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Der Pizzakurierdienstes Dieci gerät in die Kritik, weil Mitarbeiter Geschäftsautos vor der Filiale auf dem Trottoir parkieren. Der Geschäftsführer wehrt sich.
Wer die Kreuzung beim Brückenkopf Ost bei der Hochbrücke regelmässig passiert, ist wohl schon oft Zeuge brenzliger Situationen geworden. Diese entstehen vor allem dann, wenn Fahrzeuge von Wettingen kommend Richtung Ennetbaden abbiegen wollen. Erstens muss man geradausfahrenden Velos den Vortritt lassen, zweitens gilt es oft noch Fussgänger über den Zebrastreifen zu lassen. Die Folge: Der Verkehr gerät ins Stocken, es bildet sich Rückstau. Seit Ende letzten Jahres zudem noch Ampeln bei der Einmündung Schartenstrasse in Betrieb genommen wurden, bildet sich zu Spitzenzeiten ein zusätzlicher Rückstau bis hinauf zur Kreuzung.
Als wäre die Situation nicht schon heraufordernd genug, kommen noch «Dieci»-Autos dazu, die vor der Filiale ihre Fracht aufnehmen, um sich dann wieder möglichst flüssig in den Verkehr einzugliedern. Kürzlich erhielt die Redaktion ein Schreiben von einem Leser: «Man kann jeden Tag beobachten, wie die Autos vor dem Laden auf dem Trottoir parkieren und zum Teil haarsträubende Manöver produzieren. Und das an einer Kreuzung mit vielen Risiken. Wie ist es möglich, dass die Polizei nichts unternimmt ? Muss zuerst ein Unfall passieren?», fragt er.
Hermann Blaser, stellvertretender Kommandant der Stadtpolizei Baden, hält dazu fest: «Es existieren keine Ausnahmebewilligungen für Pizza-Kurierdienste oder ähnliche Firmen. Im Rahmen unserer Patrouillentätigkeit werden alle fehlbaren Lenker gebüsst – Pizzakuriere wie auch Kunden, die dort parkieren.» Laut Art. 240 des Ordnungsbussengesetzes ist es untersagt, auf einem Trottoir zu parkieren, wo dies Signale oder Markierungen nicht ausdrücklich zulassen, selbst wenn für die Fussgänger ein Streifen freibleibt. Das Halten für den Güterumschlag ist hingegen erlaubt, sofern ein 1,5 Meter breiter Streifen freibleibt.
Weil an dieser Stelle nicht nur das Parkieren auf dem Trottoir geahndet werde, sondern auch noch ein Fussgängerstreifen in der Nähe ist, kann die Busse schnell einmal 120 Franken betragen respektive der Verstoss bei Überschreiten von Zeitlimiten sogar eine Verzeigung nach sich ziehen. Hat die Polizei keine Handhabe, das Unternehmen in die Pflicht zu nehmen? «Nein, wir können nur die jeweiligen Lenker zur Rechenschaft ziehen und bei Fehlverhalten büssen.»
Die Kreuzung sei tatsächlich nicht ganz ohne, bestätigt auch Blaser. «Und trotzdem erhalten wir fast keine Meldungen oder Reklamationen.» Blaser: Wäre das der Fall, «dann würde die Stadtpolizei den Kontrolldruck vor Ort erhöhen und nach einer Lösung mit dem Kanton suchen, da es sich bei besagter Strasse um eine Kantonsstrasse handelt».
Philippe Herrmann, seit 2016 Geschäftsführer des «Dieci» in Baden, ist sich der Problematik durchaus bewusst. «Ich halte meine Leute immer an, genügend Abstand auf dem Trottoir zu lassen, sodass Fussgänger passieren können und fordere sie auf, jeweils wieder vorsichtig auf die Strasse zu fahren.» Betreffend der An- und Wegfahrten und den Haltesituationen gebe es sicherlich noch Verbesserungspotenzial, räumt Herrmann ein. Weil man aber darauf achte, immer genügend Freiraum für die Fussgänger zu lassen, seien seine Fahrer wohl noch nicht allzu oft gebüsst worden.
Herrmann gibt zu bedenken, dass während der Sommerferien weniger los war, wodurch die Fahrzeuge vermehrt stillgestanden und so auch mehr aufgefallen seien. Eigentlich wäre der Innenhof auf der Rückseite des Gebäudes für den Umschlag vorgesehen. «Doch wegen der sich dort befindenden Garage ist der Platz oft mit Autos zugestellt, weshalb wir auf das Trottoir ausweichen müssen.» Ideal sei das gewiss nicht, doch es gebe schlicht keine andere Lösung. «Bis jetzt hat es zum Glück keinen Unfall mit unseren Autos gegeben. Aber ganz wohl ist mir mit der heutigen Situation auch nicht.» Weshalb sucht Herrmann nicht einfach einen anderen Standort? «Ich bin lediglich Franchise-Nehmer hier. Auf die Standortwahl habe ich keinen Einfluss.»