Startseite
Aargau
Baden
Soll das Stadttram von Killwangen via Hochbrücke nach Baden fahren? Mehrere Nachbargemeinden wehren sich – sogar Grüne gespalten.
Die vielen Befürworter eines Limmattalbahnabschnitts von Killwangen bis nach Baden können sich noch immer vornehm zurückhalten. Ihr Wunsch wird bisher im Schnellzugstempo umgesetzt. Leserbriefe, Kampagnen auf Social Media oder Flugblätter? Braucht es alles nicht.
2022 wird die Bahn erstmals von Zürich nach Spreitenbach-Killwangen rollen; auch die Planung für eine Verlängerung läuft bereits auf Hochtouren. Neustes Beispiel: Einstimmig hat die vorberatende Kommission des Grossen Rates letzte Woche der Verlängerung der Bahn via Hochbrücke ins Zentrum zugestimmt.
Am Dienstag wird der Grosse Rat darüber abstimmen, die Verlängerung als Zwischenergebnis im Richtplan zu verankern. «Es handelt sich um einen essenziellen Entscheid für die ganze Region Baden», sagt Eugen Frunz. Er gehört der Interessengemeinschaft «Oase so nicht» an, die sich vorerst mit Erfolg gegen einen Umfahrungstunnel von Baden wehrte. Nun kämpft die IG gegen eine Limmattalbahn durch Baden.
«Mit dem aktuellen Vorgehen werden sich die Siggenthaler Gemeinden (gemeinsam knapp 16000 Einwohner) nie und nimmer abfinden», kündigt Frunz an. Durch die teilweise Sperrung der Hochbrücke werde noch mehr Autoverkehr als heute schon durch das Siggenthal fahren. «Wir von der Interessengemeinschaft werden auf jeden Fall den Eintrag im Richtplan bekämpfen, mindestens solange, bis eine Auslegeordnung der weiteren Möglichkeiten für eine Verkehrsentflechtung in der Region durchgeführt wurde.»
Eine ETH-Masterarbeit und zwei extern in Auftrag gegebene Studien kämen zum Schluss, dass eine Verlängerung der Limmattalbahn nach Baden nicht sinnvoll sei und die zukünftigen Bedürfnisse des regionalen ÖV besser mit dem Ausbau des heutigen Bus-Angebotes abgedeckt werden könnten, so Frunz.
Kritik wird auch aus der Gemeinde Ehrendingen laut, die sich ebenfalls bereits gegen den Umfahrungstunnel wehrte: «Einfach gesagt, ist es so: Wir brauchen die Limmattalbahn nicht, sie bringt uns keinen Mehrwert. Wir gelangen mit der S-Bahn von Niederweningen nach Zürich. Und durch die Sperrung der Hochbrücke gelangen wir nicht mehr so leicht in Badens Zentrum», sagte dort ein Gegner.
Wie kontrovers die Limmattalbahn diskutiert wird, zeigt das Beispiel Neuenhof: Viele kritische Stimmen aus dieser Gemeinde melden sich zu Wort, beispielsweise in Leserbriefen – aber Gemeindepräsident Martin Uebelhart sagte im Juni: «Gegner der Limmattalbahn schlagen vor, einfach mehr Busse einzusetzen. Aber das reicht eben nicht aus bei diesen Wachstumsprognosen. Darum ist die Limmattalbahn eine gute Lösung.»
Geliebt wird die ökologische Limmattalbahn von den Grünen – würde man glauben. Doch in der Partei gibt es kritische Stimmen. Urs Müller, Fraktionspräsident im Obersiggenthaler Einwohnerrat: «Natürlich unterstützen wir den öffentlichen Verkehr. Aber die Limmattalbahn ist überdimensioniert. Ich glaube nicht, dass die Nachfrage so gross sein wird, dass sie wie ein Tram genutzt werden kann.» Ein Ausbau des Busverkehrs, kombiniert mit einem Umstieg auf Elektrofahrzeuge, wäre effizienter, umweltfreundlicher und günstiger, findet er.
Sein Parteikollege Christian Keller, Co-Präsident der Grünen des Bezirks Baden, sagt hingegen: «Das bevorstehende Wachstum kann nur mit einem starken öffentlichen Verkehr aufgefangen werden. Die Limmattalbahn ist ein wichtiger Baustein, um künftige Mobilitätsbedürfnisse zu bewältigen. Ausserdem ist sie eine grosse Chance für die Lebensqualität.»
Bis die Limmattalbahn Ende 2022 ihren Betrieb aufnimmt, stehen noch viele Bauarbeiten an: