfolgen.»
Benz ist klar, dass dieses Postulat für die Tägi AG auf den ersten Blick nicht nach einem guten Geschäft klingt, da die Kinder ausserhalb des Schulunterrichts keinen Eintritt mehr bezahlen müssten. Er sagt auch: «Das Postulat kommt mehr den Bedürfnissen der Einwohner als jenen der Tägi AG entgegen.» Der derzeitige Deal sei für das Tägi hingegen sehr gut. «Unser Vorstoss bringt echten Mehrwert für die Wettinger Bevölkerung, die Jugend und die Familien. Wir fördern die Bewegung, animieren Familien gemeinsam zu regelmässigen Besuchen im Tägi und entlasten die Haushaltsbudgets von 1000 Familien.»
Aber auch die Tägi AG könne profitieren: Dank der Ausweitung der Einzeleintritte auf ein Jahresabo könne ein nachhaltiger Wert geschaffen werden und die Eltern können, so die Absicht, motiviert werden, vermehrt mit ihren Kindern ins Tägi zu gehen. Auch die Konsumation könnte angekurbelt werden. Die CVP spricht von einem positiven Marketing-Effekt.
Tägi-CEO Marco Baumann sind die Absichten der CVP seit kurzem bekannt. «Wenn es grundsätzlich darum geht, das Tägi zu stärken, nehme ich das gerne zur Kenntnis, zumal die derzeitige Situation mit Corona für uns keine einfache ist.» Dennoch gibt sich Baumann eher zurückhaltend.
Dass das Tägi beim Schwimmunterricht den Normalpreis verrechne, stimme nur bedingt. So werde den Schulen die Reservationsgebühr für die exklusive Nutzung der Schwimmbahnen nicht in Rechnung gestellt. «Das sind pro Jahr rund 140'000 Franken», sagt Baumann; doch davon wüssten nur die wenigsten. Zudem öffne man für die Schulen extra eine Stunde früher, damit die Unterrichtszeiten optimal gestaltet werden können.
Falls es so weit komme, sei er gerne bereit, den Vorschlag anzuschauen und zu prüfen. «Der Ansatz mit dem Jahresabo klingt im Grundsatz spannend. Es ist für uns erfreulich, wenn die Anlage gut besucht wird.» Jedoch müsste man die wirtschaftliche Seite genauer überprüfen. Der Effekt der Jahresabos, etwa auf mehr Eintritte von Eltern oder die Konsumation, sei nur schwer abzuschätzen.