Cedric Hählen besteigt die höchsten Gipfel der Erde – jetzt will er Neuland beschreiten. Anfang 2012 will er den 8080 Meter hohen Gasherbrum 1 besteigen, und zwar im Winter. Er will eine Route gehen, die noch niemand zuvor genommen hat.
Ein Mann steht ausser Atem auf dem Gipfel eines Achttausenders und filmt sich selber. Er trägt eine Skibrille und eine dicke Daunenjacke. Sein Gesicht ist rot angelaufen, er hat geschwollene Lippen und sagt: «Ich bin oben.» Dann schwenkt er die Kamera auf den Abgrund unter sich und sagt: «Jetzt muss ich nur noch runter kommen.»
Willkommen in Hählens Welt
Die Szene stammt aus einem Film, den der 30-jährige Cedric Hählen im Rahmen eines Vortrags zeigt. Der Film wurde Anfang Jahr auf dem Kangchendzönga gedreht, einem Berg von 8586 Metern Höhe an der Grenze zwischen Nepal und Indien.
Höher hinaus als Cedric Hählen kann man nicht. Jedenfalls nicht zu Fuss. Er hat schon Dutzende von Gipfeln erklommen, darunter auch zwei Achttausender: K2 und Kangchendzönga.
Anfang 2012 will Hählen mit einem fünfköpfigen Expeditionsteam nun Neuland beschreiten. Er will den 8080 Meter hohen Gasherbrum 1 besteigen, und zwar im Winter. Er will eine Route gehen, die noch niemand zuvor genommen hat. Und er will eine Überschreitung wagen, das heisst er wird auf der einen Seite des Berges hochsteigen und auf der anderen Seite wieder hinunter. «Das wurde an einem Achttausender im Winter noch nie gemacht», sagt Hählen.
Einen Talisman nimmt er nicht mit. «Ich habe keine Angst – aber ich bin auch nicht zu stolz umzukehren, falls es Probleme geben sollte.» Machen sich die Eltern keine Sorgen? «Die haben sich längst mit meinen Expeditionen abgefunden», so Cedric Hählen.
Drei Monate auf dem Berg
Hählen wird im Januar nach Pakistan fliegen, ins Basislager des Gasherbrum 1. Er hat dann bis zum 20. März Zeit, den Gipfel zu erklimmen. Ein Tag darauf ist offizieller Frühlingsbeginn und die Expedition würde nicht mehr als Winterbesteigung anerkannt. Eine Winterbesteigung gilt als alpinistische Höchstleistung. «Die Bedingungen sind schwieriger als im Sommer», sagt Hählen. Das Wetter sei meist schlecht: «Es ist sehr, sehr kalt.» Es werde minus 20 Grad oder kälter. Zudem würden die Temperaturen im Zelt nie über den Gefrierpunkt steigen. «Wärmer wird es nur, wenn die Sonne scheint, aber das ist fast nie der Fall», so Hählen.
Bei diesen Bedingungen wird Hählen nicht viel Zeit haben, den Blick über die Welt aus 8080 Metern Höhe zu geniessen. «Wenn man auf dem Gipfel ist, will man so schnell wie möglich wieder runter», so Hählen. Es bleibt also nur Zeit für einen kurzen Film, dann beginnt der Abstieg – auf der anderen Seite des Berges.
Vortrag von Cedric Hählen: Aula Kantonsschule Baden, heute Montag, 21. November. www.expeditionsnews.ch