Baden
Der sehr lange Weg zu einer eigenen Kantonsschule

Bis die ersten Schüler vor 50 Jahren in Baden die Kanti besuchen konnten, mussten grosse Hindernisse überwunden werden. Kurz vor der Eröffnung der Kantonsschule Baden herrschte Hektik.

Patricia Hager
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Bis die ersten Schüler in Baden die Kanti besuchen konnten, mussten grosse Hindernisse überwunden werden. Kurz vor der Eröffnung der Kantonsschule Baden herrschte Hektik. Denn als am 3. Juli 1960 die Aargauer Stimmbevölkerung der Errichtung der Kantonsschule Baden zustimmte, hatte die Schule weder Lehrpersonen noch einen Rektor. Geschweige denn ein Gebäude. Zeit wollte man aber keine verlieren. Nach dem langen und anstrengenden Kampf, der über Generationen hinweg für die Errichtung der Schule geführt wurde, wollte man pünktlich zum Schuljahr 1961/62 mit dem Unterricht beginnen.

Etwas, was dank grossem Einsatz aller Beteiligten auch gelungen ist: Am 1. Mai 1961, am ersten Tag des neuen Schuljahres, eröffnete der frisch gewählte Rektor Dr. Fritz Schaufelberger mit 53 Schülern die Schule. Allerdings fand der Unterricht noch nicht in den heutigen Räumlichkeiten der Kantonsschule statt, sondern in provisorisch eingerichteten Schulräumen im Klösterli. Der Haller-Bau wurde erst 1963 fertiggestellt.

Kein einfaches Unterfangen

«Die Gründung der Kantonsschule war kein einfaches Unterfangen», erzählt die Historikerin Regina Brand, die sich für das Jubiläumsbuch der Kantonsschule Baden mit der Gründungsgeschichte befasst hat. Das zeige auch die riesige Spannweite zwischen dem ersten Versuch der Gründung und der tatsächlichen Realisierung (siehe Chronologie). So wurde bereits 1804 erstmals die Idee einer Kantonschule Baden vor die Regierung gebracht. Weitere drei Versuche folgten zwischen 1813 und 1830. Doch alle vier Vorstösse scheiterten.

Sucht man nach den Gründen, so ist ein Blick in die Geschichte des Kantons Aargau nötig: Als Napoleon 1803 beschloss, aus dem Berner Aargau, den Gebieten des Fricktals, des Freiamtes und der ehemaligen Vogtei Baden einen gemeinsamen Kanton zu machen, entstand ein Konstrukt ohne gemeinsame Traditionen, Gesetze oder Behörden.

Wirtschaftliche Unterschiede

Dazu kamen Konflikte zwischen den beiden Konfessionen. Prägend für diese Zeit war auch, dass der westliche Teil des Kantons im Gegensatz zum Osten wirtschaftlich fortgeschritten war, was sich wiederum in einer grösseren Bevölkerungsdichte niederschlug. Dadurch wurde Aarau zur Hauptstadt ernannt und hatte im Kanton das Sagen. So ist auch nicht verwunderlich, dass der reformierte Berner Aargau auf die Petitionen zur Schaffung eines katholischen Lyceum in Baden nie einging. Hinzu kam, dass Aarau seit 1802 über eine eigene Kantonsschule verfügte und der Meinung war, dass ein Gymnasium pro Kanton vollkommen ausreiche.

In den 40er-Jahren entflammte die Diskussion um eine Kantonsschule erneut: Durch die steigenden Bevölkerungszahlen platzte die Kantonsschule aus allen Nähten. Etwas, was sich zusätzlich verstärkte, als der Kanton Zürich 1942 bekannt gab, künftig keine Gymnasialschüler mehr aus dem Kanton Aargau aufzunehmen. Doch die beiden Eingaben, die in dieser Zeit beim Regierungsrat deponiert wurden, knüpften an die erfolglose Vorgeschichte der Begehren aus dem 19. Jahrhundert an.

Aktionskomitee gegründet

Erst durch die Gründung eines Aktionskomitees kam frischer Wind in die Sache. Es verfolgte zwei Ziele: Zum einen sollte der Rückhalt der Bevölkerung gewonnen werden und zum anderen sollten die materiellen Ressourcen gesichert werden. Denn die Regierung in Aarau weigerte sich, irgendwelche Schritte zu unternehmen, bevor ein Finanzierungsplan vorlag. «Da die 1802 eröffnete Kantonsschule in Aarau auch selbst finanziert war, sollten die Badener das selbe tun», erklärt Regina Brand. Das taten sie auch. Die Stadt Baden verpflichtete sich, die Hälfte der Baukosten zu übernehmen und das nötige Bauland kostenlos zur Verfügung stellte.

Zusätzlich wurde eine Stiftung gegründet, um Gelder zu sammeln und zu verwalten. Mit Erfolg: Die Stiftung schaffte es durch Spenden von Firmen und Privaten, 1,7 Mio. Franken zusammenzutragen. Der Weg war geebnet. Durch eine Motion des Stadtammanns Müller 1954 gelang das Anliegen erneut vor den Grossen Rat. Dieser arbeitete eine Gesetzesvorlage aus, die am 3. Juli 1960 vom aargauischen Stimmvolk angenommen wurde.