Man kann es sehen, wie man will: Die Punk Band Knöppel spielte mit amtlicher Bewilligung oder trotzte standesgemäss dem Tag, an dem das Corona-Virus nun auch das sportliche und kulturelle Leben infiziert hatte.
Wer seit vergangenem Freitag im Kanton Aargau eine Veranstaltung mit 150 bis 1000 Personen durchführen will, braucht nämlich eine Bewilligung des kantonalen Gesundheitsdepartementes.
Doch genau hier grassiert einmal mehr der Kantönligeist: Im nur fünf Kilometer entfernten Kanton Zürich braucht man für Veranstaltungen unter 1000 Personen vorerst keine Sonderbewilligung.
Bevor die St. Galler Punk Band Knöppel das Royal aber amtlich bewilligt rockte, heizte Daniel „Midi“ Mittag alias Jack Stoiker mit Marc Jenny am Bass eine Stunde lang das Publikum auf Betriebstemperatur ein.
Auffallend war der sehr geringe Frauenanteil unter den rund 250 Besuchern. Kein Wunder: Alben Titel wie „Hey Wichsers“ und „Faszination Glied“ klingen in Frauenohren wohl etwas fremd oder verstörend. Dennoch verkennt man die Ostschweizer Punk Band, wenn man ihre Musik auf die derben Texte reduziert. Die Punkballade „Mis Herz isch en Prolet“ gibt sich durchaus poetisch: "Mis Herz da fresst was git, wenn’s nid so fein isch tuet’s halt Ketchup druf." Neben lautem Garagen-Punk kann Knöppel auch besinnlich und nachdenklich sein.
Aber Knöppel wäre nicht Knöppel, wenn die Setlist nicht auch Songs wie „Hüt wert onaniert“, „Hend weg vo mim Sack“ oder „I tenk bim Wichse a’s Wichse“ beinhaltete. Und so war dieser amtlich bewilligte Punkabend im ausverkauften Royal eine wohltuende Abwechslung zum Alltag, der sonst im Zeichen von Viren, Schutzmasken und Hamsterkäufen steht.