Für den US-Fahrdienst Uber sind im Ostaargau mittlerweile deutlich mehr Taxis als vor zwei Jahren unterwegs. Konkurrenten fordern ein Verbot.
Der Fahrdienst Uber ist nach eigenen Angaben eigentlich nur in den Schweizer Städten Lausanne, Genf, Basel und Zürich unterwegs. Offenbar gehören für den US-Konzern aber auch die Region Baden und das Freiamt zur Stadt Zürich dazu. Zwar sind die Billig-Taxis im Ostaargau bereits seit 2015 verfügbar, doch wurde das Angebot von den Aargauerinnen und Aargauern zu Beginn kaum genutzt. Es gab schlicht zu wenig Uber-Fahrer in der Region, die das grosse Potenzial hätten ausschöpfen können. Deshalb erschien für die Aargauer Uber-Fans auf ihrem Smartphone-Display allzu oft der Satz: «Uber ist momentan in deinem Gebiet leider nicht verfügbar.»
Zwei Jahre nach dem Markteinstieg in den Ostaargau hat sich die Situation grundlegend verändert: Mittlerweile sind die Uber-Taxis in Baden, Wettingen, Bremgarten oder Muri weit verbreitet. Die az machte den Selbstversuch und hat in der Stosszeit via App einen Wagen in Wohlen bestellt. Sieben verschiedene Uber-Fahrer waren in der Region zeitgleich unterwegs und kamen für unseren Auftrag infrage.
Letztlich holte uns nach nur zwei Minuten Wartezeit ein Chauffeur mit dem Namen Süleyman in einem Renault Kangoo ab. Süleyman kommt aus Deutschland, hat türkische Wurzeln und arbeitet seit diesem Jahr für Uber, «um etwas dazuzuverdienen». Er fährt uns durch den morgendlichen Verkehr nach Aarau. Kostenpunkt: 42 Franken, direkt über die Kreditkarte abgebucht – das ist rund 40 Franken günstiger als mit einem normalen Taxi. Süleyman erzählt, dass er vom Fahrpreis 30 Prozent an Uber abtreten müsse. Nach dem Abzug der Nebenkosten bliebe ihm nur noch wenig übrig, «aber immerhin etwas», sagt er.
Uber bestätigt gegenüber der az, dass man das Angebot im Ostaargau ausgebaut habe. Ein Sprecher des Unternehmens erklärt, dass viele Zürcher Uber nutzen, um zu Randzeiten in die umliegenden Städte und Kantone zu kommen. «Im Sinne des Umweltschutzes, aber auch, um die Effizienz unserer Fahrer zu erhöhen, haben wir unsere App an ausgewählten Orten im Aargau freigeschaltet, sodass die Fahrzeuge, die hinausfahren, eine unmittelbare Anschlussfahrt beispielsweise retour nach Zürich bekommen können», sagt der Sprecher.
Franken verlangte der Uber-Fahrer beim az-Test für die Fahrt von Wohlen nach Aarau, etwa die Hälfte des Preises für ein Taxi.
Diese Entwicklung freut die Taxiunternehmer im Freiamt und in der Region Baden überhaupt nicht. Ein Fahrer von «Central Taxi» aus Bremgarten erzählt, dass er die Konkurrenz von Uber vor allem unter der Woche spüre. Seit diesem Jahr seien in der Region nochmals viel mehr Billig-Taxis unterwegs als noch 2016. Ein Geschäftsführer eines anderen Taxiunternehmens aus dem Freiamt möchte sich nicht namentlich zitieren lassen. Er sagt, dass der US-Konzern sein Geschäft ruiniere, und fordert von der Politik ein generelles Uber-Verbot.
Doch woran stören sich die Taxiunternehmer beim US-Fahrdienst Uber so sehr, dass man ein Verbot fordert? Vor allem die Billigvariante UberPop ist ihnen ein Dorn im Auge. Roland Wunderli vom Badener Taxi, der Geschäftsführer des grössten Aargauer Taxiunternehmens, sagte in dieser Zeitung vor zwei Jahren, dass sich Uber nicht an das Gesetz halten würde. Er kritisierte, dass den Uber-Chauffeuren oft die Lizenz fehle und sie somit nicht gewerbsmässig arbeiten dürften.
Die Uber-Fahrer sind allerdings erst unrechtmässig unterwegs, wenn sie innerhalb von 16 Tagen mehr als zwei Mal fahren und gewerbsmässig für den US-Konzern arbeiten. Die Krux: Da die Autos nicht gekennzeichnet sind, kann die Polizei die Uber-Taxis kaum erkennen und den Fahrern nicht nachweisen, dass sie mehrmals pro Woche unterwegs sind. Und der US-Konzern stellt sich auf den Standpunkt, dass die UberPop-Fahrer nicht gewerbsmässig arbeiten, sondern nur als Freizeitfahrer ihr Sparschwein aufstocken würden.
Süleyman, Uber-Fahrer
Die Ostaargauer Taxibranche ist nicht die einzige Kritikerin von Uber. Auf der ganzen Welt gibt es Proteste gegen den Konzern aus dem kalifornischen Silicon Valley. Doch trotz all der Unruhen wächst der Fahrdienst weiter. Genaue Zahlen gibt das Unternehmen zwar nicht bekannt, doch der Uber-Schweiz-Chef Rasoul Jalali sprach vor rund einem Jahr von über 1000 Fahrern und 100 000 Nutzern alleine in Zürich und Umgebung.
Auch zu allfälligen Expansionsplänen im Aargau gibt sich Uber bedeckt. Der Sprecher sagt nur so viel: «Uber konzentriert sich darauf, die Effizienz in der Stadt Zürich weiter zu steigern. Expansionspläne gibt es nicht, dies kann aber in Zukunft auch nicht ausgeschlossen werden.» Für die Aargauer Taxibranche muss sich das wie eine Drohung anhören.