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Vier sind es, die in Baden für das Amt des Stadtammanns kandidieren. Hier verraten sie, was sie im Wahlkampf so bewegt – auch während Sommerferien und Badenfahrt.
Alle 20 Jahre kollidiert die Badenfahrt mit dem Wahlkampf einer Gesamterneuerungswahl. 1977 gab es keine aufregenden Wahlen. 1997 war nur der Kampf spannend um den zweiten SP-Sitz von Hans-Ulrich Gersbach, den ihm die SVP mit Ursula Huber streitig machte. Der Vollständigkeit halber sei hinzugefügt, dass im Bäderfest-Jahr 1985 die CVP-interne Ausmarchung und die wilde Kandidatur Peter Conrads gegen André Roth für Aufhebens sorgte.Wohl kaum je zuvor war aber die Ausgangslage in einem Badenfahrt-Jahr so brisant wie diesmal. Mit Sandra Kohler, Geri Müller (bisher), Erich Obrist und Markus Schneider erheben gleich vier Kandidierende Anspruch auf das Stadtammannamt.
Sandra Kohler arbeitet während der Sommerferien für die Kandidatur, betreut Kommunikationskanäle (Social Media) und ist im «Kafi Sandra» im Einsatz. Während der Badenfahrt ist sie als OK-Mitglied eingebunden, täglich unterwegs und in Beizen tätig. «Intensiv wird es die letzten drei Wochen vor dem Wahlsonntag», so Kohler.
Er habe Sommerferien und Badenfahrt als Auflockerung für alle in die Mitte des Wahlkampfes gelegt, so sieht es Geri Müller. Ab Juli konzentriert sich die Präsenz von Erich Obrist auf die Innenstadt. «Sommerferien müssen sein, und die Badenfahrt ist ein Ausnahmezustand, der ohne Wahlkampf stattfinden soll», behauptet er, ist doch Obrist in vier Beizen im Einsatz oder beim frühmorgendlichen Putzen anzutreffen.
«Der Wahlkampf wird durchgezogen», sagt Markus Schneider knallhart, doch ein bisschen Ferien gibt es dennoch als kurze Verschnaufpause.
Geri Müller konzentriert sich in erster Linie auf die Arbeit. «Die Badener und Badenerinnen kennen mich». Er will sich weiter austauschen im persönlichen Gespräch, und setzt Mittel zur Positionierung ein. Erich Obrist setzt auf eine kreative Kampagne, «die sich angenehm vom Mainstream abheben wird». Gestartet ist er mit Videobotschaften, Standaktionen in Quartieren und dem Flyer – der als Bastelbogen nutzbar ist. Plakate und Newsletter per E-Mail – «massvoll und gezielt», sagt er.
Markus Schneider will alle Werbekanäle und Möglichkeiten nutzen. Und er werde mit der täglichen politischen Arbeit zeigen, dass er bereits gute Lösungen für die Stadt erarbeite. Für Sandra Kohler ist der Austausch sehr wichtig. Man trifft sie im Kafi Sandra, auf diversen Plattformen, so beim Stadtgespräch (Website) und auf Facebook. Die Plattform Stadtgespräch würde sie als gewählte Frau Stadtammann weiter betreiben, verspricht sie.
Als gute Ergänzung und «Spass, unmittelbar reagieren zu können», betrachtet Obrist Social Media. Er ist aktiv auf der eigenen Facebook-Seite – seit dem Wahlkampf 2015 hat er über tausend Freunde und Freundinnen. Für Schneider sind sie «wichtig, dürfen aber nicht überbewertet werden». Er setzt mehr auf persönlichen Kontakt und Gespräche, um zu überzeugen.
«Sehr wichtig» sind sie für Kohler. Sie interagiert regelmässig und schätzt die Flexibilität und den direkten, schnellen Draht zu den Leuten, die «liken, teilen, kommentieren, loben und kritisieren» können. «Das werden wir noch sehen», so Müllers Kommentar.
Markus Schneider nimmt an vielen Veranstaltungen teil und ist täglich in der Stadt und oft in den Quartieren anzutreffen, verspricht er. Auch Sandra Kohler ist viel in Baden unterwegs und verschiedenenorts anzutreffen. Samstags im Kafi Fiori im Einsatz, und sie ist angefragt worden für Speed Datings im Chrättli, bei der Cordulazunft. Und es werden weitere folgen.
«Das ist meine Stärke», sagt Geri Müller. Mit jedermann austauschen, auch bei unterschiedlichen Sichtweisen, Neues erfahren und lernen – und das in die Gestaltung der Stadtpolitik mitnehmen. Samstags auf dem Markt und auch sonst oft in der Stadt, wird Erich Obrist anzutreffen sein – «wo ich gute Begegnungen erlebe und anregende Inputs erhalte». Präsenz sei wichtig, «ich will mich aber nicht aufdrängen», fügt er an.
«Aufbruch in Baden», titelt Sandra Kohler. Frischer Wind, sie sei ohne Verbandelungen oder politische Vorgeschichten. Themen: Finanzen, Verkehr, Stellenwert Kultur. Vermarktung Badens als Kurort/Tourismusdestination (mit neuem Bad) sowie Wirtschaftsstandort. Wieder Stolz und Begeisterung in Baden wecken. «Um die beste Lösung zu finden, schaue ich alle möglichen Lösungen an», erklärt sie.
«Mein Inhalt ist die Stadt und die vielen tollen und kreativen Menschen», die sich hier täglich begegnen, so der amtierende Stadtammann Geri Müller. Er stehe ein für eine Stadt der Gegensätze, der Verbindungen, in der man sich gegenseitig respektiere und unterstütze, «für eine Welt, die für uns alle Heimat sein soll».
Erich Obrist: «Baden braucht» Führung, 2. gute Schulen und Tagesbetreuung. 3. Kultur und belebte öffentliche Räume. 4. Braucht und stiftet Identität. 5. kombinierte Mobilität.
Markus Schneider will Baden wieder lebensfroh machen: attraktive Quartiere, breite Einkaufsmöglichkeiten, gute Schulen mit Betreuungsangebot, Raum für Kultur, Kunst und Sport. Will weiterhin den Wirtschaftsstandort stärken und Sicherheit bezüglich städtischer Finanzen. Er will als Stadtammann eine kundenfreundliche schlanke Verwaltung führen – nicht verwalten.
«Ich will mich gar nicht abheben. Ich bin ein Mensch, wie jeder andere auch», erklärt Geri Müller. Er arbeite gerne für die Menschen fühle sich als Teil dieser Stadt. Die Wählenden würden ihn kennen und wissen, woran sie sind. «Mein Leistungsausweis ist öffentlich, jede und jeder kann ihn selbst bewerten.» Man wisse, dass er in verschiedenen politischen Gremien der Stadt aktiv gewesen sei , doch erst anderthalb Jahre im Stadtrat mitarbeite, sagt Erich Obrist. «Ein gesunder Mix aus kommunalpolitischer Erfahrung und unverbrauchtem Denken», und nicht an Parteiideologien gebunden.
Er setze auf seinen Rucksack als Bauvorsteher und Vizeammann, so Markus Schneider. Er verfügt über viele Jahre Führungserfahrung in der Privatwirtschaft und im Militär. Dies und seine lösungsorientierte, kompetente Arbeitsweise unterscheide ihn von den anderen. Er setzt auf das Spitzenresultat als best gewählter Stadtrat bei den vergangenen Wahlen.
Den «ganz anderen Rucksack» und dass sie «dadurch die Dinge anders anpacken könne, sieht Sandra Kohler als ihre Trümpfe: «Unbeschwert, mutig, sach- und lösungsorientiert. Ich bringe den so wichtigen Blick von aussen mit», erklärt sie. Und das mit «grosser Freude, Motivation, Führungserfahrung, Tatendrang, Entscheidungsfreudigkeit und viel Energie».
15 Personen sind es im Wahlkomitee bei Obrist, plus rund 70 weiter unterstützende Personen (Tendenz steigend). Bea Meyer ist wie vor zwei Jahren Wahlkampfleiterin. Im Wahlkampfteam von Schneider, geleitet von Reto Huber, sind sechs Personen. Aktiv ist zudem ein 28-köpfiges, überparteiliches Unterstützungskomitees.
Sparringpartner, «beispielsweise mein Lebenspartner und weitere Persönlichkeiten aus verschiedensten Bereichen» unterstützen mich, berichtet Kohler. «Ich habe die Menschen noch nie gezählt vor den Wahlen, nach den Wahlen werden wir die Anzahl kennen», sagt Müller zu diesem Punkt.
Alle Badenerinnen und Badener, für deren Bedürfnisse er sich aktiv einsetze: gute Schulen, wohnliche Quartiere, Räume für Kultur, ideale Verkehrsverbindungen, Ansiedlung von Firmen und Sicherheit in den städtischen Finanzen, so Markus Schneider. Schulraumplanung, Schulhausplatz, Bäder, Kurtheater stehen dafür, dass er Projekte realisieren könne.
«Menschen, die sich einen Aufbruch für Baden wünschen, die eine starke Veränderung wollen und sich für einen neuen Weg entscheiden», ortet Sandra Kohler ihre Wähler. Mutige Menschen, die sich neue Dynamik für Baden wünschen. Ich bin überzeugt, dass ich auch Neuwähler mobilisieren kann, die dank meiner Kandidatur nun wieder Lust haben, zu wählen.
«Menschen, die an sich glauben, bei sich sind und bereit sind, ihre Fähigkeiten und Stärken mit anderen zu teilen», erklärt Geri Müller. Es sind Menschen, die die Freiheiten von anderen schätzen und sich diese auch selber gönnen, sie sehen das Gute im Anderen und können Unzulänglichkeiten verzeihen.
«Im Prinzip alle Badenerinnen und Badener, die vom schematischen Links-rechts-Denken genug haben und der Meinung sind, ohne starre Parteischranken sei die Zukunft unserer Stadt besser zu gestalten», ist Erich Obrist überzeugt: «Meine Wählerinnen und Wähler kommen aus allen Kreisen, stehen ein für ein urbanes, offenes Baden und identifizieren sich mit unserer lebensfrohen Stadt.»
Ihre Authentizität, der offene Dialog und das Interesse für ihre Anliegen und Ideen sollen mobilisieren, sieht es Kohler: «Die Menschen spüren, dass meine Kandidatur eine Herzensangelegenheit ist», sagt sie hoffnungsvoll. Sie will sich für die Menschen, die in Baden leben und arbeiten, als Frau Stadtammann einsetzen. Und Müller: «Die Lust auf Mitbestimmung soll die Leute an die Urne holen.» Die Freiheit, «die wir hier haben, muss immer wieder erarbeitet werden». Er wünscht sich, dass dies möglichst viele auch so sehen. – Und dann wohl auch seinen Namen drauf schreiben.
Lust auf das Amt des Stadtammanns und der Fokus auf seine Kernthemen sollen die Wähler Erich Obrist wählen lassen. Auch er will die Hoffnung auf einen vertrauensvollen Neustart verkörpern. Und Markus Schneider: «Alle wollen einen Neustart in Baden». Er sei bereit. «Mit meiner Kompetenz und meiner Erfahrung motiviere ich auch klassische Nicht-Wähler, diesen Neuanfang herbeizuführen.»
Müller verwendet das Geld, das reinkommt und legt rund 20 000 Franken aus dem eigenen Sack dazu. «Mit dem Überschuss gibt es wie immer eine Abschlussparty», heisst es optimistisch. Bei Obrist werden für den ersten Wahlgang 20 000 Franken budgetiert. Ohne Parteiunterstützung dürfte der eigene Beitrag relativ gross sein. «Einige Zehntausend Franken» sind es bei Schneider, die Differenz zu den Spendengeldern wird selber gedeckt. Kein fixes Budget hat Kohler. «Wenn ich eine neue Idee habe, dann setze ich diese um». Sie bezahlt den Grossteil aus dem eigenen Sack.
Erich Obrist: Die Gold- oder Silbermedaille sind das Ziel. Keine weiteren Prognosen, nur der Wunsch nach einem fairen Wahlkampf. Markus Schneider: Mein Ziel ist der erste Platz. Was dahinter ist, werde man am 24. September sehen.
Sandra Kohler: Ich bin überzeugt von meiner Wahlchance. Somit gibt es nur eine logische Antwort: Rang 1, dahinter folgen nach ihrer aktuellen Einschätzung Schneider, Obrist dann Müller. Geri Müller: «Unter den ersten vier» (scherzhaft). Die Reihenfolge der andern überlasse er ihnen.