NAB-Award
Die ehemalige Grossrätin Patrizia Bertschi engagiert sich voll für Flüchtlinge

Sieben Kandidaten sind im Rennen um den Titel «Aargauer des Jahres». In einer Serie von Kurzporträts stellen wir sie vor. Teil 6: Patrizia Bertschi ist seit 2005 Präsidentin des Netzwerks Asyl Aargau. Ihr Ziel: die Lebensbedingungen von geflüchteten Menschen zu verbessern.

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Wenn im Flüchtlingswesen der Name Patrizia Bertschi fällt, lässt das niemanden kalt. 2014 erhielt sie als Präsidentin des Vereins Netzwerk Asyl den Preis des katholischen Frauenbunds für ihr unermüdliches Engagement für geflüchtete Menschen. Sie sei «Motor und Kopf des Netzwerks», hiess es in einer Laudatio.

Neun Jahre lang sass die Heilpädagogin aus Ennetbaden für die SP im Grossen Rat mit Schwerpunkt Bildung und Asylpolitik. 2002 trat sie als Grossrätin zurück und gründete drei Jahre später mit Gleichgesinnten den Verein Netzwerk Asyl Aargau. Seither ist sie dessen Präsidentin – ehrenamtlich und ohne Verdienst. Das Netzwerk besteht aus über 200 Mitgliedern und rund 300 Freiwilligen, die sieben Treffpunkte für Asylsuchende im Aargau betreiben. Der Verein setzt sich mit Angeboten zur Bildung, Beschäftigung und Begegnung für eine Integration auf Augenhöhe ein.

Dazu gehören Deutschkurse, Projekte für unbegleitete minderjährige Asylsuchende oder die Drehpunkte Aarau und Baden, zwei soziokulturelle Treffpunkte der Beteiligung und Begegnung. Gleichzeitig stellt der Verein Zusammenhänge zwischen Flucht und deren Ursachen dar, beobachtet die Asylpolitik kritisch und vernetzt sich mit anderen Organisationen.

Schwierige Bedingungen

Der Aargau habe wunderschöne Orte, findet Patrizia Bertschi. Weniger schön findet sie das mangelnde Engagement des Kantons für Flüchtlinge. Das Ziel von Netzwerk Asyl ist es, die Bedingungen der Flüchtlinge im Aargau zu verbessern – und dafür tut Patrizia Bertschi alles. Denn sie weiss: «Niemand flüchtet freiwillig. Diese Menschen haben einen langen und schweren Weg hinter sich. Sie verdienen Respekt und unsere Unterstützung.»

Patrizia Bertschi steht der Asylpolitik sehr kritisch gegenüber, und das Verhältnis zum Kanton war lange Zeit angespannt. Dennoch erzielt der Verein immer wieder Erfolge. Zum Beispiel, dass unbegleitete minderjährige Asylsuchende zum Thema wurden. Der Dialog mit Behörden und Ämtern ist gerade wegen der unterschiedlichen Ansichten ein wichtiges Anliegen des Vereins.

Obwohl ihr Engagement für Asylsuchende viel Zeit und Kraft braucht: Patrizia Bertschi sagt, es sei ein Geben und Nehmen – sie bekomme dabei sehr viel zurück. «Solange ich diese Energie spüre und es in der Asylpolitik Optimierungsbedarf gibt, mache ich weiter», sagt Bertschi.

Mit Blick auf die Nomination für den NAB-Award ist ihr Folgendes wichtig: «Es geht um viele Freiwillige, die sich innerhalb und ausserhalb des Vereins engagieren, und nicht um eine einzelne Person.» Für die Flüchtlinge im Aargau möchte sie gewinnen. (az)

Wählen Sie hier Ihren Favoriten für den Aargauer des Jahres.

Das sind die anderen Kandidaten für den NAB-Award 2018: