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In Spreitenbach hat sich die Anzahl der vormundschaftsrechtlichen Entscheide innerhalb von drei Jahren verdoppelt. Die Ostaargauer Gemeinde ist indes kein Einzelfall.
In den Gemeinden wird das Vormundschaftswesen immer aufwändiger. In Spreitenbach beispielsweise hat sich die Anzahl der vormundschaftlichen Entscheide alleine in den vergangenen drei Jahren von 201 auf 410 pro Jahr erhöht.
Grund dafür ist in erster Linie die steigende Lebenserwartung, wie Gemeindeschreiber Jürg Müller auf Anfrage sagt. «Die Einwohnerinnen und Einwohner werden immer älter, verlieren aber mit zunehmenden Alter in Handlungsfähigkeit, Fälle von Altersdemenz nehmen zu.»
Psychische Probleme
Aber auch Menschen mit psychischen Problemen oder Personen, die aufgrund ihres mangelnden geistigen Horizonts nicht in der Lage sind, das Alltagleben zu bewältigen, halten die Vormundschaftsbehörden auf Trab. «Auch junge Leute stossen in unserer hektischen Welt vermehrt an ihre Grenzen», sagt Müller.
Für die Gemeinden hat die zunehmende Komplexität im Vormundschaftswesen auch finanzielle Konsequenzen. Um die steigenden Anzahl der Fälle und der vormundschaftsrechtlichen Entscheide zu erledigen, muss nicht selten mehr Personal eingestellt werden. Ob auch in Spreitenbach eine Aufstockung geplant ist, wollte Müller indes nicht sagen.
Schweizweites Phänomen
Sicher ist: Spreitenbach ist nicht die einzige Gemeinde, die mit dem Phänomen konfrontiert ist. In den vergangenen zehn Jahren haben die vormundschaftlichen Massnahmen sowohl für Erwachsene als auch für Kinder schweizweit zugenommen. Bei den Erwachsenen ist die Zahl der Betroffenen um 40 Prozent angestiegen, bei den Kindern sogar um zwei Drittel, wie «infostelle», eine Online-Plattform für das Sozialwesen ausführt.
Für den Kanton Aargau wies die Schweizerische Vormundschaftsstatistik im Jahr 2000 noch 3595 bestehende Massnahmen bei Erwachsenen aus, 2009 waren es bereits 5746. (bau)