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Für die Nachfolge von Markus Dieth als Wettinger Gemeindeammann ist die CVP in der Favoritenrolle – Markus Maibach (SP) und Philippe Rey (parteilos) winken ab.
Nachdem Markus Dieth (CVP) am 23. Oktober in den Regierungsrat gewählt wurde, müssen die Wettinger am 18. Dezember einen neuen Gemeindeammann und ein Ersatzmitglied für den Gemeinderat wählen. Am Freitag läuft die Anmeldefrist für die Kandidatur ab, doch die Chance schrumpft, dass es zu einer Kampfwahl um das jeweilige Amt kommt. Sowohl der Sitz des Gemeindeammanns wie auch jener des Gemeinderats scheinen der CVP sicher zu sein.
CVP-Gemeinderat Roland Kuster hat mehrfach sein Interesse am Ammannsitz bekundet. Und CVP-Ortsparteipräsident und Einwohnerrat Roland Michel will den CVP-Gemeinderatssitz erben. An der ausserordentlichen Generalversammlung der Partei sollen sie heute Abend als Kandidaten nominiert werden. Recherchen bestätigen, dass die Parteibasis hinter Kuster und Michel steht. Insofern dürfte es bei der Nomination keine Überraschungen geben.
Hört man sich bei den übrigen Ortsparteien um, so wünschen sich diese zwar eine Auswahl für die Wettinger Wähler, aber ausser Kuster gibt es bisher keine Kandidaten für das Ammannamt. Damit dürfte die Tradition, dass der Wettinger Gemeindeammann ein CVPler ist, auch nach über 50 Jahren weiter aufrechterhalten bleiben.
Linke Parteien hofften bisher auf eine Kandidatur der Gemeinderäte Markus Maibach (SP) oder Philippe Rey (parteilos). Vizeammann Antoinette Eckert (FDP) und Gemeinderat Daniel Huser (SVP) hatten bereits früh bestätigt, dass sie für das Amt nicht kandidieren werden.
Markus Maibach stellt sich aus beruflichen Gründen nicht als Ammann zur Verfügung. «Ich habe lange und intensiv über das Ammann-Amt nachgedacht, aber ich bin ein Berufsmensch und glücklich als Teilzeitpolitiker.»
Seine Tätigkeit als Geschäftsführer des Forschungs- und Beratungsunternehmens Infras liege ihm zu sehr am Herzen, als dass er sie aufgeben könne. Co-Ortsparteipräsident Christian Oberholzer macht keinen Hehl daraus, dass die SP gerne mit Maibach ins Rennen gestiegen wäre. «Er hätte als Persönlichkeit eine reelle Chance gehabt», ist Oberholzer überzeugt. «Aber seinen Entscheid akzeptieren wir natürlich.»
Lange unklar war, ob Philippe Rey zur Ammann-Wahl antreten wird. Seit gestern liegt seine Antwort vor: Es ist ein Nein. Dies obwohl er mit der Unterstützung aus verschiedenen Parteien hätte rechnen dürfen. «Ich habe mich mit der Entscheidung sehr schwergetan. Letztlich bin ich im Beruf sehr stark eingespannt und bei den Wahlen wie auch später als Ammann im Rampenlicht zu stehen, das liegt mir nicht.»
Er gehöre zu den stillen Schaffern und könne so für die Gemeinde mehr erreichen. «Allerdings würde ich das Amt antreten, sollten mich die Wettinger wählen, obwohl ich nicht offiziell kandidiere.» Denn dann akzeptiere er den expliziten Wunsch der Bevölkerung.
Bei der Ersatzwahl für den Gemeinderatssitz tun sich die Parteien schwer. Nachdem die SVP mit ihrem Kandidaten Franz-Beat Schwere bei der Kampfwahl um den freiwerdenden SP-Gemeinderatssitz von Yvonne Feri Rivalin Kirsten Ernst (SP) unterlag, dürften viele Wähler mit einer erneuten Kandidatur der SVP gerechnet haben.
Doch seit gestern ist definitiv: Die SVP schickt keinen Kandidaten mehr ins Rennen – weder für das Amt des Gemeindeammanns noch für den freiwerdenden Gemeinderatssitz. Dies, obwohl sie in Wettingen nebst der CVP die wählerstärkste Partei ist und im Einwohnerrat 12 Sitze hält – gleichviele wie die CVP. Die SVP hätte demnach durchaus Chancen auf einen zweiten Sitz im Gemeinderat. Doch Schweres Niederlage gegen Kirsten Ernst scheint der Partei noch auf dem Magen zu liegen.
«Wir haben bei der Wahl im September zu wenig Rückhalt aus der Bevölkerung gespürt, obwohl wir die Unterstützung einer bürgerlichen Allianz hatten», sagt SVP-Ortsparteipräsident Jürg Baumann. Letztlich sei es eine Personenwahl und obwohl Franz-Beat Schwere gut vernetzt sei in Wettingen, habe es nicht gereicht. «Ungeachtet dessen bräuchten wir für eine erfolgreiche Wahl die bürgerliche Allianz mit der CVP, die bei der jetzigen Wahl-Konstellation natürlich nicht infrage kommt», sagt Baumann. «Aber allenfalls werden wir bei den Gesamterneuerungswahlen im kommenden Jahr wieder um einen zweiten Sitz kämpfen.»
Auch die kleineren Parteien EVP, GLP, und WettiGrüen werden keinen Kandidaten aufstellen. Bei der BDP sei eine Kandidatur derzeit noch offen, sagt Einwohnerrat und Parteipräsident Michael Merkli. Offen war die Frage nach einer Gemeinderatskandidatur auch bei der Wettinger Partei Forum 5430.
Mit Marco Kaufmann, Präsident von Forum 5430, hätte die Partei einen Kandidaten gehabt, der bereits bei den Gesamterneuerungswahlen 2013 eine breite politische Unterstützung als Gemeinderatskandidat gehabt hätte, doch wie damals hat er sich auch bei der aktuellen Wahl gegen eine Kandidatur entschieden. «Grundsätzlich bin ich am Amt sehr interessiert. Ich werde aber bald mehr Verantwortung in meiner beruflichen Tätigkeit als Landschaftsarchitekt übernehmen.» Daher würde er sich als Gemeinderat nicht im gewünschten und notwendigen Rahmen einsetzen können, was gegenüber den Wählern unfair wäre, sagt Kaufmann.
Wie die CVP wird die FDP heute Abend ihre Nominations-Versammlung abhalten. Präsidentin Yvonne Vogel sagt dazu nur so viel: «Wir haben Interessenten für den Gemeinderatssitz und wir haben geeignete Kandidaten.» Zudem sei man, wie andere Parteien, der Meinung, dass die Wettinger nicht nur eine Wahl, sondern eine Auswahl haben sollten.