Das ehemalige Badener Hotel weicht einem Neubau – vor dem Abbruch sind aber noch Schutzmassnahmen nötig.
Wer derzeit auf der Bruggerstrasse in Richtung Kappelerhof fährt, findet das ehemalige «La Cappella» hinter einer Folie vor. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um die Installation eines Verhüllungskünstlers, sondern lediglich um Schutzmassnahmen einer Schadstoffsanierung. Wie in den meisten Schweizer Häusern, die vor 1990 gebaut wurden, ist auch im «La Cappella» Asbest verbaut. Die feinen Asbestfasern sind krebserregend. Um zu verhindern, dass sie beim Abriss ungehindert freigesetzt werden, ist das Gebäude derzeit in Folie eingepackt.
Seit Ende April läuft die Schadstoffsanierung im Innern, wie die Gross Generalunternehmung AG auf Anfrage bestätigt. Zum Schutz der Arbeitenden, die diesen gesundheitsgefährdenden Werkstoff entfernen müssen, wird mittels einer Lüftungsanlage im ganzen Gebäude Unterdruck erzeugt. Gebrochene Fensterscheiben und Türen wurden dazu verschlossen oder abgeklebt. Die Arbeitenden tragen Ganzkörper-Schutzkleidung und Atemschutzmasken. Nur durch eine Schleuse gelangen sie in den Arbeitsbereich. Gegen Ende der Woche soll auch die Sanierung der Aussenfassade beginnen.
Anfang Juni wird das Baugerüst samt Folie demontiert, und die Bagger kommen zum Einsatz. Was noch vom «La Cappella» übrig ist, wird endgültig abgerissen. Das einstige Hotel, das zuletzt auch als Asylunterkunft genutzt wurde, muss dann einer Wohnüberbauung mit bis zu 80 neuen Wohnungen weichen.
Für Garagen, Haustechnik und private Kellerabteile sind insgesamt drei Tiefgeschosse geplant. Da die Baustelle zwischen der Bruggerstrasse und den Bahngleisen liegt, wird die Baugrube strassenseitig rund 16 Meter senkrecht in die Tiefe gehen. Das stelle gemäss Generalunternehmer jedoch kein Risiko dar, der Baugrubenverbau würde entsprechend gesichert – auch auf der Gleisseite.
Dort befindet sich nämlich ein kleines Stück Zeitgeschichte, das laut SBB unbedingt erhalten werden muss. Die alte Naturstein-Stützmauer unterhalb des «La Cappella» steht dort bereits seit über 160 Jahren. Sie liegt am Bahnabschnitt Baden–Brugg, der nach der sogenannten Spanischbrötlibahn als zweite Strecke am 30. September 1856 eingeweiht wurde.
Damit die künftigen Bewohner des Gebäudes vom angrenzenden Schienenverkehr nicht mehr allzu viel mitbekommen, wird nach Angaben des Generalunternehmers unter die Ersatzneubauten eine speziell angefertigte Dämpfungsunterlage gebaut. Die Rohbauarbeiten werden im Oktober beginnen. Im Jahr 2022 soll der Bau abgeschlossen sein.
Der Kappelerhof verändert sich derzeit nachhaltig: Auf dem Nachbargrundstück der Garage Tinner steht seit letztem Jahr ein Neubau. Auch die gegenüberliegende Strassenseite wird demnächst wohl zur Baustelle: Die Wettinger Genossenschaft Lägern Wohnen will am Ifang mehrere neue Wohnungen bauen und zusätzlich an der Stockmattstrasse 12 schmale Reihenhaus-Einheiten errichten. Auch im Brisgi befindet sich ein Gestaltungsplan in Überarbeitung.