Nur wer genau hinschaut, entdeckt ihn, «der kleine Laden» an der Mellingerstrasse beim Badener Lindenplatz. Vorbeieilenden bleibt er verborgen – meistens. Auf knapp zehn Quadratmetern stellt die 66-jährige Edith Märki ihre Kunstwerke aus.
Nur wer genau hinschaut, entdeckt ihn, «der kleine Laden» an der Mellingerstrasse beim Badener Lindenplatz. Das Geschäft, eingeklemmt zwischen dem Eingang des Hochhauses Linde und dem Hotel, ist das Reich von Edith Märki. Auf knapp zehn Quadratmetern stellt die 66-Jährige ihre Kunstwerke aus – mit Serviettentechnik bearbeitete Steine. Einer nach dem anderen reiht sich auf den Holzregalen. Die Sujets schwanken von Blumen, Engeln, Eulen, Teddybären und Schmetterlingen bis hin zum Schellenursli.
Es ist Nachmittag. Draussen rollen Autos vorbei, der Baustellenlärm des Schulhausplatzes ist kaum zu überhören. «Hier laufen die Leute immer schnell vorbei», sagt Edith Märki und faltet die Hände auf dem Tischchen in der Ecke aufeinander. Doch manchmal passiert es, dass die Vorbeieilenden innehalten und hineingehen. «Dann sind sie überrascht, hier drin so etwas zu finden», sagt sie.
Der kleine Laden bedeutet ihr viel: Sie schätzt die schöne Beschäftigung und freut sich über die nette Kundschaft, die zu ihr findet. «Mir gefällt es, den Leuten zu zeigen, dass man mit einem einfachen Stein etwas Besonderes machen kann», sagt die fünffache Grossmutter. Zudem kommen oft Leute aus fremden Nationen: «So treten viele Steine einen langen Weg in ein fernes Land an.»
Die Steine bearbeitet die Pensionierte zu Hause – zu klein ist hier die Fläche. Und das macht sie, vereinfacht gesagt, so: Je nach Helligkeit des Steins grundiert Märki diesen zuerst mit weisser Farbe und lässt ihn trocknen. Danach streicht sie Kleber drauf, rupft von einer Serviette das Sujet ab und legt die Schicht auf den Stein. Am Schluss gibt sie eine wasserfeste Lackschicht drauf. «Ohne Trocknungsphase brauche ich etwa eine Stunde pro Stück», erklärt sie. Sie bearbeitet die Steine aber nicht täglich. Denn: «Die Serviettentechnik hat Suchtpotenzial», sagt Märki und schmunzelt.
Wie viele Steine sie denn bereits dekoriert habe? Die gebürtige Thurgauerin lacht herzhaft und sagt: «Ich zähle sie nicht, ich mache sie einfach.» Hier im Laden seien neben Töpfe und Schmuck wohl mehrere hundert Stück ausgestellt. Zu Hause hortet sie im «Steinlager», das aus zwei Leiterwagen besteht, noch viele weitere. Auf das Material stösst Edith Märki beim Spazieren. Entdeckt sie am Boden einen Stein in Herzform, dann liest sie diesen auf und schleppt ihn in der Handtasche nach Hause. Manchmal sind es drei, manchmal vier pro Spaziergang. Auch auf Baustellen hält sie Ausschau. Dort sind die Steine meistens schön geschliffen und müssen nicht gross gespült werden.
Die Leidenschaft flammte vor gut zehn Jahren auf, als Edith Märki eine Bekannte traf und sie für Serviettentechnik begeisterte: «Mich hat es sofort gepackt.» Nach und nach bearbeitete sie die Steine, die am Wegrand lagen, zu kleinen Kunstwerken. In den folgenden fünf Jahren stellte sie diese an verschieden Handwerkermärkten aus, reiste durch die Region – bis sie 2006 auf das kleine Lokal mit dem «Zu vermieten»-Schild an der Badener Mellingerstrasse stiess. «Seitdem bin ich hier», sagt sie und lacht.
Von Zeit zu Zeit vermisst sie aber den Austausch unter Gleichgesinnten: «Ich wünschte mir ein Zentrum, in dem alle Handwerker ihre Sachen ausstellen könnten», sagt Edith Märki. Räumlichkeiten etwa, welche die Stadt Baden zu reduzierten Mietpreisen zur Verfügung stellen könnte. «Dort wäre ich auch nicht so alleine.» Und: Sie hätte etwas mehr Platz, um ihre Steine auszustellen.
Über ihren kleinen Laden will sie sich dennoch nicht beklagen. Bisher habe sie keine negativen Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil: «Die Leute sind sehr respektvoll.» So auch einmal, als sie den Kartonbogen mit dem Satz «Ich bin gleich wieder da» auf das Tischchen stellte, die Türe anlehnte und kurz einkaufen ging. Als sie zurückkam, lagen neben dem Schildchen
20 Franken. Ob sie sich erinnern konnte, welcher Stein gekauft wurde? Edith Märki schüttelt den Kopf, lacht und sagt: «Dafür sind es hier drin viel zu viele.»