Kaminfegermeister Kurt Schnyder kontrolliert die Holzfeuerungen in der Region. Seit dem 1.Januar 2009 sind die Gemeinden dafür verantwortlich, dass die kleinen Holzfeuerungen bis 70 Kilowatt Leistung gemeldet und kontrolliert werden.
Das schwarze Hemd mit goldenen Kugelknöpfen, die schwarze Hose mit vielen Taschen, die schwarze Jacke, den Zylinderhut, die Drahtbürste und die Leiter hat er nicht
dabei. In seinen Hosentaschen stecken dafür Taschenlampe und Feuchtigkeitsmesser. Kaminfegermeister Kurt Schnyder hat Hochsaison: Im Winter wird am meisten geheizt und dann müssen auch die Holzfeuerungen kontrolliert werden.
Seit dem 1.Januar 2009 sind die Gemeinden dafür verantwortlich, dass die kleinen Holzfeuerungen bis 70 Kilowatt Leistung gemeldet und kontrolliert werden (kleiner Artikel unten). In dieser Mission ist Kurt Schnyder auch heute unterwegs. Russen und putzen wird er die Specksteinöfen und Cheminées nicht. Es geht nur um die Kontrolle. Als Erstes gehts zur Familie Fischer. Einfamilienhaus mit Minergie-Standard, Wärmepumpe als Hauptheizung, Warmluftcheminée als Zusatzheizung.
Eine Panne bei Fischers
Herr Fischer ist aufgelöst: «Es hat heute Morgen eine Panne gegeben, ich habe eingefeuert und ihren
Besuch völlig vergessen.» Seine Frau fährt fort: «Wir haben das Feuer
sofort gelöscht und die angebrannten Holzscheiter kühlen jetzt draussen ab.» Schnyder nimmts gelassen, Handschuhe liegen bereits bereit. Er begutachtet als Erstes die Asche: Die weissgraue Farbe zeigt an, dass eine optimale Verbrennung mit genügend Sauerstoffzufuhr stattgefunden hat. Schwarze Kohlerückstände weisen hingegen auf eine unvollständige Verbrennung an, zu früh wurde die Frischluftzufuhr gekappt. In der Asche könnte Schnyder auch unerlaubte Brennstoffe sowie Nägel, Schrauben, Haushaltsabfälle und
Anfeuerungsmaterial wie Zeitungen und Karton nachweisen. Bei Familie Fischer ist alles in Ordnung.
Mit einer Taschenlampe zündet Schnyder den Feuerraum ab. Sein Kopf steckt beinahe im Kamin. «Das sieht wunderbar aus hier, ich sehe keine Ablagerungen.» Danach kontrolliert er das Holz. Weichholzscheiter, zum Teil noch mit Rinde, liegen in einer Kiste daneben. Und die Kontrolle des Holzlagers draussen in der Garage bestätigt: Das ist naturbelassenes Holz. Als Anfeuerungshilfen verwenden Fischers gepresste Sägemehlbriketts und wachsgetränkte Holzwolle. Draussen kontrolliert Schnyder auch gleich den Kamin: Laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) muss dieser einen halben Meter über den Dachfirst hinausragen. Bei Fischers ist diese Vorgabe erfüllt.
Kaminfeger misst Feuchtigkeit
Schnyder nimmt ein Holzscheit mit ins Haus, der Feuchtigkeitsmesser zeigt 11,1 Prozent Restfeuchtigkeit an. Alles unter 20 Prozent ist gut. Je feuchter es ist, desto schlechter brennt das Holz und desto mehr räuchert es. «Holz, das zwei Jahre gelagert wurde, weist in der Regel eine Feuchtigkeit unter 20 Prozent auf», erklärt er.
Seine Kontrolle ist fertig und er baut über dem Rost ein korrektes Feuer auf: drei Holzscheiter, darauf in rechtem Winkel drei weitere Holzscheiter, zuoberst tanniges Holz und wachsgetränkte Holzwolle. Das Feuer wird später von oben nach unten entzündet. Mit Fischers bespricht er den Rapport und übergibt ihnen zudem einige illustrierte Merkblätter.
Mit dem Auto gehts weiter. Schnyder erzählt von seinen Erfahrungen und erklärt seine Philosophie als Kontrolleur: «Es braucht ein gewisses Feingefühl, wenn ich den Leuten zeige, wie man richtig anfeuert – ohne Zeitungen und Karton. Ich will kein Anzünd-Polizist sein, ich will meine Kunden aufklären und Ihnen einige wertvolle Tipps mitgeben.»
Zeitungen nur als Anzündhilfe
Frau Huber wartet bereits auf Kaminfeger Schnyder. Bei ihr muss er einen Kachelofen kontrollieren. Zuerst schaut er sich das Holzlager an. Dieses befindet sich in einer grossen Lagerhalle. Das Holz wird in Holzpaletten gelagert und bevor es ins Haus getragen wird, nochmals gespalten. 14,5 Prozent Restfeuchte, das ist gut. In der Wohnung folgt dasselbe Prozedere wie bei Fischers. Neben dem Ofenloch ist die Asche in einem Metallkübel gelagert. «So sollte es sein. Asche sollte nie in Plastikkübeln oder Plastiksäcken gelagert werden, denn sie kann sich noch einige Tage später entzünden und es kann zu grossen Bränden führen», sagt Schnyder. Er nimmt einen Spachtel und begutachtet eine Aschenprobe. «Haben Sie Zeitungen verbrannt?» Schnyder hat in der Asche die Rückstände einer Zeitung entdeckt. «Ab und zu verbrenne ich eine», gibt Frau Huber zu. Es sei nicht verboten, vereinzelt Zeitungen als Anzündhilfe zu verbrennen, aber ganze Zeitungsbündel dürften nicht verbrannt werden. Auch Karton gehöre nicht in den Ofen.
Der Rapport ist ausgefüllt und Frau Huber lädt Kaminfeger Schnyder noch zu einem Kaffee am Küchentisch ein. «Gerne», sagt er, «einen Kaffee ab und zu muss man sich gönnen.» Er lacht.