Montagsporträt
Die besten Ideen hat dieser Birmenstorfer in der Badewanne

Gabriel Strebel (64) ist Entwickler und erfindet Hightech-Produkte – darunter der «Wurstomat»: ein vollautomatischer Grill.

Barbara Scherer
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Gabriel Strebels «Wurstomat» brutzelt Würste vollautomatisch ohne Rauch und Gas.

Gabriel Strebels «Wurstomat» brutzelt Würste vollautomatisch ohne Rauch und Gas.

Sandra Ardizzone

Sein Haus kennt man im Dorf: Davor steht eine riesige Weltkugel. Ein silberner Eisenring in der Mitte des Globus stellt den Äquator dar. «Geplant war, dass ich noch eine Uhr einbaue, damit ich von meinem Büro im zweiten Stock immer die genaue Ortszeit sehe», sagt Gabriel Strebel.

Der 64-jährige Birmenstorfer ist Entwickler. Erfinder wolle er nicht genannt werden: Erfindungen, die auf der ganzen Welt genutzt und in hundert Jahren noch einzigartig sind, das sei heute die Aufgabe der Grundlagenforschung.

So hat der geborene Zurzacher in seiner Karriere vor allem zur Verbesserung von Maschinen beigetragen. Doch die eine oder andere kleine Erfindung gehört trotzdem in sein Repertoire. Darunter das Grillrad: Dieses brutzelt Würste, Steaks und Gemüse vollautomatisch ohne Rauch und Gas.

«Nur die Würste draufstecken, das muss man können», sagt Strebel und schmunzelt. Er selbst könne weder kochen noch backen, doch er sei ein Feinschmecker. Da er endlich einmal eine gleichmässig gebratene Wurst essen wollte, erfand er das Grillrad.

Heute brauche er den selbst gebauten Grill aber mehr für Gemüse. Strebel klopft sich auf den Bauch und lächelt: «Ich hatte schon genug Würste.»

Pensionieren, das geht nicht

Im April hat sich der selbstständige Ingenieur pensionieren lassen. «Das war ein symbolischer Akt», sagt Strebel. Seine Lebenspartnerin Regina Biland lacht und sagt: «Er könnte nie aufhören, zu arbeiten, er denkt immer.»

Tatsächlich wirken Strebels Augen stets wach: Während er in seinem Wintergarten sitzt, die Hände vor sich auf dem Tisch platziert hat, schweift sein Blick umher, als ob es überall etwas noch Ungesehenes zu entdecken gäbe.

Vor rund 18 Jahren hat Biland, gelernte Krankenschwester, Strebel kennen gelernt. Gesundheitsbedingt lag er damals zwei Jahre im Spital und Biland war seine Nachtschwester. «Es ist schon eine Herausforderung mit ihm, er ist keine einfache Persönlichkeit», sagt Biland.

Trotzdem harmonieren die beiden miteinander: Wenn er in seiner Arbeit ansteht, ist sie es, die ihm auf die Sprünge hilft. Obwohl Strebel viel im Ausland unterwegs ist, hat er erst mit vierzig Jahren Englisch gelernt: Sein Berufsleben sei sehr lange von Muttern und Schrauben bestimmt gewesen.

«Meine Lebenspartnerin spricht dafür fünf Sprachen und hilft mir bei Übersetzungen», sagt Strebel und fügt an: «Ich hatte das Glück, dass ich in meinem Leben den Beruf gefunden habe, den ich gerne mache.»

Oft nicht ernst genommen

Einfach ist das Erfinderleben aber nicht: Oft werde sein Beruf nicht ernst genommen. Dabei stecken genaue Berechnungen und viel Know-how hinter jeder Erfindung. Und er stellt klar: «Ich tüftle nicht, meine Entwicklungen bewegen sich immer im Hightech-Bereich.» Denn Entwickeln habe nichts mit Ausprobieren zu tun, sondern mit Präzision.

Doch ohne eine gute Idee wird auch das schwierig. Wie also lässt sich der erfahrene Entwickler inspirieren? «Ich muss in einen meditativen Zustand kommen. Das kann ich am besten beim Rauchen, Autofahren oder in der Badewanne – dann habe ich die besten Ideen», sagt Strebel.

Der Einkauf ist die Grundlage

Der studierte Maschineningenieur ist alles andere als ein verrückter Erfinder, vielmehr ist er ein praktischer Entwickler. So interessierte sich Strebel bereits als kleiner Junge nur für Baustellen und Maschinen.

Er machte eine Lehre als Maschinenschlosser. Dann liess er sich zum Maschineningenieur ausbilden und arbeitete rund zehn Jahre in der Logistik und im Einkauf. Letzterer sei für einen Entwickler unabdingbar.

1993 war Gabriel Strebel erst seit wenigen Jahren selbstständiger Entwickler: Hier posierte er für das Magazin «Bilanz» mit seinem selbst gebauten Schraubenmann.

1993 war Gabriel Strebel erst seit wenigen Jahren selbstständiger Entwickler: Hier posierte er für das Magazin «Bilanz» mit seinem selbst gebauten Schraubenmann.

Ruth Vögtlin

Denn man müsse wissen, was für Einzelteile es bereits gibt. Schliesslich: «Man darf nichts entwickeln, was es schon ab Stange zu kaufen gibt», fügt er in ernstem Ton an.

Mit 39 Jahren machte sich Strebel schliesslich selbstständig. Sein Beruf bestand daraus, Firmen bei der Optimierung und Weiterentwicklung ihrer Geräte zu helfen. Wobei seine Arbeit auch die eine oder andere Neuerfindung zur Folge hatte, wie eine Maschine zur Beschriftung von Tabletten oder für die Sortierung von Schrauben nach Grösse.

Dabei war Strebel lange Zeit mit einem Wohnmobil unterwegs. Damit liessen sich Kosten und Zeit sparen. Und: «Ich hatte mein Büro immer vor Ort beim Kunden.»

Eine Idee ist nur fünf Prozent

Sein Tipp an künftige Entwickler: Marktwirtschaftlich denken – das sei das Erfolgsrezept des Entwicklers. «Man muss entwickeln, was der Markt wirklich braucht.» Eine Idee sei nur fünf Prozent wert: Den grössten Teil einer Erfindung machten das verkaufsfertige Produkt sowie der Verkauf und das Marketing aus.

Wie aber lässt es sich vom Erfinden leben? «Ganz gut, aber reich wird man nicht gerade davon», sagt Strebel und lächelt. Reich werden sei auch nie sein Ziel gewesen. Sein Beruf sei auch seine Leidenschaft.

Doch ein zweites finanzielles Standbein hat der erfahrene Entwickler trotzdem: Seit über zehn Jahren macht er im Winter Wärmebilder von Häusern. Das könne er zusammen mit seiner Lebenspartnerin machen.

Trotzdem: Seine Hauptbeschäftigung bleibt das Entwickeln. Strebel: «Vielleicht gesellt sich bald eine automatische Fritteuse zu meinem Grillrad.»