Die Musikschule Region Baden feiert kommenden September ihr 70-Jahr-Jubiläum. Der Musikschulleiter spricht über den schweren Stand, welcher der Musikunterricht hat und verrät einen kleinen Tipp um grosse Fortschritte zu machen.
1946 wurde in Baden eine der ersten Musikschulen im Kanton Aargau gegründet. Der Unterricht fand anfänglich in ehemaligen Pferdestallungen an der Zürcherstrasse statt. 1960 übersiedelte der Schulbetrieb an seinen heutigen Standort, die Villa Burghalde. Musikschulleiter Erich Eder empfindet es als Privileg, in der ehemaligen Brown Bovery-Villa zu unterrichten, die im Besitz der Stadt ist: «Statt dieses bauliche Juwel teuer zu vermieten, bekam die regionale Musikschule den Zuschlag. Das spricht für den grossen Support, den wir von Baden seit je erhalten», sagt der gebürtige Österreicher. In der nationalen Bildungslandschaft hat der Musikunterricht jedoch einen schweren Stand. Der Bund fördert das Programm «Jugend und Sport» mit 90 Millionen Franken, «Jugend und Musik» dagegen nur mit 2 Millionen.
Rund 1300 Schülerinnen und Schüler gehen in der Musikschule Region Baden zum Unterricht und lernen eines der 28 Instrumente, die zur Auswahl stehen. Von sechs Mitgliedsgemeinden bleiben nach den Sommerferien nur noch fünf übrig (Baden, Ennetbaden, Birmenstorf, Gebenstorf, Obersiggenthal). Niederrohrdorf trat aus und verlegt den Musikunterricht in das eigene neue Schulhaus. «Damit verlieren wir etwa 130 Schüler», bedauert Eder. Rund 610 Franken zahlen Eltern pro Semester für eine wöchentliche 25-Minuten-Lektion von Primarschülern. In der Oberstufe wird es deutlich billiger, da sich auch der Kanton an den Kosten beteiligt. Besonders begabte Jugendliche aus wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen werden teilweise vom Kiwanis-Club mit Förderbeiträgen unterstützt.
Bringt man Kinder heute überhaupt noch in den Musikunterricht? «Auf jeden Fall», sagt Eder, «das Interesse an unserem alljährlichen Tag der offenen Tür ist riesig. Und die Kids, die ein Instrument spielen wollen, werden immer jünger.» Die Musikschule Region Baden hielt ihre Schülerzahl in den letzten Jahren trotz schwierigem Umfeld konstant. Am meisten Zulauf ist bei klassischen Instrumenten wie Klavier und Akustik-Gitarre zu verzeichnen. Schwierig wirds, wenn es um Durchhaltevermögen und Disziplin geht. Eder betont: «Wer nur einmal in der Woche in die Stunde kommt und sonst nichts tut, macht keine Fortschritte. Tägliches Üben wäre der Idealfall. Wir sagen: lieber öfters und kurz als einmal und lang.» Jedes Jahr gibt es Stufentests in sechs Schwierigkeitsgraden, die freiwillig absolviert werden können. «Der höchste Level entspricht ungefähr den Aufnahmevoraussetzungen in ein Konservatorium», erklärt Eder, der Schulmusik mit dem Hauptfach Klarinette studiert hat. Einige bekannte Berufsmusiker haben ihre Sporen in der Villa Burghalde abverdient; zum Beispiel Jazz-Posaunist Michael Flury. Zum 70-Jahr-Jubiläum geht vom 23. bis 25. September 2016 ein grosses Fest in der ganzen Stadt Baden über die Bühne. Für das Konzert am Sonntagnachmittag in der Aula Martinsberg von einem aus Lehrpersonen und Schüler zusammengestellten Orchester wird seit Monaten geprobt. Zur Aufführung kommen Händels «Die Wassermusik»; in einem zweiten Konzertteil dann moderne Musik von Bands und Ensembles zum Thema «Wasser».