Seit mehr als vier Monaten ist die neuste Grossüberbauung in Mellingen bezugsbereit. Das Interesse, dort zu wohnen, hält sich aber in Grenzen.
Ob Brasilien oder Portugal: Landesflaggen an den Fassaden weisen darauf hin, dass erste Bewohner in die 31 000 Quadratmeter grosse Siedlung Neugrüen in Mellingen eingezogen sind. Seit März ist der Grossteil der Wohnungen bezugsbereit, seit Juni sind es alle.
Doch 73 der 165 Mietwohnungen sind noch frei, bei den Eigentumswohnungen sind es 23 von 33. Hie und da erweckt die Siedlung deshalb noch den Eindruck einer Filmkulisse. Der Brunnen plätschert auf dem zentral innerhalb der Siedlung gelegenen Neugrüenplatz. Die Erbauer hoffen, dass sich hier dereinst Alt und Jung begegnen – auf dem Platz soll das geplante Café seinen Freiluftbereich errichten.
Von den 18 Gewerbeflächen sind erst fünf vermietet: drei an einen Kinderhort und zwei an die Gemeinde, für den Kindergarten. Auf der Facebook-Seite des Neugrüens stehen Vorschläge, wie die restlichen Gewerbeflächen genutzt werden könnten, zum Beispiel: ein Velo-Shop, ein Blumengeschäft oder eine Apotheke. Eine solche hat es allerdings gleich gegenüber im Geerig-Einkaufszentrum. Bereits angelaufen ist die Stromproduktion: Das Sonnenkraftwerk auf den Dächern des Neugrüens besteht aus 1800 Photovoltaikmodulen.
118 Millionen Franken zahlte die Credit-Suisse-Anlagestiftung (CSA) mit Sitz im Zürcher Sihlcity für den Bau des Neugrüen-Quartiers. 251 Liegenschaften im Wert von 5,4 Milliarden Franken besitzt der Bereich Schweizer Immobilien der CSA, wie dem Quartalsbericht von Ende 2013 zu entnehmen ist. Darin heisst es: «Die Anlagegruppe investiert mehrheitlich in gut gelegene rentable und problemlos vermietbare Mehrfamilienhäuser in Agglomerationsnähe.»
Dass viele Wohnungen leer bleiben, überrascht die CSA nicht. Laut Caroline Stössel, Mediensprecherin der Credit Suisse, wurde der Leerstand einkalkuliert. Um den ersten Mietern das Wohnen auf einer Baustelle zu ersparen, habe man alle Einheiten des Neugrüens gleichzeitig fertiggestellt. Und: «Eine Überbauung mit 198 Einheiten kann eine Gemeinde mit 5000 Einwohnern nicht innerhalb kurzer Zeit absorbieren. Die Vermarktung eines so grossen Projekts braucht Zeit», schreibt Stössel auf Anfrage. Das Neugrüen wird von der Advendis AG aus Zug vermarktet.
Deren einziger Verwaltungsrat Ivan Schweizer leitete früher bei der Credit Suisse in der Abteilung Immobilien-Vermögensverwaltung den Fachbereich Immobilien-Vermarktung.
Auch zwei Firmen aus Baden engagieren sich: Die Markstein AG und die Privera AG wurden mit der Aufgabe betraut, Mieter und Käufer für die Wohnungen und Gewerbeflächen zu suchen.
Leere Wohnungen bis 2017?
«Das Interesse am Neugrüen ist da und es werden laufend neue Verträge abgeschlossen», schreibt Caroline Stössel. Die CSA rechnet damit, dass bis in drei Jahren alle Einheiten des Neugrüens vermietet und verkauft sind.