Würenlos
Der Würenloser Kulturkreis: Eine Gegenreaktion auf die 68er

Seit der Gründung vor 50 Jahren hat sich die Welt verändert – und mit ihr auch die Ziele des Kulturkreises. Am Jubiläumswochenende holte der Kulturverein die 68er noch einmal in die Gegenwart.

Anja Zingg
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Les Sauterelles traten an der Jubiläumsfeier des Kulturkreises auf.

Les Sauterelles traten an der Jubiläumsfeier des Kulturkreises auf.

Mirjam Würsch

Wieso braucht ein Dorf wie Würenlos einen Kulturverein? «Was macht ein Dorf zu einem Dorf?», beantwortet Roman Würsch, Präsident des Kulturkreises Würenlos, die Frage mit einer Gegenfrage. Und gibt die Antwort gleich selber: «Ein Dorf bietet Infrastruktur zum Leben, Vereine sowie soziokulturelle und soziale Aktivitäten.» Der Kulturkreis trägt schon lange zum Würenloser Dorfleben bei: Dieses Jahr wird das 50-Jahr-Jubiläum gefeiert.

Das Jubiläumswochenende fand im August statt. Getreu dem Gründungsjahr 1968 liess der Kulturkreis die wilden Jahre nochmals für zwei Tag aufleben. Ein Highlight war der Auftritt der Band Les Sauterelles. Die Schweizer Gruppe trat 1967 unter anderem als Vorband der Rolling Stones auf.

Der Verein besteht aus rund einem Dutzend Mitgliedern. Für das Saisonprogramm präsentiert jedes Mitglied an der ersten Sitzung im Jahr drei Vorschläge. «Ideal wäre es, wenn die Mitglieder die vorgeschlagenen Künstler schon live gesehen haben. Das klappt nicht immer, aber dank Videoportalen wie Youtube kann man sich mittlerweile ein sehr gutes Bild davon machen», sagt Würsch. Dann wird im Plenum entschieden, welche Künstler für das Programm angefragt werden. Die erste Planungssitzung findet im Januar statt, die Saison beginnt Ende August. Gerade für die Organisation der ersten Anlässe der Saison sei die Zeit ein wenig knapp, sagt Würsch. «Aber bis jetzt hat es immer geklappt.» Das Ziel des Vereins ist es, Kultur ins Dorf zu holen. Bei der Gründung vor einem halben Jahrhundert standen andere Werte im Vordergrund: «Der Verein soll ein Bindeglied zwischen zugezogenen und eingesessenen Bewohnern sein und eine sinnvolle Freizeitgestaltung anbieten», zitiert Roman Würsch die Gründer des Vereins. Für Würsch ist die Gründung keine Reaktion auf den damaligen Zeitgeist, sondern eher eine Gegenreaktion.

Zu seinem Amt als Präsident kam Roman Würsch vor fünf Jahren. Der damalige Präsident gab sein Amt ab, der Ersatz musste kurzfristig absagen. Würsch war schon acht Jahre im Kulturkreis dabei und übernahm das Co-Präsidium zusammen mit seiner Frau. Seit nun zwei Jahren übt er das Amt alleine aus.

Kulturkreis wird an Bedeutung gewinnen

50 Jahre in die Zukunft plant er nicht, aber zehn: «Der Verein soll stabile Strukturen haben, sodass er funktioniert. Zehn Jahre im Amt zu sein, finde ich ein gutes Ziel für mich.» Und dann schaut Würsch doch noch in fernere Zukunft: «Ich denke, die Welt wird wieder lokaler. Wenn Mobilität teurer wird, bleiben wir in der Nähe. Der Kulturkreis wird dann eher an Bedeutung gewinnen, als sie zu verlieren.»

Der Kulturkreis stellt an sich den Anspruch, ein vielfältiges Programm zu gestalten. Darum werden Veranstaltungen aus den Sparten Schauspiel, Konzerte und Lesungen genau so angeboten wie Kabarett, Comedy und Filme. Als Nächstes steht die Buchpräsentation eines Fotografen und einer Priorin an. Bei der Lesung und dem gemeinsamen Gespräch erzählen sie von der Entstehung des Buchs.