Stetten
Die Rückkehr der Bachforelle: Dorfbach wird renaturiert

Bei der alten Fischzucht in Stetten wird der Dorfbach auf einer Länge von 200 Metern revitalisiert. Für knapp eine halbe Million Franken wird neuer Lebensraum für zahlreiche Arten geschaffen.

Carla Stampfli
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Dorfbach Stetten
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Die Bauarbeiten dauern bis Oktober.
 Florin Rutschmann (CreaNatira), Regula Bachmann und Tonja Zürcher (WWF Aargau)
 Regula Bachmann (l.) und Tonja Zürcher vom WWF Aargau
 Lorenz Hunziker (EWZ), Florin Rutschmann (CreaNatira), Dyane Schifferle und Leo Zimmermann (Grundeigentümer und ehemalige Betreiber Fischzucht Stetten), Marco Kaufmann (Ingegnieurbüro Hunziker, Zarn und Partner), Regula Bachmann und Tonja Zürcher (WWF Aargau).
 Florin Rutschmann (CreaNatira), Dyane Schifferle und Leo Zimmermann (Grundeigentümer und ehemalige Betreiber Fischzucht Stetten), Regula Bachmann und Tonja Zürcher (WWF Aargau).
Dorfbach Stetten wird revitalisiert
Dorfbach Stetten wird revitalisiert
Dorfbach Stetten wird revitalisiert

Dorfbach Stetten

Carla Stampfli

Bei der alten Fischzucht am Dorfbach in Stetten ist derzeit Grosses im Gange. Wo bis vor kurzem Betonbecken zu sehen waren, hebt nun ein Bagger eine Grube aus. Auch bachaufwärts bereiten die Baumaschinen alles für die Renaturierung vor: Bis Oktober wird das Gewässer auf einem Abschnitt von 200 Metern verbreitert und mit naturnahen Sohlenstrukturen und Ufervegetation versehen.

«Wir möchten, dass zahlreiche Arten wie die Bachforelle, Groppen und Amphibien wieder zurückkommen und im revitalisierten Gewässer neuen Lebensraum finden», sagte Regula Bachmann, Präsidentin des WWF Aargau, beim Spatenstich am Montag. So wie es 2010 geschehen sei, als der Dorfbach in einer ersten Etappe auf einer Länge von rund 200 Metern revitalisiert wurde. «In diesem Bereich ist die Bachforelle zurück», sagte sie gestern. WWF-Aargau-Geschäftsführerin Tonja Zürcher fügte an: «Unser Ziel ist es, die Fischzuchtbecken abzubauen und den Abschnitt der Natur zurückzugeben.»

Folgendes ist vorgesehen: Das alte Einlaufwerk für die Fischzucht im oberen Bachabschnitt wird zurückgebaut. Anstelle dessen wird eine Blockrampe gebaut, die es Fischen erlaubt, ungehindert durch das Gewässer zu wandern. Entlang des Ufers entsteht eine Böschung, die Lebewesen Nistplätze bietet und dem Bach mehr Platz zum Abfliessen gibt. Zudem wird im unteren Gewässerabschnitt ein Amphibienteich gebaut. Der natürliche Bachlauf wird grösstenteils bestehen bleiben.

2014 wurde Fischzucht eingestellt

Die Initiative für die Revitalisierung ging von Leo Zimmermann aus. 2004 erwarb er die Fischzucht, zuvor war er viele Jahre lang als Pächter für den Betrieb zuständig. Vor vier Jahren stellte er die Fischzucht aus wirtschaftlichen Gründen ein. Seither liegen die Betonbecken brach. «Es ist schön zu sehen, wie neuer Lebensraum entsteht», sagte Zimmermann, der die Fischzucht nebenberuflich führte. «Wir freuen uns, dass jetzt auch ein zweiter Abschnitt des Dorfbachs revitalisiert wird.» Seine Frau Dyane Schifferle fügte an: «Es ist uns ein Anliegen, dass einheimische Tiere und Pflanzen neuen Lebensraum erhalten.» Das Ehepaar blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Bauarbeiten, geht mit der Aufhebung der Fischzucht doch auch ein Stück der eigenen Identität verloren. «Wie die bereits erfolgte Revitalisierung im unteren Bachabschnitt zeigt, wird es nach den Bauarbeiten aber sehr schön werden», sagte Zimmermann.

Mehrere Projektbeteiligte

Knapp eine halbe Million Franken kostet das Projekt, an dem sich der Kanton, Bund, der WWF Aargau und der Naturemade-Star-Fonds des Elektrizitätswerks der Stadt Zürich (EWZ) beteiligen. Letzterer Fonds unterstützt mit rund vier Millionen Franken pro Jahr ökologische Aufwertungen vor allem in den Kantonen Zürich und Graubünden – aber auch im Aargau, wo das EWZ mit dem Kraftwerk Wettingen das grösste EWZ-Wasserkraftwerk an der Limmat betreibt.

«In der Vergangenheit wurde die Landschaft verbaut und die Gewässer wurden für die Energiegewinnung genutzt, ohne gross auf den Lebensraum der Tiere zu achten», sagte Regula Bachmann. Das Revitalisierungsprogramm des Kantons aus dem Jahr 2014 soll dem entgegenwirken. «Geplant ist, dass innerhalb von 20 Jahren 52 Kilometer des rund 2900 Kilometer langen Gewässernetzes im Aargau revitalisiert werden», sagte Bachmann. Mit dem Vorhaben in Stetten rückt dieses Ziel ein kleines Stück näher.