Baden
Der Koch aus dem Land der Peperoncini, der Gästen ein Ständchen bringt

Das Restaurant Al Peperoncino bietet einen Hauch Kalabrien zwischen Stadt und Autobahn.

Rea Vogel
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Restaurant Al Peperoncino in Baden vor Neueröffnung
8 Bilder
Im ganzen Restaurant herrschen warme Farben vor
Die Einrichtung ist bis ins Detail an dem Namen des Restaurants orientiert
Auch das Bild an der Wand ist vom Namen des Restaurants geprägt
Getrocknete Peproncini stehen auf der theke bereit
Kleine Dekorationsgegenstände unterschtreichen das Flair im Restaurant
Von Aussen leuchtet das Restaurant Al Peperoncine in knalligen Farben.
Selbst die Zahnstocher sind umgeben von Peperoncini

Restaurant Al Peperoncino in Baden vor Neueröffnung

Sandra Ardizzone

Sobald wir durch die Türen des ehemaligen Lokals Meierhof treten, werden wir mit einem laut-fröhlichen «Buongiorno» begrüsst. Breit lachend steht Luigi Madia hinter der Bar in seinem Restaurant Al Peperoncino an der Mellingerstrasse in Baden.

Das Lokal liegt ihm sehr am Herzen, obwohl er es erst seit wenigen Monaten führt. Einfach ist es jedoch nicht: «Ich bin schon ein wenig verzweifelt, denn die Strasse, die an meinem Restaurant vorbeiführt, verbindet die Stadt mit der Autobahn. Das heisst, dass alle bereits irgendwohin unterwegs sind. Natürlich hält dann niemand an», sagt der 53-Jährige.

Der Geschmack des Südens

Dabei hätte der gebürtige Italiener einige Überraschungen zu bieten. So ist die Küche nicht einfach klassisch italienisch, sondern traditionell kalabrisch. Auch gibt es selbst gemachte Pasta mit verschiedensten Saucen, die man vergeblich auf den Karten anderer Restaurants sucht.

Madia selbst sagt stolz: «Hier gibt es den typischen Geschmack des Südens.» Schon der Name des Restaurants weise darauf hin. Diesen hat sich Madia bewusst ausgesucht: «Ich stamme aus dem Land der Peperoncini und in meiner Heimat kochen wir sehr gerne scharf. Zudem ist es mir auch wichtig, das Restaurant mit Pfiff zu führen», sagt er mit einem Schmunzeln.

Geboren und aufgewachsen ist Luigi Madia in Kalabrien. 1974, als er 11 Jahre alt war, wanderte er zusammen mit seinen Eltern nach Deutschland aus. Er reiste aber nochmals nach Kalabrien zurück, um dort die gastronomische Berufsschule zu machen. Nach seinem Abschluss kehrte er Italien dann endgültig den Rücken. Der Grund dafür: «In Kalabrien gibt es wenig Arbeitsmöglichkeiten. Selbst, wenn jemand eine Arbeit findet, weiss er nie für wie lange er diese behalten kann», erklärt Madia.

Zurück in Deutschland machte er sich 1994 selbstständig. Sein Restaurant im Saarland war sein ganzer Stolz. In die Schweiz holte ihn schliesslich ein Anruf seines Bruders, der ihn um Hilfe bat. Natale Madia ist der Besitzer des Restaurants la Vecchia Posta in Wettingen.

Inzwischen ist Luigi Madia seit beinahe acht Jahren in der Schweiz und hat sein Restaurant im Saarland weitervermietet, um sich ganz auf sein Projekt «Al Peperoncino» konzentrieren zu können. Zurück nach Deutschland möchte er nicht mehr. Selbst, wenn es mit dem Restaurant nicht klappen sollte: «Natürlich hat jedes Land seine Vor- und Nachteile. Doch hier in der Schweiz gefällt es mir einfach am besten. Hier fühle ich mich wohl.»

Ein Ort zum Verweilen

Sein neues Restaurant sei aber nicht nur ein Ort zum Essen, sondern ein Treffpunkt: um zusammenzusitzen und zu geniessen. Deshalb steht der Italiener in seinem neuen Restaurant nicht mehr nur in der Küche. «Ich will Zeit für meine Kunden haben. Ob sie herkommen, um zu essen oder um bloss ein Bier zu trinken, sie sollen eine gute Zeit haben», erklärt Madia. In seinem Restaurant könne man gut den ganzen Abend bleiben. Es sei nicht der Sinn, schnell eine Pizza herunterzuschlingen und gleich wieder zu gehen. «Gäste sollen sich Zeit nehmen und einen italienischen Abend erleben», so der Kalabrier.

Dazu gehört für ihn auch, dass er den Kunden ab und an ein Ständchen bringt. «Kochen und Musizieren tue ich mit Leidenschaft», sagt der langjährige Gastronom und strahlt über das ganze Gesicht. Leider könne er kein Instrument spielen höchstens ein wenig klimpern, erzählt der Italiener. Auch über den Mittag kann man bei ihm vorbeischauen und aus drei verschiedenen Mittagsmenüs auswählen. Eine weitere Attraktion öffnet erst, wenn die Sonne wieder scheint: Im Sommer gibt es einen Biergarten.

Trotz aller Angebote bleiben die Gäste derzeit aus: «Letzte Woche war das Lokal leider wenig besucht», sagt Luigi Madia. Dies, obwohl das Restaurant mit dem Auto oder auch mit dem Bus ganz einfach zu erreichen sei. Vom Bahnhof Baden her braucht man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln knapp fünf Minuten, bis man zum «Al Peperoncino» gelangt – ein kleines Stück Süditalien, mitten in Baden.

Neueröffnung «Al Peperoncino»: Sonntag, 6. März, ab 15 Uhr, mit Apéro. Mellingerstrasse 146, Baden.