Startseite
Aargau
Baden
Vor vier Jahren wanderte der Würenlinger Heinz Schneider nach Bali aus. Für die Fasnacht kehrt er in sein Heimatdorf zurück.
12'000 Kilometer ist Heinz Schneider für die Fasnacht gereist. Von Bali nach Würenlingen. Hier ist er aufgewachsen, hier hat er den Grossteil seines Lebens verbracht, ehe er vor knapp vier Jahren auf die indonesische Insel im Indischen Ozean auswanderte. «Es ist schon sehr frisch», sagt er zur Temperatur in Würenlingen und lacht. Ein spitzbübisches Lachen. Um die Augen des 46-Jährigen bilden sich kleine Falten.
Heinz Schneider geniesst seine Freiheit. Ohne Ehefrau, ohne Kinder. Seine Habseligkeiten passen in einen einzigen Rucksack. Die restlichen Besitztümer hat er bis auf seine Eigentumswohnung verkauft, als er sich dazu entschloss, der Schweiz den Rücken zu kehren. Von langer Hand geplant war das nicht.
Im Sommer 2016 verbrachte er Ferien auf Bali und verliebte sich. In das warme Wetter, das Leben – so ungeregelt und anders als in der Schweiz – und die Lockerheit der Bevölkerung: «Sie haben nichts und sind trotzdem glücklich.» Der gelernte Programmierer befand sich an einem Scheidepunkt in seinem Leben. Weiter in seinem Beruf arbeiten, der ihn zunehmend unglücklicher machte, oder ein neues Kapitel aufschlagen. «Ich habe mich gefragt, ob das alles so noch Sinn macht und bin über die Bücher gegangen.» Heinz Schneiders Rechnung geht auf. Er schliesst die laufenden Aufträge ab, zwei Monate später sitzt er im Flieger. Ohne Retourticket.
«Ich habe diesen Schritt nie bereut, verspüre kein Heimweh», sagt er. Und doch sitzt er nun wieder im Restaurant Sternen in Würenlingen. Etwa 15 Grad kühler ist es als in Legian, der balinesischen Küstenstadt, wo er ein Apartment bewohnt. Schneider nimmt einen Schluck Mineralwasser. Trommelt mit den Fingern auf den Holztisch. Die Fasnacht holt ihn bereits zum zweiten Mal zurück. Das erste Mal war vor zwei Jahren, als die Würenlinger Narren ihr 50-jähriges Bestehen feierten. «Wenn du hier aufgewachsen bist, hast du die Fasnacht einfach im Blut.»
Schneider war Gründungsmitglied der «Eichlefääger» – eine von drei Guggenmusiken im Dorf. Zudem amtete er viele Jahre in der Fasnachtsgesellschaft. Für einen Besuch könnte er sich keinen besseren Zeitpunkt vorstellen, sagt er: «Viele kommen über die fünfte Jahreszeit heim, an der Fasnacht treffen sich alle wieder.» Zwischen dem Schmutzigen Donnerstag und Aschermittwoch sei das halbe Dorf auf den Beinen.
Am meisten freut sich Schneider auf den Sonntag, wenn sich wieder aufwendig gebaute Wagen unter den Augen Tausender Schaulustiger die Dorfstrassen hinabschlängeln. Für Schneider das Highlight der Fasnacht: «Unser Umzug ist einfach einmalig.»
Die Bilder vom Jubiläumsumzug:
Der Fasnachtsumzug startet am Sonntag, 23. Februar, um 14 Uhr. Wir berichten live aus Würenlingen ab zirka 10.30 Uhr.
Was die Zukunft noch für ihn bereit hält, weiss Heinz Schneider nicht. Langfristig zu planen, sei schwierig, sagt er. «Du weisst nie, was passiert.» Vergangenes Jahr wurde der amtierende Präsident Indonesiens, Joko Widodo, wiedergewählt. Eine grosse Erleichterung für Schneider. Und für einen Grossteil der balinesischen Bevölkerung. «Eine riesige Angst ging um, dass sein Kontrahent gewinnen könnte», erzählt Schneider. Nur acht Prozent der balinesischen Stimmbürger gaben dem ehemaligen Militärgeneral Prabowo Subianto ihre Stimme. «Doch die nächsten Wahlen in vier Jahren könnten alles kippen», sagt Schneider. Sorgen bereitet ihm das nicht. Sein Rucksack ist schnell gepackt, seine Reiselust ungebrochen: «Es gibt viele schöne Ecken auf diesem Planeten.»
Irgendwann wieder gänzlich in die Schweiz zurückzukehren kann sich Heinz Schneider nicht vorstellen. Seinem Heimatdorf während der Fasnacht weitere Besuche abzustatten; das hingegen schon.