Roger Amann, Direktor des Manor Baden, äussert sich zur Schliessung der Filiale in Zürich und gibt ein Bekenntnis zum hiesigen Standort ab.
Auch wenn die Nachricht, wonach Manor das Warenhaus an der Zürcher Bahnhofstrasse auf Ende Januar 2020 schliessen wird, nicht völlig überraschend kam, so sorgte die Meldung gestern doch schweizweit für Schlagzeilen (AZ von gestern).
Nach jahrelangen Verhandlungen mit der Swiss Life als Besitzerin der Liegenschaft zieht Manor einen Schlussstrich. Laut «Blick» habe der Lebensversicherer den Mietzins von heute 6 auf künftig 19 Millionen Franken erhöhen wollen.
Zuletzt habe Manor Swiss Life gar ein Kaufangebot in Höhe von 535 Millionen Franken unterbreitet. Doch der Lebensversicherer habe abgelehnt.
Die Meldung dürfte auch in Baden für einigen Gesprächsstoff gesorgt haben, verbindet die Bäderstadt doch eine lange Geschichte mit dem Warenhaus.
Auch wenn die Ausgangslage in Baden – die Liegenschaft gehört Manor selber – eine andere ist als in Zürich, so dürfte sich doch der eine oder andere spontan gefragt haben: «Was, wenn der Manor auch aus Baden verschwinden würde?»
Roger Amann, seit Anfang 2017 Direktor des Manor in Baden, gibt jedoch Entwarnung. «Die Situation hat sich zwar nach der Fertigstellung des Schulhausplatzes und der Tunnelgarage stabilisiert, aber der Detailhandel bleibt ein hartes Brot.»
Und doch sei man mit der Entwicklung zufrieden. Für Amann ist klar: «Manor gehört zu Baden und ist hier nicht wegzudenken. Es gibt keinerlei Pläne, den Standort in Baden aufzugeben.»
Einstellungsstopp für umliegende Warenhäuser
Er sei betroffen gewesen, als er am Montag von der Schliessung des Warenhauses an der Zürcher Bahnhofstrasse erfahren habe. «Dies umso mehr, als ich in diesem Haus selber sechs Jahre gearbeitet habe und auch heute noch einige der rund 300 Mitarbeitenden kenne.»
Die Verbundenheit sei deshalb auch heute noch gross, «und das Schicksal der Mitarbeitenden macht mich betroffen.» Amann bestätigt, dass es für 16 umliegende Manor-Warenhäuser – dazu gehört auch Baden – nun einen Einstellungsstopp gibt, um möglichst vielen der 300 Zürcher Manor-Mitarbeitenden eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen.
«Ob und wie viele Zürcher Angestellte dereinst in Baden arbeiten werden, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht sagen.»
Überhaupt sei es schwierig abzuschätzen, ob die Schliessung in Zürich Auswirkungen auf das Geschäft in Baden haben werde. «Ich denke nicht, da Zürcher Manor-Kunden eher in Manor-Warenhäuser im Letzipark oder auch im Shoppi Tivoli in Spreitenbach ausweichen werden.»
City Com: «Manor sorgt für einen guten Ladenmix.»
Viele Badenerinnen und Badener sprechen noch heute vom «Vilan», wenn sie den Manor meinen. Das Kaufhaus am Schlossbergplatz hiess seit seiner Neueröffnung im Jahr 1968 so. Erst 1994 wechselte es zum Markennamen «Manor».
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts bot das Kaufhaus seine Waren feil. 1925 ging das Kaufhaus an die Familie Ascher, 1961 übernahm die Kaufhaus Vilan AG das Haus. 1968 erfolgte die feierliche Eröffnung des «Vilan».
2005 wurde die Fassade neu gestaltet und wirkt seither wie ein riesiges Schaufenster. Die Lebensmittelabteilung wanderte einen Stock tiefer, das Restaurant wurde um eine Etage und eine Dachterrasse ergänzt. Der Standort in Baden zählt mit einer Verkaufsfläche von 7000 Quadratmetern zu den grösseren in der Schweiz.
Wenig erstaunlich deshalb, dass auch für Michael Wicki, Geschäftsführer des Gewerbevereins City Com, Manor nicht aus der Stadt wegzudenken ist: «Zusammen mit Migros und Coop am Bahnhofplatz bildet der Manor eine wichtige Klammer.»
Die drei Detaillisten seien nicht nur Taktgeber im Badener Detailhandel, sondern würden auch einen wesentlichen Beitrag zum guten Ladenmix in der Stadt beitragen, so Wicki. «Manor ist ein klassisches Warenhaus, das vielerlei Bedürfnisse befriedigen kann.»
Aber klar sei auch, so Wicki, dass sich Manor immer wieder wandeln und sich verändernden Bedürfnissen anpassen müsse. Das bestätigt auch Manor-Direktor Amann: «Wir müssen unser Angebot immer wieder aufs Neue den Bedürfnissen unserer Kunden anpassen.»
So gebe es seit diesem Jahr zum Beispiel einen Swarovski-Shop und neuerdings könne man auch Nespresso-Kapseln kaufen. «Und Ende dieses Jahres werden wir unser Angebot um Produkte von Villeroy & Boch erweitern», freut sich Roger Amann.