Baden
Diese drei CVP-ler wollen Geri Müller vom Thron stossen

Mit Markus Schneider war zu rechnen, mit Reto Schmid auch – nun bringt sich aber auch noch Bernhard Schmid ins Spiel um das Amt des Badener Stadtammanns.

Martin Rupf
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Markus Schneider, Bernhard Schmid und Reto Schmid (v.l.n.r.)

Markus Schneider, Bernhard Schmid und Reto Schmid (v.l.n.r.)

AZ

Am 24. September 2017 finden in Baden die Gesamterneuerungswahlen statt. Und bereits jetzt zeichnet sich ein heisser Wahlkampf ab. Als ob die Ausgangslage mit dem amtierenden Stadtammann Geri Müller (Team), Vizeammann Markus Schneider und wohl auch Erich Obrist (parteilos) nicht schon für genug Spannung gesorgt hätte, überrascht die CVP Baden nun mit folgender Ankündigung: «Drei Persönlichkeiten der CVP Baden haben dem Vorstand ihr Interesse signalisiert, im kommenden Jahr für das Amt des Stadtammanns zu kandidieren. Es sind dies: Vizeammann Markus Schneider, Bernhard Schmid und Reto Schmid.»

Während mit der Kandidatur von Schneider und Reto Schmid zu rechnen war, kommt die Ankündigung von Bernhard Schmid überraschend. «Mich reizt das Amt des Stadtammanns von Baden, weil ich Verantwortung übernehmen will und denke, dass ich die Stadt unbelastet und über die Parteigrenzen hinweg vernetzt in eine erfolgreiche Zukunft führen kann», so der 41-jährige Bernhard Schmid. Er sei schon vor vier Jahren als möglicher Kandidat angegangen worden, habe damals aber aus beruflichen Gründen verzichtet. «Bis jetzt war die Ausgangslage, wie ich oft höre, so, dass sich kaum eine für alle bürgerlichen Parteien tragfähige Lösung für den Stadtammann abzeichnete.»

Er sei in den letzten Monaten von verschiedenen Seiten dazu ermutigt worden, diesen Schritt zu tun. «Es ist ganz klar kein spontaner Hüftschuss, sondern ich habe mir die Kandidatur reiflich überlegt», betont Schmid. Es sei jetzt Aufgabe der Parteileitung, ein sauberes Nominationsverfahren durchzuführen. Schmid glaubt nicht, dass seine Kandidatur die Partei vor eine Zerreissprobe stellen wird. «Ich für meinen Teil werde es auf jeden Fall vermeiden, ein Schlamassel anzurichten.» Und: «Für mich ist klar: Es kann nur einen bürgerlichen Kandidaten geben im Wahlherbst 2017. Ohne Sukkurs der Parteien werde ich nicht antreten.»

Anders als seine Kontrahenten Reto Schmid und Markus Schneider verfügt Bernhard Schmid über keine Legislativ- oder Exekutiverfahrung. Und doch ist er mit der kommunalen Politik vertraut. So gehörte er von 2002 bis 2012 dem Vorstand der CVP Baden an und war zwischen 2002 und 2005 bei der Rettung beziehungsweise finanziellen Sanierung der Halle 36 federführend. Zudem zeichnete er massgeblich dafür verantwortlich, dass im Frühling 2013 beim Konkurs der Kinderkrippe Häsliburg eine Nachfolgelösung realisiert werden konnte. Seit 2006 ist Schmid Brödlimeister der Spanischbrödlizunft. Seit 2013 besitzt der Kommunikationsberater in Zürich eine Kommunikationsagentur. Er ist verheiratet und Vater zweier Buben.

Schneider nimmts sportlich

Reto Schmid – übrigens der Cousin von Bernhard – hat bereits mehrmals betont, dass er vom Ausgang der Grossratswahlen am 23. Oktober abhängig mache, ob er als Stadtammann antreten wolle. Vom 25. Listenplatz schaffte er es auf den ersten Ersatzplatz. «Natürlich war mein Ziel die Wahl», sagt Reto Schmid. «Aber die vielen Panaschierstimmen in der Stadt Baden lassen den Schluss zu, dass die Wähler ‹den Schmid› wieder in der Politik haben wollen.» Die Situation im Stadtrat erachte er derzeit als völlig blockiert. «Es braucht jetzt ein neues Team; nicht nur einen neuen Stadtammann. Ich denke, ich könnte mit meiner Erfahrung dazu beitragen, diese Blockadesituation zu lösen», sagt Schmid, der während 15 Jahren (1993 bis 2008) die CVP im Einwohnerrat Baden vertrat und während fünf Jahren (2009 bis 2013) Stadtrat (Sicherheitsvorsteher) war. «Von verschiedenen Seiten wurde mir immer wieder attestiert, einen guten Job gemacht zu haben und ich wurde ermuntert, wieder anzutreten. Ich glaube, ich könnte mehrheitsfähig sein als Stadtammann-Kandidat und die Zeit dafür ist jetzt reif.»

Schmid ist überzeugt: «Es braucht nun wieder Unternehmer im Stadtrat mit klaren Visionen, die auch unbequeme Entscheidungen treffen können und diese konsequent durchziehen.» Dass er selber dieses Jahr die Schliessung seines Möbel- und Wohngeschäfts «Form+Wohnen» bekannt geben musste, erachtet Schmid nicht als Widerspruch: «Ich habe diesen harten Entscheid getroffen zugunsten einer wirtschaftlicheren und besseren Lösung und damit Leadership bewiesen.» Der 42-jährige Schmid und seine Frau haben einen Sohn.

Beide Schmids betonen, sie hätten Vizeammann Markus Schneider vorgängig informiert und dieser habe die Nachricht sportlich aufgenommen. «Ja, ich nehme die Kandidaturen zwar sportlich», aber: «Natürlich wird die Herausforderung dadurch nicht kleiner; ich hätte mir eine ruhigere Nomination gewünscht», sagt Schneider. Gleichzeitig kann er der Konstellation auch Positives abgewinnen: «Wenn ich mich im internen Rennen durchsetze, gehe ich gestärkt in den Wahlkampf.» Persönlich halte er an seiner Strategie fest. «Bei den letzten Stadtammann-Wahlen bin ich beim 2. Wahlgang nicht mehr angetreten und habe mich dafür bei den Erneuerungswahlen als Vizeammann aufstellen lassen.

Damals habe ich zusammen mit der Partei diese Strategie festgelegt, im Herbst 2017 dann als Stadtammann anzutreten.» Der 51-jährige Schneider – er war bei den letzten Gesamterneuerungswahlen best gewählter Stadtrat, noch vor Ammann Geri Müller – glaubt, dass er auch parteiintern intakte Chancen hat. «Ich meine, ich verfüge über einen guten Leistungsausweis. Es wird mir auch von verschiedensten Seiten attestiert, gute Arbeit geleistet zu haben in den letzten Jahren.» So habe er einige grosse Projekte und Kredite durch Einwohnerrat und Urnenabstimmungen gebracht sowie das Bäderprojekt entscheidend vorangetrieben. Schneider ist seit sechs Jahren Stadtrat, wovon drei als Vizeammann. Der ausgebildete Turn- und Sportlehrer ist Vater dreier Kinder und Mitglied der Geschäftsleitung der Securitas AG in Olten.

Gotter will Stadtrat bleiben

Was sagt Co-Präsident Simon Binder zur neuen Ausgangslage mit vier Stadtratskandidaten, davon zwei Bisherigen? «In erster Linie ist es eine komfortable Situation, dass die CVP offensichtlich über derart viele Persönlichkeiten verfügt, die sich in den Dienst der Stadt Baden stellen wollen.» Der Vorstand habe die Kandidaturen zur Kenntnis genommen und werde nun gemeinsam mit der Fraktion über das weitere Vorgehen beraten und zu gegebener Zeit die Öffentlichkeit informieren. Dass die Partei mit der Kandidatur von Reto und Bernhard Schmid vor einer Zerreisprobe stehe, glaubt Binder nicht: «Mit einem fairen, sauberen und transparenten Auswahlverfahren werden wir dies zu verhindern wissen.»

Wie der Mitteilung zu entnehmen ist, «will sich auch Stadtrat Mathias Gotter weiter für sein Amt als Stadtrat zur Verfügung stellen». Auf Nachfrage ergänzt Gotter – auch er ein Cousin von Schmid: «Ich will Stadtrat bleiben. In der laufenden Legislatur habe ich viel gearbeitet und möchte mit grosser Motivation die sehr spannende Arbeit fortsetzen. Ich plane keine Kurzeit-Politkarriere.»