Heiss her ging es am Wochenende rund ums Ortsmuseum. Holzkohle wurde verfeuert, zum Grillieren, Glätten und Schmieden. Die eigene Holzkohle – made in Untersiggenthal.
Samstag und Sonntag gab es doppelt Grund, zum Ortsmuseum zu kommen – ein neuerlicher Öffnungstag der aktuellen Sonderausstellung «Leben mit dem Fluss» (bis 3. November, jeden ersten Sonntag im Monat geöffnet, 10-12 Uhr) und die Feier des 10-Jahre-Jubiläums des Köhlereivereins Siggenthal. Dieser wurde 2009 gegründet, nachdem ein Jahr zuvor, bei der Feier 1175 Jahre Untersiggenthal, erstmals wieder ein Kohlenmeiler im Ort brannte. Damals trug Doris Wicki, die fahrende Köhlerin aus dem Entlebuch, den Funken der Begeisterung ins Dorf. «Sie hat uns alle mit dem Köhlerfieber angesteckt», sagt Vereinspräsident Daniel Hitz. Und: «Bisher haben wir unserem Hobby immer weit abseits im Wald gefrönt. Jetzt zum Jubiläum wollten wir uns mal mitten im Dorf zeigen, ganz nah bei den Leuten.»
Köhlerei ist eine Wissenschaft
Auf dem Ortsmuseum-Areal selbst einen Kohlemeiler in Betrieb zu sehen, war aus Sicherheitsgründen zwar nicht möglich. Dafür stand dort ein Modellmeiler, an dem Bernhard Steimer, alias «Köhler-Beni», und Stefan Deubelbeiss den Besuchern wortgewandt Auskunft gaben. Und aus ihren Worten wurde deutlich: Köhlerei ist eine Wissenschaft für sich. «Mal einen Moment nicht aufgepasst und schon ist es passiert», sagt Steimer. Und mit «passiert» meint er im schlimmsten Fall eine Verpuffung, wenn die Gase aus dem Inneren des Meilers aufgrund zu grossen Drucks explosionsartig entweichen.
Etwa zwei Wochen dauere es, bis die Kohle erntereif ist. «In dieser Zeit darf man den Meiler eigentlich keinen Moment aus den Augen lassen», berichtet Steimer. Gut, dass er als Forstwart beruflich ohnehin im Wald arbeitet und er mit Daniel Hitz einen Chef hat, der nicht minder brennt für das alte Brauchtum.
Teurer, aber hochwertiger
Alle fünf Jahre zünden sie einen grossen Meiler an und dazwischen kleinere. «Bis sieben Ster Holz mache ich es selbst, was grösser ist, muss Doris Wicki übernehmen», sagt der «Köhler-Beni». Bei 50 Ster Holz könne man etwa 470 Kilo ernten. Der 6,5-Kilo-Sack kostet 16 Franken – teurer als die Ware vom Grossverteiler. Aber: «Qualitativ nicht vergleichbar.»
Auch bei den weiteren Attraktionen der 10-Jahre-Feier schwor man auf die heimische Kohle – beim Grillieren in der Festwirtschaft, beim Schmieden und beim Bügeln. Für Büglerin Marlen Hitz war es eine Premiere, kohlebetriebene Glätteisen zu benutzen. «Ich bin überrascht, wie gut das geht», sagt sie. Und ergänzt: «Aber natürlich nur, weil die Kohle aus Untersiggentahl die beste ist.»