Über eine nicht organisierte Badener Gruppierung, die sich 20 Jahre lang der Pflege des «höheren Blödsinns» verschrieben hat.
Es war kein Verein, vielmehr eine schräge Truppe jenseits jeglicher Vereinsmeierei: Die «Wettermacher», die 20 Jahre lang die Szenerie der grossen Badener Feste geprägt hatten. Sie waren zu Beginn der Geheimtipp aller Eingeweihten und schon bald eine der Attraktionen aller Festveranstaltungen. Irgendwie sinngebend mag rückblickend ihre Entstehung gewesen sein.
Das war so: Ein Fest der Grösse einer Badenfahrt will erst mal organisiert sein. Was sich im Badenfahrtkomitee von 1977 abspielte, beschreibt Matthias Saxer in den Badener Neujahrsblättern von 1978 wie folgt: «Aber auch die beste Organisation macht noch keine frohen Feste. Sonst müssten ja diplomatische Empfänge allemal heiterer als eine Badenfahrt sein! Gewiss, die Badenfahrt 1977 hatte ihr erlauchtes Komitee, das offiziell den Rahmen dieser zehntägigen Lustbarkeit absteckte.
Aber wenn ich mir die zahlreichen, meist langen und mitunter stürmischen Sitzungen dieses Komitees vergegenwärtige, vermag ich post festum nicht zu sagen, ob die Badenfahrt dank eines organisierten Wunders oder vielmehr dank einer wunderbaren Organisation zu einem Fest wurde, das man mit gutem Gewissen an die Badenfahrten vergangener Jahrzehnte reihen darf.
Ein Mitglied des Badenfahrt-Komitees stieg vorzeitig aus: Adrian Meyer, des Feilschens um ein ausgeglichenes Badenfahrt-Budget offenbar müde, blieb den montäglichen OK-Sitzungen bald einmal fern und investierte zusammen mit Gleichgesinnten die gewonnene Zeit in das Spectaculum der ‹Wettermacher›.» So kam die Badenfahrt 1977 unverhofft zu einem weiteren Höhepunkt, den sie dem Umstand verdankt, dass die Irrungen und Wirrungen im Badenfahrt-Komitee dem Architekten den letzten Nerv ausgerissen haben mussten. Mit einem regenerheischenden Strassentheater als eine Querschläger-Aktion der Badenfahrt 1977 fand die neue Badener Truppe auf Anhieb ein begeistertes Publikum. Nun, so quer war der Inhalt des Theaters gar nicht, hiess doch das Motto der Badenfahrt «Freut euch des Wassers». Und ihre Bezeichnung war somit auch geboren.
Wer waren aber diese Wettermacher? Es waren Freunde, die sich völlig unpolitisch aus allen Parteien und aus dem «Badener Kuchen» rekrutierten. Dabei waren sowohl Ärzte, Architekten, Anwälte, Leute aus der Stadtverwaltung, Einwohner- wie Stadträte, Wirtschafts- und letztlich auch einfache, aber lebensfreudig gesinnte Leute. Nach der Mitwirkung beim «Danuser»-Festspiel 1980 sorgten sie stets für Spektakel in ihrer Festbeiz: 1982 mit den «Avianautischen Spielen» (à la Jules Verne), 1987 mit den unvergesslichen Showblöcken im «Sportpalast», am Regionalfest 1991 unter dem Titel «Happy Birthday» und an der «La Badenfahrt» 1997 mit dem «Le Walfisch bleu».
Was war ihr Erfolgsrezept? Hinter ihren Aufführungen standen keine Profis oder präzis einstudierte Drehbücher. Sie lebten vom geistreichen Blödsinn, lustigem Zufall, viel Originalität und spitzer Ironie. Die kam allerdings einmal gar nicht gut an, als die Wettermacher auf Wunsch von Stadtammann Sepp Bürge sich mit einer Produktion am Wettiger Fäscht beteiligten. Der Beitrag, bei dem sie sich über Wettingen und sich selber lustig machten, kam gar nicht gut an.
Über das Mitwirken 1982 stand in den Neujahrsblättern 1983 geschrieben: Die Jugendlichen von gestern treffen sich an der Badenfahrt mit Vorliebe im Hangar der Wettermacher, wo das «Kabarett der letzten Illusionen» über die Bühne geht. Die Windsbräute und Sonnenkönige von 1977 haben sich in Piloten und Matrosen verwandelt und versuchen als eine der wenigen Gruppen, von Trudels Flieger ausgehend, dem Thema der Illusionen einen regionalen Bezug zu verleihen. Das avianautische Experiment gelingt, entsprechend gross ist der Erfolg.
Wer jeweils bei einem Wettermacher-Spektakel einen Platz finden wollte, musste ihn erkämpfen. Volle Ränge waren ein Markenzeichen der Truppe. Angespornt durch den Erfolg waren die Wettermacher bis 1997 an allen Badenfahrten aktiv dabei. Im neuen Jahrtausend zeigten sich altersbedingt Ermüdungserscheinungen und liess die Wettermacher still und leise verschwinden.