Roxane Kalt alias «Fancy Glitter Fanciulla» zeigt in ihrer One-Woman-Show im Demuth-Areal, dass nichts unmöglich ist.
Das ausdrucksstarke Gesicht von Roxane Kalt, die am 6. und 7. Dezember im Demuth-Areal die «Fancy Glitter Fanciulla» gibt, scheint wie gemacht für Clownerie. Ihr Lachen ist breit und die runden blauen Augen verleihen der 30-Jährigen etwas Kindliches.
Kindlich und unbeschwert ist auch die clowneske Bühnenfigur in ihrer One-Woman-Show. Alles ist möglich, lautet die Devise von «Fancy Glitter Fanciulla». Sie hat sich zum ersten Mal aus dem Schatten ihrer drei berühmten Brüder befreit und steht selber im Rampenlicht. Deshalb zieht sie alle Register. Quetscht sich dank ihrer unglaublichen Beweglichkeit durch einen winzigen Hula-Hoop-Reifen, macht hoch über den Köpfen des Publikums am Luftreifen Kunststücke, spielt gleichzeitig Ukulele, singt, und und....
Endlich wird sie richtig wahrgenommen und wächst dabei sozusagen über sich selbst hinaus. Derweil erzählt sie kleine witzige Episoden aus ihrem Leben. Zum Beispiel von der Mutter, die Spezialistin für «Pop Cultural History» und Feminismus ist. Das klingt schrägt und ist es auch. Wer Schenkelklopfhumor erwartet, liegt jedoch falsch. «Ich bin die theatralische und poetische Version einer Clownin und mache keinen Slapstick wie ein Zirkusclown», Roxane Kalt. «Fancy Glitter Fanciulla» strebt auch keine artistische Perfektion an. Sie hat einfach Spass daran, sich selber zu entdecken. Die Welt ist für sie eine Spielwiese mit schier endlosen Möglichkeiten, und sie probiert die verrücktesten Dinge aus. Auch wenn sie dabei ab und zu scheitert: Der Versuch war es allemal wert.
Roxane Kalt hat ihre ersten Lebensjahre in Wettingen verbracht und besucht noch heute regelmässig ihre Verwandtschaft in Turgi. «Ich bin verwurzelt im Aargau», sagt sie, «im Demuth-Areal Baden zu spielen ist für mich wie Heimkommen.» Eine andere Option als die Bühne hat es für sie nie gegeben. Schon im jüngsten Kindesalter nahm sie klassischen Ballettunterricht und tourte mit dem Kinderzirkus Pipistrello durchs Land. Von 2010 bis 2013 machte sie ihre Ausbildung zum «Bachelor of Arts» in Bewegungstheater an der Scuola Dimitri in Verscio TI. Dort entdeckte sie die Clownin in sich. «Beim Tanz ging es immer um absolute Perfektion. Das hat mich teilweise blockiert. Mich selber auf die Schippe zu nehmen und über die eigenen Unzulänglichkeiten zu lachen, war wie ein Befreiungsschlag.»
In dieser Phase entwickelte sie ihre Kunstfigur «Fancy Glitter Fanciulla» und führte sie bis heute über 40-mal auf. Unter anderem im schottischen Edinburgh. «Ich wollte testen, ob mein Humor auch im Ausland ankommt. Und es hat funktioniert.»
Kalt wohnt heute in Zürich und kann seit knapp einem Jahr von ihrer Bühnenkunst leben. Sie ist Teil der Compagnie Kopfsprung, die mit vertikalem Tanztheater Häuserwände bespielt. Bei Simona Hofmanns erfolgreichem Kinderzirkusprojekt «Lampefieber» unterrichtet sie den Nachwuchs in Akrobatik. In der Vergangenheit machte sie zudem mit Live-Performances an der Art Basel und in der Fondation Beyeler (gemeinsam mit Marina Abramović) von sich Reden.
«Fancy Glitter Fanciulla» am 6. und 7. Dezember, jeweils 20.30 Uhr, Demuth Areal, Werkstatt, Oberstadtstrasse 1, Baden.