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Im Alter von 70 Jahren ist Bruno Rub gestorben. Rub, der seit den Sechziger-jahren in der Region Baden und zuletzt in Ennetbaden gelebt hat, gehörte zu den profiliertesten Jazz-Kritikern und -Publizisten der Schweiz.
In die Wiege gelegt wurde ihm der Jazz nicht. Er entdeckte ihn als Lehrerseminarist. Dass er das Seminar in Wettingen überhaupt besuchen konnte, verdankte er der Fürsprache eines Lehrers. Der Besuch einer Mittelschule war in den Fünfzigerjahren für einen Jungen aus Kleindöttingen eher unüblich. Der junge Seminarist war scheu, aber aufgeweckt.
Er liebte das gedruckte Wort, vor allem aber liebte er das Radio. «Das Radio und der Jazz haben mir die Welt eröffnet», sagte er später immer wieder. Rub war Primar- und Bezirksschullehrer, Redaktor beim «Aargauer Volksblatt» und schliesslich Redaktor beim Schweizer Radio, wo er bald zur neu entstandenen Jazz-Redaktion gehörte. Sachkompetenz und sprachliche Eleganz – geschult nicht zuletzt an der deutschspachigen Lyrik von Barock bis Brecht – machten die Qualität seiner Sendungen aus.
Bis zur Pensionierung betreute er die DRS-2-Vorabendsendung «Apéro». Rubs Kontakte waren weltläufig. Doch er behielt stets Verbindung mit der lokalen und regionalen Jazz-Szene: «Keine grosse Welt ohne die kleine.» Der Verein Jazz in Baden, zu dessen Gründern er gehörte und dessen Präsident er viele Jahre lang war, ergänzte ab 1980 auf schöne Weise das internationale Programm von Arild Widerøes «Jazz in der Aula». Der Verein veranstaltet bis heute regelmässig Klub-Konzerte, zumeist mit regional verwurzelten Musikern (Jazz Monday im «Isebähnli»).
Dass er als Publizist Jazz-Geschichte und -Geschichten für die Nachwelt festhielt, die sonst vergessen gegangen wären, gehört zu Rubs grossen Verdiensten. 2007 hat er die Biografie des Aarauer Bassisten Erich Peter veröffentlicht («Der Teamplayer», Verlag hier & jetzt), eines Musikers, der mit den ganz Grossen des internationalen Jazz gespielt hatte, aber schon bei seinem Tod 1996 fast gänzlich vergessen war. Auch die allerletzte Arbeit ist einem kaum bekannten Aargauer gewidmet. In der aktuellen Ausgabe des Jazz-Magazins «Jazz’n’More» porträtiert er Gus Wildi, einen Lenzburger, der in den USA ein Jazz-Label betrieb.
Am 20. Mai ist Bruno Rub seinem erst vor drei Monaten diagnostizierten Krebsleiden erlegen.