Startseite
Aargau
Baden
Die CVP gehört zu den Wahlsiegern. Ein Gefühl, das die Partei erst wieder lernen muss. Mit einer Feier am Sonntagabend in Baden unternahm sie einen ersten Versuch. Im Zentrum standen Marianne Binder, die frisch gewählte Nationalrätin, und ihr Vater Anton Keller.
Den letzten Wählerzuwachs? Nein, daran könne er sich nicht erinnern, sagte Markus Dieth. Und er sei doch schon ein paar Jahre im Politbetrieb dabei, so der CVP-Regierungsrat. Der Aargauer Finanzdirektor war mit seiner Wissenslücke am Sonntagabend an der Wahlfeier im Badener In-Lokal Lemon bei Weitem nicht allein. Seinen Parteikolleginnen und -kollegen erging es gleich. 20 oder 30 Jahre? «Das spielt jetzt keine Rolle», sagte Badens CVP-Stadtammann Markus Schneider. «Entscheidend ist, dass wir aus der Negativspirale herausgefunden haben.»
Der Partei haftete seit Jahrzehnten das Verliererimage an. Die Kurve zeigt seit den Neunzigerjahren nur in eine Richtung – abwärts. «Man akzeptiert es zwar nicht, aber man lernt damit umzugehen», erklärte Grossrat Andreas Meier.
Und nun das: Am Sonntag geschieht das, was man nicht mehr für möglich gehalten hatte. Selbst die hoch dekorierten Politexperten hatten dieses Szenario nicht auf ihrer Rechnung. Die CVP kann tatsächlich noch gewinnen. Sie legte im Aargau um beachtliche 1,3 Prozent auf fast 10 Prozent zu. Damit ist sie im Kanton hinter der SVP, der SP und der FDP die viertstärkste Kraft.
Einer, der sich an die goldenen Zeiten der Partei noch erinnern kann, ist Anton Keller. Der 84-Jährige ist der Vater von Marianne Binder, die am Sonntag den zweiten Nationalratssitz für die CVP eroberte. Keller vertrat den Aargau von 1979 bis 1995 in der grossen Kammer. An der Wahlfeier durfte er mit Stolz beobachten, wie seine 61-jährige Tochter die zahlreichen Gratulationen entgegen nahm. «Ohne dich hätten wir das nicht geschafft», lobte beispielsweise CVP-Fraktionspräsident Alfons Paul Kaufmann die frischgebackene Nationalrätin. Anton Keller pflichtete ihm bei: «Marianne hat das wirklich gut gemacht.»
Binder gab die Komplimente an die Parteikolleginnen und -kollegen weiter. «Lasst uns heute diesen Erfolg geniessen. Wenn wir den Schwung ausnützen können, sehen wir uns vielleicht schon in fünf Wochen wieder.»
Sollte Binder am Dienstag an der Delegiertenversammlung als Ständeratskandidatin für den zweiten Wahlgang am 24. November nominiert werden, will sie sich in Position bringen, um gleich nachzudoppeln und den Sprung in die kleine Kammer ins Visier zu nehmen. Die Chancen hierzu stünden gut, glaubt ihr Wahlkampfchef, Ehemann Andreas Binder. Es warte aber noch viel Arbeit. «So ein Stress», entgegnete Marianne Binder lachend. Es ist die wiederentdeckte Leichtigkeit des Seins bei der CVP.