Limmattal
Die Gegner des Container-Terminals fühlen sich bestätigt

Ab 2018 sollen im Limmattal rund 600 Container umgeladen und in den Rest der Schweiz gefahren werden. Es herrscht Widerstand. Nun stellt sich sogar die Verlade-Industrie gegen den Container-Terminal. Das gibt den Kritikern neuen Schwung

Bettina Hamilton-Irvine
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Hier beim Rangierbahnhof Limmattal in Diektikon/Spreitenbach sollen ab 2018 rund 600 Container pro Tag verarbeitet werden (Symbolbild)

Hier beim Rangierbahnhof Limmattal in Diektikon/Spreitenbach sollen ab 2018 rund 600 Container pro Tag verarbeitet werden (Symbolbild)

Chris Iseli

Im Januar 2016 wollen die SBB mit dem Bau des Container-Umschlagterminals Gateway beim Rangierbahnhof Limmattal, auf Dietiker und Spreitenbacher Boden, beginnen.

Die Inbetriebnahme ist für August 2018 geplant. Rund 600 Container sollen dort jeden Tag umgeladen und mit drei Portalkränen für die Verteilung in den Rest der Schweiz bereits gemacht werden.

Gemäss SBB wird der Bau 160 Millionen Franken kosten. Die SBB haben beim Bundesamt für Verkehr im Januar ein Plangenehmigungsgesuch eingereicht. Einsprache dagegen eingereicht haben unter anderem die Gemeinden Dietikon, Spreitenbach, Oetwil und Geroldswil.

«Die Chancen stehen gut, dass wir den Gateway noch verhindern können.» Diese Haltung hat Josef Wiederkehr, Dietiker CVP-Kantonsrat und Co-Präsident des Komitees «Gateway, so nicht», immer vertreten. Als er den Satz gestern sagte, hatte die Aussage aber plötzlich an zusätzlichem Gewicht gewonnen.

Standort Limmattal ist ineffizient

Denn im Kampf gegen den geplanten Container-Umschlagterminal beim Rangierbahnhof Limmattal bekommen die Gateway-Gegner Schützenhilfe von unerwarteter Seite.

Ausgerechnet diejenigen, denen das von SBB Cargo geplante Projekt zugute kommen soll, wehren sich vehement dagegen: Wie die «NZZ am Sonntag» publik machte, hat die Verlade-Industrie unter Federführung des Verbands Swiss Shipper’s Council beim Bund interveniert und verlangt, die Planung solle «sofort eingestellt» werden. Befürchtet wird vor allem Geldverschwendung: Denn die Branche bezweifelt einerseits, dass es überhaupt ein neues Terminal braucht.

Andererseits sei der Standort schlecht gewählt, da es ineffizient sei, die Container zuerst von Basel, wo sie von den Häfen eintreffen, ins Limmattal zu transportieren und dann von dort für die Feinverteilung teilweise wieder zurück ins Mittelland oder die Westschweiz. Wenn SBB Cargo investieren wolle, solle dies beim zweiten Bauprojekt, dem Terminal am Basler Rheinhafen, geschehen.

Wiederkehr, einer der engagiertesten Gateway-Gegner, zeigt sich «hoch erfreut» über diese Wendung, für die es bereits Vorzeichen gegeben habe. «Die Intervention der Verlade-Branche zeigt, dass das Projekt kritisch durchleuchtet wird und dass die Nutzer nicht bereit sind, einfach zu schlucken, was ihnen SBB Cargo auftischt.»

Dass die Branche die wirtschaftliche Effizienz des Gateways anzweifle, sei eine Bestätigung, sagt Wiederkehr. Denn der Limmattaler Standort würde Zusatzfahrten generieren, die enorme Mehrkosten verursachten. «Diese Rechnung kann einfach nicht aufgehen.»

Ein vehementer Gegner des Gateways ist auch die Stadt Dietikon, die bereits mit einer 42-seitigen Stellungnahme Einsprache gegen das Projekt erhoben hat. Stadtpräsident Otto Müller reagiert entsprechend erfreut auf die Intervention der Branche: «Wir fühlen uns in unserer Haltung bestätigt.»

Der Gateway sei aus verschiedenen Gründen nicht nötig. Vor allem könne, wie auch die Cargo-Branche kritisiert, das Versprechen nicht umgesetzt werden, 80 Prozent aller Güter auf der Bahn weiterzutransportieren, so Müller: «Ausser SBB Cargo fährt mit leeren Waggons durch das Land.»

Die Stadt Dietikon sei nun mit den Verbänden im Gespräch und werde sich weiterhin «mit allen rechtlich zur Verfügung stehenden Mitteln» gegen das Projekt einsetzen.

Erfreut und überrascht

Wie Dietikon wehrt sich auch die zweite Standortgemeinde Spreitenbach gegen das rund 160 Millionen schwere Projekt. Er sei erfreut, sagt Gemeindeammann Valentin Schmid, dass nun auch vonseiten der Wirtschaft Widerstand zu spüren sei.

Andererseits sei er überrascht, dass sogar die Verlade-Branche selber sage, sie brauche den Gateway nicht. «Damit bekommt das Ganze eine neue Dimension», so Schmid.

Dass das Bundesamt für Verkehr nun aufgrund der Kritik die Akteure zu einer ausserordentlichen Konferenz einlade, lasse hoffen. «Nun wird das Projekt auch national zu einem politischen Thema.»