Fantoche
Die ehemalige Fantoche-Leiterin ist wehmütig und froh zugleich

Die ehemalige Leiterin des Fantoche, Duscha Kistler, besucht als Gast das Festival. Sie geniesst ihren ersten Besuch als ehemalige Leiterin sehr und freut sich auf die Filmvorstellungen.

Corinne Rufli
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Duscha Kistler gibt Küsschen hier und Küsschen da. Im Festivalzentrum von Fantoche wird die Filmexpertin von Künstlerinnen und Helfern freudig begrüsst. Zehn Jahre leitete sie das Animationsfilmfestival. Letztes Jahr gab sie ihr Amt ab. Dieses Jahr besucht die 40-Jährige das Festival als fast ganz normaler Gast.

Frau Kistler, wie fühlt man sich als kommune Festivalbesucherin?

Duscha Kistler: Es ist speziell. Ich war unruhig, da ich nicht wusste, wie sich die neue Rolle anfühlen wird.

Und?

Es ist super! Ich geniesse es, am Festival rumzuhängen, Leute zu treffen und in Ruhe Filme zu schauen. Hierher zurückzukommen, ist wie ein letzter Schritt zum Loslassen.

Macht das auch traurig?

Es kommen so viele Erinnerungen hoch. Ich bin schon etwas wehmütig, aber das gehört dazu.

Wie ist Ihr Eindruck vom Fantoche 2012?

Es ist schön zu sehen, dass alles funktioniert. Und wenn aber der Ton eines Films nicht läuft, habe ich nichts mehr damit zu tun.

Ganz unbeteiligt sind Sie am Fantoche-Filmprogramm aber nicht...

Genau. Ich kuratiere das Kurzfilmprogramm «Die Zukunft der Gegenwart». Ich habe bei der Wahl der Filme gemerkt, dass sich nur wenige Filmschaffende mit der Zukunft auseinandersetzen. Die meisten beschäftigen sich mit der Gegenwart. Ich schaue auch nicht gern in die Zukunft.

Welche Themen kommen in Ihren gewählten Zukunfts-Filmen vor?

Also Ufo-Filme mag ich nicht. Es sind viele Filme, die kritisch in die Zukunft blicken - was ich nachvollziehen kann. In einem werden die Auswirkungen einer Atomkatastrophe gezeigt. In einem anderen gehts um Reproduktionsmedizin. Es hat düstere und auch witzige Filme darunter.

Stürzen Sie sich nun voll ins Fantoche-Getümmel?

Nein, ich will es langsam angehen. Ich schaue mir aber sicher den Schweizer Wettbewerb und einige Langfilme an.

Wie sieht Ihr Leben eigentlich ohne Fantoche aus?

Mein Privatleben steht vermehrt im Mittelpunkt. Denn das habe ich die letzten Jahre vernachlässigt. Ich habe verschiedene Mandate als Expertin für das Kurzfilmschaffen, wie auch für Kunst und Design angenommen. Aber nichts Festes. Ich will mich öffnen. Darum habe ich mich bewusst in einen leeren Raum gesetzt. Diesen möchte ich sorgfältig wider neu füllen. Meine Zukunft steht in den Sternen.