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«Jetzt lasst mich doch endlich den Ruhestand geniessen», ächzt der Motor des Weltkriegspanzers. Besitzer Pius Länzlinger fährt trotzdem los.
Von den Hunderten Fahrzeugen, die beim Militär-Oldtimer-Treffen in Birmenstorf ihre Runden drehen, zieht er mit die meisten Blicke auf sich: der US-Weltkriegspanzer vom Typ Stuart M3. Ein eher kleines Gefährt zwar – nur rund viereinhalb Meter lang und etwas mehr als zwei Meter breit –, aber mit auffälliger gelber Bemalung. Und vor allem ohrenbetäubend laut.
Durch die enge Frontklappe drängen sich drei Passagiere und danach Besitzer Pius Länzlinger in den Panzer. «Gut festhalten», ruft er, kurz bevor alle ein erstes Mal durchgeschüttelt werden. Man spürt jede Unebenheit des Bodens, als sässe man in einer Seifenkiste aus Stahl. Alle sind froh, wurde ihnen vor der Fahrt ein Helm aufgesetzt.
Der Stuart, erklärt Lenzlinger nach der Fahrt, sei deswegen ein so besonderes Gefährt, weil es sich um den ersten serienmässig gebauten Panzer der US-Armee handelte. Dank seines Leichtgewichts und seiner Wendigkeit bewährte er sich besonders zur Aufklärung. Länzlingers Modell hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Gebaut im Jahr 1942, wurde es während des Zweiten Weltkrieges erst in Nordafrika und danach in ganz Europa eingesetzt, ehe er nach Brasilien verschifft wurde und 40 Jahre im Dschungel verbrachte. Länzlinger liess den Panzer vor einigen Jahren zurück nach Europa bringen und restaurierte ihn.
Für die damalige Zeit dürfte der Stuart ein Technik-Wunder gewesen sein – aus heutiger Sicht ist im Inneren des Fahrzeugs von seiner viel zitierten Leichtigkeit nicht allzu viel zu spüren. Jeder Meter der Geländepiste in Birmenstorf fordert den Panzer und bereitet ihm hörbar Mühsal. Wird der Gang gewechselt, ertönt ein Knall. Geht es bergauf, heult der Motor auf, als wolle er rufen, «jetzt lasst mich doch endlich den Ruhestand geniessen». Besitzer Länzlinger erklärt jedoch, der Panzer sei noch fit, und der Motor eben gerade das Spezielle am Fahrzeug. Es handle sich um einen sogenannten Flugzeug-Sternmotor mit einer Leistung von über 250 PS, der Sound sei es, der sein Herz höherschlagen lasse.
Die Fahrt ist zu Ende, der Motor verstummt, der Stuart hat seine Arbeit getan. Nicht so die Passagiere: Sie müssen sich ganz schön verrenken, um durch die Klappe aus dem Gefährt auszusteigen.