Wettingen
Die Ansprüche an die Kinderbetreuung in Krippen sind stark gestiegen

Das «Chinderhuus Spatzenäscht» hat sich vom reinen Hütedienst, wie es vor 40 Jahren üblich war,zur professionell geführten, pädagogisch versierten Institution entwickelt

Carolin Frei
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Eine Gruppe vom «Chinderhuus Spatzenäscht» posiert vor der Kamera.

Eine Gruppe vom «Chinderhuus Spatzenäscht» posiert vor der Kamera.

Carolin Frei

«Früher waren die Ansprüche von allen Seiten weniger hoch», betonen Patricia Frei, aktuelle Leiterin und Irene Meier, ehemalige Leiterin des «Chinderhuus Spatzenäscht». Vor 40 Jahren waren die Anforderungen, die an eine Krippe gestellt wurden, vom schweizerischen Krippenverband geregelt. Heute obliegt diese Aufgabe dem Krippenpool, der sich nach den Vorgaben von Kibesuisse (Verband Kinderbetreuung Schweiz) richtet.

Die Qualitätsvorgaben, der Betreuungsschlüssel, die benötigten Räumlichkeiten und der Tagessatz werden vom Krippenpool vorgegeben. Sind diese Vorgaben erfüllt, erhält die Krippe von der Gemeinde eine Betriebsbewilligung und kann mit dem Krippenpool eine Leistungsvereinbarung abschliessen, um subventionierte Plätze anbieten zu können.

Damit ist gewährleistet, dass es sich bei der Krippe um eine Institution handelt, die mit Fachkräften und einem guten pädagogischen Konzept arbeitet. «Früher waren wir ein reiner Hütedienst, haben zu fünft gut 40 Kinder, meist italienischer Herkunft, betreut», erinnert sich Irene Meier. Sie hat seinerzeit die Lehre zur Kleinkinderzieherin im ‹Spatzenäscht› gemacht und später das Haus während 17 Jahren geleitet, davon fünf Jahre im Jobsharing. Seit 2008 steht nun Patricia Frei, Sozialpädagogin, der Institution alleine vor.

Auch die Ansprüche der Eltern sind gestiegen. Vor 40 Jahren waren die Hauptfragen beim Abholen der Kinder «Hat es geschlafen? Hat es gegessen?» Heute stehen Fragen wie etwa «Was habt ihr heute mit ihnen gemacht?» im Vordergrund. Auch die Erwartungen der Schulkinder haben sich verändert. «Sie sind anspruchsvoller geworden, was die Freizeitgestaltung betrifft», betont Meier. Die Kindergärtler und Schulkinder seien früher in ihrer Freizeit einfach im «Chinderhuus» geblieben. Heute haben die Kinder was los, ob das nun eine Gitarrenlektion oder eine Judostunde oder ein Treff mit einem Gspänli sei.

Soviel schöpfen, wie man will

Auch in Sachen Essen hat sich einiges geändert. Süsses gibts bei Geburtstagen und besonderen Anlässen. Es wird auf eine ausgewogene Ernährung geachtet. So erstaunt es nicht, dass das «Spatzenäscht» mit der «fourchette verte» ausgezeichnet wurde. «Früher kamen bereits geschöpfte Teller aus der Küche, heute darf jedes Kind selber nehmen, soviel es möchte», sagt Meier. Bei der Gestaltung des Tagesprogramms werden die Kinder ebenfalls miteinbezogen. Nur die Rituale – wie etwa die Begrüssung am Morgen – sind fix vorgegeben, sie geben den Kindern «Halt und Orientierung».

54 Kinder verteilen sich auf 32 Betreuungsplätze, davon vier Babyplätze. Im Gegensatz zu früher sind mehrheitlich Schweizer Kinder darunter und nicht mehr vorwiegend Einzelkinder. 17 Personen (1138 Stellenprozente), darunter auch Mitarbeitende für die Aufgabenhilfe, den Haushalt oder die Küche sorgen sich um das Wohl ihrer Schützlinge. Auf jeder Gruppe ist mindestens eine diplomierte Fachperson. So ist gewährleistet, dass sich die Kinder sozial, emotional, kulturell, sprachlich, kreativ und kognitiv gut entwickeln können.

Eine einschneidende Veränderung gab es dieses Jahr. Nachdem das Angebot an Tagesstrukturen seitens der Gemeinde ausgebaut wurde, sollen ab Sommer 2016 die Tagessätze für Kindergärtler und Schulkinder bei privaten Krippen nicht mehr subventioniert, und bis dahin schrittweise reduziert werden. «Wir haben nun bei der Gemeinde den Antrag gestellt, auch künftig Subventionen für Plätze für Kindergärtler zu bekommen», sagt Frei. Denn der Kindergarten sei ja gleich nebenan im Gluri-Suter-Huus. Ab November gibt es noch an vereinzelten Tagen freie Plätze – auch für betreuungsintensive Kinder.