Das Nein zum Rauchverbot kommt bei fast allen Wirten in Raucher- und Nichtraucherbeizen gut an. Einige bezeichnen die Initiative sogar als lächerlich. In Baden gibt es einige Lokale, in denen weiterhin geraucht wird.
«Ich rege mich auf, dass man so viel Zeit aufgewendet hat, um sich um ein bisschen Rauch zu kümmern. Das ist eine lächerliche Initiative», sagt Nichtraucherin Stella Palino von der Unvermeidbar in der Rathausgasse. Seit 4 Jahren führt sie die von Anfang an rauchfreie Bar und Kulturstätte.
Jede Wirtin und jeder Wirt soll selber über ein Verbot entscheiden können, meint die Künstlerin. «Wir haben keine Umsatzprobleme, obwohl wir ein Nichtraucherlokal sind.» Enerviert fügt Stella an: «Aber was kommt als Nächstes? Gasmasken für Velofahrer? Und was ist mit den Autofahrern? Die verpesten die Luft auch und das ist nach wie vor erlaubt.»
Vielfalt und individuelle Freiheit
Peter Kiefer, der seit 16 Jahren Wirt im Fiori ist, meint zum Nein zum Rauchverbot: «Das ist gut für die Gastronomie. So bleibt die Vielfalt bestehen. Viele Beizen könnten mit einem Rauchverbot gar nicht überleben.» Er hat sich nach der Abstimmung vor zwei Jahren für eine Nichtraucher-Beiz entschieden, obwohl das Fiori als Raucherlokal geführt werden dürfte. «Die Qualmerei ist ungesund, wir haben aber seither starke Umsatzeinbussen.»
Keine Restriktionen im Aargau
Die Einschränkungen gemäss der ersten Volksinitiative «Schutz vor Passivrauchen» wurden vor zwei Jahren eingeführt. Da im Kanton Aargau keine zusätzlichen Restriktionen dazugekommen sind, können Raucherlokale unter bestimmten Bedingungen weitergeführt werden. Dazu gehört, dass das Lokal weniger als 80m2 gross ist und über eine gute Lüftung verfügt.
In Baden gibt es einige Lokale, in denen weiterhin gepafft wird. Ein stets verrauchtes Lokal ist die Go-in-Bar in der Weiten Gasse. Rolf Gnädinger ist seit 1995 Wirt des Go in. «Als es vor sechs Wochen noch hiess, dass es mehr Ja-Stimmen gebe, bekam ich schon ein unwohles Gefühl», sagt er. Doch dann begann die Stimmung zu kippen. «Es ist genial, dass das Nein zum Rauchverbot so deutlich war, denn so wird es nicht so bald zu einer erneuten Abstimmung kommen.»
In der Go-in-Bar werde sehr viel geraucht, so Gnädinger. Wenn alle seine Gäste stets draussen rauchen würden, könnte das zu Konflikten mit der Nachbarschaft führen. «Ein Rauchverbot hätte für uns existenzielle Probleme verursacht.» Lachend fügt er an: «Und ich hätte mit meinen 55 Jahren einen guten Grund für meine Frühpensionierung gehabt, jetzt muss ich halt weiterarbeiten.»
Nur noch rauchende Gäste
Auch im Schwyzerhüsli am Unteren Bahnhofplatz ist man über das Nein zum Rauchverbot froh: «Für unser Geschäft ist das gut», sagt Veli Özdek, stellvertretender Geschäftsführer. «Das Bistro lebt von den Rauchern, Nichtraucher haben wir praktisch keine», sagt er. Im Restaurant im zweiten Stock herrscht hingegen Rauchverbot. «Wenn wir nach dieser Abstimmung auf ein Nichtraucherlokal hätten umsteigen müssen, hätte es Monate gedauert, bis das Geschäft wieder richtig gelaufen wäre», meint Özdek. «Ich glaube, die Menschen sind intelligent genug, um selbst zu entscheiden, ob sie in ein Raucherlokal gehen wollen oder nicht.»
Auch in der Cafeteria und Bar Corner in der Badstrasse wird geraucht. «Unsere Gäste sind natürlich zufrieden, dass bei uns weiterhin geraucht werden darf», sagt die Angestellte Sissy Buol. «Ich bin Nichtraucherin, es stört mich aber nicht, hier zu arbeiten. Seit 2010 haben wir nur noch Raucherinnen und Raucher als Gäste. Dass unsere Kundschaft nicht mehr mit Nichtrauchern gemischt ist, finde ich etwas schade.»