Schrille Töne, fröhliche Menschen und Konfettiregen – das war die Badener Guggennacht. Eine Nacht, die an ein fasnächtliches «Moon and Stars»-Festival erinnert. Nur, dass es etwas kühler war und es Guggenmusiken brauchte, um dem Publikum einzuheizen.
Samstagabend kurz nach 21 Uhr. Obwohl ich erst beim Lindenplatz stehe, ist das närrische Treiben hinter den Fassaden der Bäderstadt bereits hörbar – es regiert die Guggennacht. Ich begebe mich zum Cordulaplatz, wo eine Bühne meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die «Wasserschloss Fäger» performen gerade einen Chartstürmer von Adele. Die Untersiggentaler Gugge kombiniert mit dem Cordulaplatz wecken in mir Erinnerungen an die Piazza Grande in Locarno. Ein fasnächtliches «Moon and Stars», wenn man so will. Mit den Worten «super Gugge» quittiert ein Zuschauer die elektrisierende Darbietung – und ich ziehe weiter.
Als ich in die Weite Gasse einbiege, beobachte ich drei Fasnächtler, die in einem Fast-Food-Restaurant, wo man sein Sandwich nach Belieben selbst zusammenstellen kann, rasten. Individualität. Eine Eigenschaft, die die Fasnacht charakterisiert. Während ich in meinen Gedanken schwelge, bemerke ich, dass an der Guggennacht mehrere Knotenpunkte auszumachen sind.
Der Stadtturm wird von beiden Seiten mit musikalischen Höhepunkten beschallt. Zum einen vor dem Guggenbrunnen mit der ältesten Badener Guggenmusik, die «Bloser Clique», zum anderen auf dem Schlossbergplatz mit der «Schnüffler Clique» Wettingen. Letztere feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum.
Ich ertappe mich, wie ich im Trubel auf dem Schlossbergplatz versinke. Gut gelaunte Leute, schrille Töne und Glühweingeschmack in der Luft. Und immer wieder regnet es Konfetti. Mittlerweile wird es richtig kühl in den Badener Gassen. Schnell ein Orangenpunsch und schon flaniere ich weiter der Badstrasse entlang. Trotzdem hält der Abend die erste Enttäuschung bereit: Das letzte Konzert vor dem McDonalds geht soeben zu Ende. Dann halt wieder zurück in die Stadtturm-Region, denke ich mir.
Da stehen mittlerweile die Glarner «Hunghäfe» aus Schwanden. Der Unterhaltungsimport, der mit dem Motto «Guinness – Rausch der Rekorde» durchs Land zieht, heizt den Badener richtig ein, in dem sie mit Helene Fischers «Atemlos durch die Nacht» definitiv den Tanz-Nerv des Publikums treffen. Dabei denke ich mir nur: Baden ist – fasnachtsverrückt.