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Im Landwirtschaftsbetrieb Agrino in Busslingen spannen Bauernfamilien gerade bei den erneuerbaren Energien zusammen. Die Biogasanlage, die vor zehn Jahren ans Netz ging, ist amortisiert. Der neue Motor produziert deutlich mehr Strom.
Zehn Jahre ist es her, seit in Busslingen die Biogasanlage der landwirtschaftlichen Gemeinschaft der Familien Imboden und Peterhans ans Netz ging. Zur Feier des runden Jubiläums öffnete das Unternehmen seine Türen und lud die Öffentlichkeit zur Betriebsbesichtigung ein. Im Mittelpunkt stand dabei das Thema erneuerbare Energien, von dessen Potenzial die Familien überzeugt sind.
Damals, vor zehn Jahren, waren sie die Ersten im Kanton, die eine Biogasanlage erstellt hatten. Thomas Peterhans war einer der Initianten der Idee, aus Gülle, Hühnermist und Getreideabfällen Strom herzustellen. In der Zwischenzeit hat sich in der Sache einiges getan. «Die Investitionen von damals sind amortisiert und wir haben sogar einen neuen, effizienteren Motor in unserem Blockheizkraftwerk einbauen können», sagt Thomas Peterhans.
Tatsächlich liefert der neue Motor mit einer Maximalleistung von 150 Kilowatt fast doppelt so viel Strom wie der alte. Pro Jahr produziert die Anlage rund 1 Million Kilowatt Strom.
Der Landwirtschaftsbetrieb Algier in Busslingen und der Betrieb in Vogelrüti wird durch die «Agrino» bewirtschaftet, eine Gesellschaft der Bauernfamilien Imboden und Peterhans. «Gemeinsam kann man wirtschaftlicher arbeiten», sagen sie. «Man kann Arbeitsspitzen besser mit eigenen Leuten abdecken, grössere Investitionen gemeinsam tätigen oder aber auch Ferien und Freizeit besser planen.» Die Familien decken ein breites Feld ab, es reicht von Milchviehhaltung und Ackerbau über Mutterkuhhaltung und Fleischverkauf, Biogasbetrieb bis hin zu einer Imkerei und einer Schule auf dem Bauernhof. Regelmässig leitet Agrino Führungen mit Schulklassen aus der ganzen Schweiz durch ihre Betriebe. Dabei dürfen die Kinder auch Milchkühe hautnah erleben, den Bienen bei der Honigproduktion zuschauen oder erfahren, wie aus Weizen Brot wird. (sbr)
Nebst Strom produziert ein Blockheizkraftwerk auch viel Wärme. Damit werden unter anderem die Boiler des Betriebs mit Warmwasser aufbereitet und im Winter zwei Wohnhäuser beheizt. Was aber geschieht mit der restlichen Abwärme, vor allem im Sommer? Auch hier war man innovativ: Die warme Abluft des Blockheizkraftwerks wird zur Heutrocknung genutzt und seit letztem Jahr versuchsweise durch die Container vom Bremgarter Pellets-Produzent Ernst Braunschweiler geleitet.
Diese Container sind gefüllt mit Holzschnitzeln aus den umliegenden Wäldern. «Im Moment verarbeiten wir die Holzabfälle aus dem Waldstück zwischen Eggenwil und Künten, das vor kurzem gerodet wurde», sagt Ernst Braunschweiler. Eine Tonne Wasser verdunstet pro Tag pro Container. Nach drei Tagen sind die Schnitzel bereit für die Weiterverarbeitung. Ernst Braunschweiler ist überzeugt von der Nachhaltigkeit erneuerbarer, lokal produzierter Energie. «Für die Stromproduktion allein erzielt unser Blockheizkraftwerk einen Wirkungsgrad von rund 38 Prozent», sagt Thomas Peterhans. «Seit wir nun die Abwärme zur Holzschnitzeltrocknung nutzen, hat sich der Wirkungsgrad verdoppelt.» Von der Energie, die im Methangas steckt, könne so fast 80 Prozent genutzt werden. «Dafür erhalten wir einen Wärmebonus vom Bund.»
Mit Gülle allein könnte eine Biogasanlage nicht optimal funktionieren, für einen besseren Betriebsablauf braucht es pflanzliche Co-Substrate. Diese kommen alle aus der Region: etwa Getreideabfälle aus der Getreidemühle in Villmergen oder Rüstabfälle von nahegelegenen Gemüseverarbeitern.
Zudem wird über 80 Prozent Hofdünger verarbeitet. Nach dem Vergären erhält man aus diesem Gemisch von Gülle, Mist und pflanzlichen Co-Substraten einen hochwertigen Pflanzendünger. «Dafür wird uns vom Bund ein zusätzlicher Landwirtschaftsbonus ausbezahlt», sagt Samuel Imboden. Seit eineinhalb Jahren kommt der Hof Algier der Familie Imboden in Busslingen zudem in Genuss der kostendeckenden Einspeisevergütung des Bundes, kurz KEV. Diese garantiert den Produzenten von erneuerbarem Strom einen Preis, der ihren Produktionskosten entspricht.
Der Pioniergeist von damals hatte sich für die Familien auf die Dauer also gelohnt. Vor knapp einem Jahr hatte man zusätzlich drei Scheunendächer auf dem Hof mit Solarzellen bestückt. Diese Photovoltaikanlage mit einer Gesamtfläche von 1842 Quadratmeter liefert weitere rund 264 000 Kilowattstunden Strom. Zusammen mit den 1 Million Kilowattstunden aus der Biogasanlage liefern die Familien Imboden und Peterhans Strom für rund 400 Haushalte.