Die 30. Austragung ist auch die letzte: Das Konkurrenzangebot ist zu gross.
Morgen Samstag wird es das letzte Mal sein, dass sie bei der Waldhütte in Stetten zu hören sind: Klänge von Banjo, Dobro, Fiddle, Gitarre, Kontrabass und Mandoline. Das Bluegrass Family Festival verabschiedet sich in seinem 30. Austragungsjahr von seinen Fans. Als krönenden Abschluss hat die organisierende «Bluegrass Family» vier internationale Bands engagieren können: «Rob Ickes and Trey Hensley» und «WestWend» aus den USA, «Red Wine» aus Italien sowie «Blueland» aus der Slowakei. Selbstverständlich wird auch die «Bluegrass Family» selber auf der Bühne stehen.
Die siebenköpfige Band aus Stetten, die sich seit über 40 Jahren der amerikanischen Volksmusikrichtung verschrieben hat, freut sich auf das Festival. «Neben Freude wird aber sicher etwas Wehmut aufkommen», sagt Marlies Bonin, OK-Chefin und Mitglied der «Bluegrass Family», und fügt an: «Vor allem auch, weil heuer alles stimmt: die Bands, das Wetter und die Stimmung.»
Was 1985 als kleiner Anlass mit befreundeten Bands und einer Kollekte begann, entwickelte sich in den Jahren zu einem internationalen Festival. «Früher mussten wir die Bands anfragen, unterdessen fragen die Bands uns an, ob sie in Stetten spielen können», sagt Bonin. So kam es nicht selten vor, dass neben Acts aus Übersee bis zu 650 Besucher ins 2100-Seelen-Dorf strömten.
Trotz des Erfolgs hat sich die «Bluegrass Family» entschieden, das Festival nur noch ein 30. und somit letztes Mal durchzuführen. «Das Festivalangebot an den Wochenenden ist einfach zu gross geworden», sagt Gitarristin Bonin. Zudem sei es schwierig, grosse Sponsoren zu finden. So kam es nicht selten vor, dass die Band Fehlbeträge aus eigener Tasche finanzieren musste. «Aber wenn man ein Hobby mit Leidenschaft pflegt, wie wir es tun, gehört das halt dazu», sagt sie.
Auf die Idee, ein Bluegrass Festival zu organisieren, kam die Band während ihrer zahlreichen Reisen durch die USA in den 1970er- und 1980er-Jahren. «Wir folgten damals der Musik und den Festivals», sagt Marlies Bonin. Dabei lernten sie nicht nur Bill Monroe, den Begründer der Bluegrass-Musik, kennen, sondern bekamen auch die Möglichkeit, selber an den Festivals aufzutreten. «Die Stimmung hat uns so gut gefallen, dass wir uns gesagt haben: ‹So etwas braucht es auch in der Schweiz›.» Seither hält jedes Jahr das Bluegrass Family Festival – das älteste seiner Art hierzulande – im Stetter Wald Einzug.
In all den Jahren fand das Festival meistens draussen statt. Nur bei den letzten paar Austragungen mussten die Organisatoren in die Mehrzweckhalle ausweichen und «in den sauren Apfel beissen». Denn: «Das Festival steht und fällt mit dem Wetter», sagt Bonin und merkt an: «In der Halle ist das Ambiente anders als in der Natur.» Trotzdem habe man versucht, mit Dekorationen Country-Feeling aufkommen zu lassen. «Das ist uns meistens auch gut gelungen», sagt Bonin mit einem Schmunzeln.
Ihre Leidenschaft an den Nagel hängen wird die «Bluegrass Family», die sich seit Jugendjahren kennt, mit dem Ende des Festivals nicht: «Die Band bleibt weiterhin bestehen. Es ist gut möglich, dass wir wieder ein Konzert organisieren. Einfach in einem kleineren Rahmen.»