Baden
Design- und Modegeschäft geht neue Wege

Das Design-Möbel-Fachgeschäft «in!baden» an der Badener Bahnhofstrasse will auch für jüngere Kundschaft attraktiv werden. Zudem steht zur Debatte, gewisse Dienstleistungen neu zu verrechnen.

Carla Stampfli
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Seit 19 Jahren führt Raoul Burger das Design-Möbel-Fachgeschäft «in!baden». Sandra Ardizzone

Seit 19 Jahren führt Raoul Burger das Design-Möbel-Fachgeschäft «in!baden». Sandra Ardizzone

Sandra Ardizzone

Die Nachricht, dass das traditionsreiche Badener Möbel- und Einrichtungshaus Form+Wohnen Ende Monat aus wirtschaftlichen Gründen schliesst, sorgte im März für Gesprächsstoff (die az berichtete). Mit der Geschäftsaufgabe wird nicht nur eine 47-jährige, familiengeführte Ära zu Ende gehen, sondern auch ein weiterer Laden aus der Innenstadt verschwinden. «Es ist für uns alle eine schlechte Nachricht – für uns, die Stadt, die Kunden», sagte Raoul Burger, Inhaber des Design-Möbel-Fachgeschäfts «in!baden» damals zur az.

Während «Form+Wohnen» den Verkauf einstellt, kämpft auch «in!baden» mit Umsatzeinbussen. Das seit 19 Jahren bestehende Fachgeschäft versucht nun, mit verschiedenen Massnahmen der angespannten Wirtschaftslage entgegenzuwirken. «Wir überlegen uns, wie in anderen Branchen üblich, gewisse Dienstleistungen zu verrechnen», sagt Burger.

Natürlich müsste nicht bezahlt werden, wenn der Kunde kaufe. Anders sei es zu Beginn seiner Geschäftsaktivität gewesen, als er das Design-Möbel-Fachgeschäft im Jahr 1997 aus der «Wohnbedarf Zürich Gruppe» herausgekauft und verselbstständigt hatte. «Damals waren die Kunden bereit, für den Service zu bezahlen. Die Beratung wurde geschätzt», sagt der 59-Jährige. Heute hingegen seien die Kunden preissensibel, Beratung und Konzept seien nebensächlich geworden.

Neu auf sozialen Medien vertreten

Dies ist aber nicht die einzige Massnahme, die Burger getroffen hat: In jüngster Vergangenheit wurde das zweite Stockwerk des Showrooms vermietet und eine Position nach dem Austritt eines Mitarbeiters nicht wieder besetzt. «In diesem Sommer werden wir zudem den Onlineshop ausbauen und unsere Website überarbeiten», sagt Burger.

Dabei wird «in!baden» auch die sozialen Netzwerke wie Twitter und Facebook miteinbeziehen sowie einen Blog führen. «Das haben wir bisher sträflich vernachlässigt», sagt Burger. Wichtig sei dies, weil die Stammkundschaft altersbedingt abnehme und die jungen Kunden Produkte vermehrt im Internet kaufen. «Mit dem neuen Auftritt wollen wir diese Gruppe gezielt ansprechen», erklärt der Inhaber. Zu guter Letzt sind er und sein Team daran, das Sortiment weiter anzupassen, das Lager zu straffen.

Dass «in!baden» neue Wege geht, wurde nötig. «Seit der Eurokrise 2010 und der Aufhebung des Euro-Mindestkurses strömen die Menschen ins Ausland, um einzukaufen», sagt Burger. Sie seien nicht bereit, in der Schweiz mehr für ein Produkt zu bezahlen als im Ausland. «Vor allem nicht für Möbel, bei denen es jeweils um grössere Beträge geht.»

Viele hätten das Gefühl, dass die Ware im Ausland günstiger sei, was aber meist nicht stimme. «Seit 2013 geben wir die Preise eins zu eins an unsere Kunden weiter.» Und falls es doch mal einen Preisunterschied gebe, sei man sehr flexibel. Denn: «Wir wollen den Kunden bei uns in der Schweiz behalten.»

Neben den wirtschaftlichen Faktoren ist es auch die zunehmende Digitalisierung, die das Design-Möbel-Geschäft vor neue Herausforderungen stellt: «Es ist nicht einfach, in der Innenstadt einen grossen Showroom zu halten, wenn sich die Leute bei uns beraten lassen und das Produkt später im Internet kaufen», sagt er. Dank des World Wide Webs könne heutzutage jeder auf der ganzen Welt nach dem günstigsten Produkt suchen. Eine professionelle Beratung hingegen koste Zeit und müsse finanziert werden.

Nachfolgeregelung steht im Raum

Ziel von Burger ist es, im nächsten Jahr wieder schwarze Zahlen zu schreiben. In die Zukunft blickt er zuversichtlich – auch, was seine Nachfolge angeht. «Ich bin in einem Alter, in dem man sich langsam Gedanken machen muss, wer das Geschäft übernehmen oder wie es weitergeführt wird.» Wer sein Erbe antreten soll, verrät er nicht. Nur so viel: «Ich würde mir wünschen, dass ‹in!baden› auch nach meiner Pensionierung weitergeführt wird. Dafür schweben mir bereits einige Ideen vor.»